Nina fährt Wingfoil

Wingfoilen – die neue Trend-Sportart für Frauen?


Pauline PickerText / Fotos

Wingfoil FehmarnFotos

Kraftvoll drückt der Wind in den Wing und hält ihn wie von selbst in der Luft. Eine minimale Änderung des Winkels und das Brett reagiert direkt auf die Richtungsänderung. Jetzt – Pumpen! Das Brett hebt ab und wird vom Foil einen halben Meter über der Wasseroberfläche gehalten. Mühelos schneidet das Foil durch die Wellen und lässt das Brett ganz ruhig über dem Wasser schweben.
Klingt traumhaft? Aber irgendwie schwer vorstellbar, wenn nicht sogar unlogisch?
Auch mir war es rätselhaft, wie dieses „Foil“ funktionieren soll und wie es das Brett mitsamt meiner 75 kg aus dem Wasser heben will. Fasziniert hat es mich dennoch, weswegen ich einen Wingfoil-Kurs auf der schönen Ostsee-Insel Fehmarn besucht habe und lernen durfte, warum Wingfoilen für Frauen eine besonders geeignete Sportart ist.

Entspannte Atmosphäre und ein familiäres Lernumfeld

Samstagmorgen 9:30 Uhr, Parkplatz Burgstaaken am Burger See. Vereinzelte Wassersportler:innen breiten ihr Equipment zwischen den bunten „Wingfoil Fehmarn“-Fahnen auf der Wiese aus. Man kennt sich. Der Ton ist familiär, es wird gelacht, ein Fistbump hier und da. Ich stehe an der Hecktür meines Vans, nippe am Kaffee und beobachte das Treiben. Chef Malte und seine Coaches Basti und Kim parken ihre bunt beklebten Vans neben mir, begrüßen alle herzlich und laden Unmengen an Brettern und Wings aus. Malte hat die Wingfoil-Schule 2020 gegründet und ist ein echter gebürtiger Fehmarn-Local! Mit seinem kleinen Team hat er sich ausschließlich aufs Wingfoilen spezialisiert und daher auch für jede Könnensstufe die passende Ausrüstung parat. Um 10:00 Uhr wird mein erster Kurs beginnen – der „Schnupperkurs“, bei dem ich das erste Mal mit Wing auf einem Brett stehen werde. Ich war ein bisschen enttäuscht, dass der „Einsteigerkurs“ bereits ausgebucht war und sich kein Foil an der Unterseite meines Bretts befinden würde – im Nachhinein sollte das aber eine gute Sache sein.

SURFEN, WINDSURFEN, KITEN, SUPen, FOILEN ─ wer blickt denn da noch durch? SURFEN, WINDSURFEN, KITEN, SUPen, FOILEN ─ wer blickt denn da noch durch?

Wing it!

Zu Beginn des Kurses gibt es eine Ladung Theorie: Coach Basti erklärt mir und den beiden anderen Teilnehmerinnen zuerst die Besonderheiten des Reviers, an dem wir uns befinden. Der „Burger See“ an der Südküste der Insel ist eigentlich kein See, sondern eine ziemlich abgeschirmte Bucht, also mit Meereswasser gefüllt. Das Tolle: es ist ein sogenanntes „Stehrevier“, das bedeutet, dass das Wasser nie tiefer als brusthoch ist. Das nimmt zum einen die Angst vor tiefem Wasser und starken Strömungen und ermöglicht außerdem, jederzeit einfach ans Ufer laufen zu können ─ was wir später noch zu schätzen lernen. Danach erklärt uns Basti Aufbau und Besonderheiten der Wings, welche wir in verschiedenen Größen probieren können. Größere Wings entwickeln mehr Power, sind aber etwas schwieriger im Handling ─ kleinere Wings lassen sich leichter steuern, erzeugen aber nicht so viel Kraft.

Als Wasserratte stand ich schon auf diversen Brettern ─ mit Wind hatte ich aber selten etwas am Hut. Das Trockentraining auf einem drehbaren Brett mit Beschriftung der Windrichtung hat mir geholfen, ein gewisses Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich das Brett verhält, wenn ich den Wing entsprechend der Windrichtung manövriere – zumindest in der Theorie.

Und dann ging es auch schon ins Wasser! Dank des Volumens unserer aufblasbaren Bretter fühlten wir alle uns recht stabil und trauten uns schon bald vom Kniestand ins Stehen. Den Wing zu halten erforderten schon ein bisschen Kraft, da der Wind ihn nicht immer konsistent von uns drückte. Die eigentliche Herausforderung war für mich aber das Manövrieren und die Justierung des Wings ─ so richtig intuitiv wurde das innerhalb der zwei Stunden auf dem Wasser auch nicht. Machte aber gar nichts, denn man konnte ja immer abspringen, durchs Wasser waten und sich wieder in eine gute Position zum Wind bringen!

Fun Fact: so ein Wing lässt sich übrigens bei allerlei Sportarten einsetzen, bei denen Antrieb durch Wind möglich ist ─ z. B. beim Skaten, Snowboarden oder Ski fahren!

Erfolgserlebnisse teilen

Tatsächlich schafften wir es alle recht zügig, auch längere „Schläge“ – also die Fahrt in eine Richtung ─ mit stabilem Wind im Wing zu fahren, hatten schnell richtig schöne Erfolgserlebnisse und johlten vor Freude! Meine beiden Kurskolleginnen waren über 40 und richtig überrascht und begeistert davon, wie gut sie mit Wing und Brett zurechtkamen – trotz wenig vorheriger Wassersporterfahrung.

Welche Vorteile hat das Wingfoilen für Frauen?

1 deutlich weniger Material und Technik, als bspw. beim Kiten

2 der Wing hat nur relativ kleine Luftkammern und ist deutlich schneller aufgepumpt, als bspw. ein SUP

3 viel mehr zur Verfügung stehender Platz und dadurch geringere „Crash-Gefahr“, da sich die Sportler:innen auf dem Wasser verteilen und nicht wie bspw. beim Surfen im Line-Up einreihen müssen

4 bei Unsicherheit kann der Wing ganz einfach losgelassen und damit die Fahrt gestoppt werden (er ist durch eine Leash am Handgelenk gesichert); er fällt dann ins Wasser und verliert jegliche Power

5 kleine Bretter mit relativ geringem Volumen (weniger Volumen nötig, je fortgeschrittener der/die Fahrende); einfaches Handling

6 die Bretter für Beginnende sind aufblasbar und haben sehr weiche Kanten; dadurch sind sie zum einen „unkaputtbar“ und tun zum anderen auch nicht weh, wenn man sie doch mal abbekommt

7 man ist direkt auf bzw. maximal einen halben Meter über dem Wasser; daher kann man auch nicht tief stürzen

8 der Wing lässt sich mit etwas Übung durch sehr filigrane Bewegungen steuern und benötigt kaum Krafteinsatz

9 Frauen haben meist einen niedrigeren Schwerpunkt als Männer, was beim Halten der Balance hilfreich sein kann

10 steile Lernkurve, schnell Erfolgserlebnisse

Für mich ebenso ein wichtiger Faktor:
Der Wing lässt sich unaufgeblasen in einem wirklich kleinen Rucksack verstauen und benötigt auch nur eine kleine Pumpe. Das Foil lässt sich vom Brett trennen und in flache Teile zerlegen. Die meisten Foils bestehen aus Aluminium und Glasfaser, andere aus Carbon ─ so oder so sind sie extrem leicht. Das Anfänger-Brett ist aufblasbar und lässt sich klein verpacken, die Bretter für Fortgeschrittene sind max. 1,5 m lang ─ all in all also ein Set-Up, das wenig wiegt, deutlich weniger Stauraum im Auto oder Schrank benötigt und besser transportabel ist, als bspw. beim Kiten oder Windsurfen!

Zweiter Akt: Foil up!

Am Abend stand für mich die zweite Kurseinheit im Programm: Foilen im Wakepark. Der Anbieter Wingfoil Fehmarn ermöglicht durch Training im Wakepark, an der Seilwinde oder auch am Boot, ein Gefühl fürs Foil zu entwickeln – ohne sich auf die Herausforderungen des Wings konzentrieren zu müssen. Die vier anderen Teilnehmer und ich versammelten uns bei strömendem Regen am Steg der Anlage. Nass wurden wir alle sowieso und die Neo’s hielten uns schön warm, also spielte das Wetter keine Rolle. Coach Kim schickte mich als erste aufs Brett, während er die Seilanlage steuerte und siehe da – ich foilte direkt beim ersten Versuch! Da ich bereits ein paar Mal an Boot und Anlage gewakesurft/gewakeboardet bin, viel mir die entsprechende Haltung relativ leicht. Das Gefühl, als ich das Brett aus dem Wasser kickte und plötzlich einen halben Meter über der Oberfläche schwebte, war dennoch eine absolute Überraschung! Was dazu führte, dass ich – platsch – das Teil direkt wieder versenkte. Innerhalb der drei Runden konnten wir alle auch hier richtig coole Erfolge verzeichnen und auch das Pumpen verinnerlichen. Dabei wird durch Gewichtsverlagerung auf dem Brett eine Art Wellenbewegung des Foils erzeugt, was wiederrum mehr Höhe und Geschwindigkeit generiert.

Danach gab es eine lange heiße Dusche im Gebäude des Wakeparks und die besten Pommes, die ich seit langem gegessen habe!

Mein Fazit zum Wingfoilen für Frauen

Ich ärgere mich ein bisschen. Darüber, nun schon wieder ein neues Hobby kultivieren zu wollen. Darüber, nicht näher an der Küste zu wohnen. Und darüber, nicht direkt einen mehrtägigen Kurs gebucht zu haben, um meine neuen Skills zu festigen. Es war für mich absolut richtig, Wing und Foil getrennt voneinander kennenzulernen – ich vermute, dass mich die Kombination zu Beginn etwas überfordert hätte. Wingfoil Fehmarn hat daher für mich die perfekten Kurseinheiten geboten und Kim und Basti standen als erfahrene, entspannte und humorvolle Coaches bei den kleinen und großen Herausforderungen zur Seite. Allerdings kitzelt es mich jetzt natürlich extrem, beides miteinander zu verbinden und ohne Seil, dafür mit Wind im Wing, über die Ostsee zu schweben!

»Wingfoilen ist besonders für Mädels eine richtig coole Sportart, weil man ohne fremde Hilfe jederzeit unbefangen an den Spot gehen kann. Ist man doch mal schneller aus der Power, kann ich den Wing einfach loslassen, setze mich auf mein Board und chill ne Runde. Das Setup ist einfach genial .«

Nina, leidenschaftliche Wingfoilerin & Team-Mitglied bei Wingfoil Fehmarn

Übrigens: Schon mal von Prone Paddling oder SUP Downwindfoilen gehört? Nein? Ich bis vor meinem Kurs auch nicht! Es gibt mittlerweile unheimlich viele Arten, sich mit einem Brett auf dem Wasser auszutoben. Es lohnt sich also, am Ball ─ ähh Brett ─ zu bleiben und immer wieder neue Sportarten zu entdecken!

Habt ihr schon Erfahrungen mit einem Foil gemacht oder seid vielleicht sogar Wingfoil-Lehrerin? Schreibt gern in die Kommentare, warum Wingfoilen für Frauen eine super Sache ist! Im aktuellen Magazin #6 lest ihr übrigens von Judiths ersten Erfahrungen auf dem Wingfoil.

Über die Autor:in

Pauline Picker

Ob als Guide für Huskytouren bei -30°C im norwegischen Tiefschnee oder als Yogalehrerin im schwül-heißen Sri Lanka – Female Explorer Lektorin Pauli findet immer eine spannende Herausforderung auf ihren Reisen. Nach umfassender Solo-Backpacking-Expertise erobert sie sich jetzt mit ihrem T5 Transporter Pancake das Vanlife-Paradies.

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