PCT Packliste – das Update nach dem Trail


Sarah MuehlText / Fotos

Lang und ausführlich ist meine PCT Packliste und gefüllt mit Dingen, die ich in meinem 50Liter Rucksack mit in die Staaten geschleppt habe. Fein säuberlich habe ich alles abfotografiert, gewogen und in einen Pre-Hike Blogbeitrag gepackt. Wissend, dass ich auf erfahrene Hiker super naiv wirken könnte mit meinen Packsäcklein, extra Layern und Handystativ. Jetzt, nach der Wanderung, bin ich um einiges schlauer. Und ihr habt mich nach genau diesen Learnings gefragt – hier kommen sie.

*Dieser Beitrag enthält neben meinen Tipps auch Links zu Produkten, die mir von meinen Partnern zu Verfügung gestellt wurden. Danke!

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erschöpft und überfordert ich nach den ersten Kilometern auf dem Trail war. Ich hatte extrem mit dem Jetlag zu kämpfen, fühlte mich allein und unsicher und war absolut noch nicht akklimatisiert, um den Trail auf 1500Hm zu beginnen. Aber ich lief los, einen Fuß vor den anderen, 700Höhenmeter an Tag 1 über heißen Wüstensand, mit praller Sonne direkt in meinem Gesicht und bestimmt 25kg auf meinem Rücken. Denn ich wollte auf Nummer sicher gehen und schleppte 4 Liter Trinkwasser und Essen für 8 Tage mit. Wie sollte ich auch vorher einschätzen können, wieviel Hunger ich haben werde und wie schnell ich unterwegs bin? 

Danach ist man immer schlauer – ich brauchte nur 4 Tage von Walker Pass bis nach Kennedy Meadows South. Und ich hatte so wenig Hunger, dass ich mir die paar Nüsschen und eine Instant Ramen-Suppe pro Tag runterwürgen musste. Na zum Glück hatte ich in meiner (vorsorglich schon mal mitgenommenen) Bearcan nur das schwerste dabei: Nüsse, Trockenfrüchte, Peanutbutter und eine Hühnchenfleischkonserve – KONESERVE! HUHN! Dabei bin ich doch Vegetarierin!

In meiner Pre-Trail-Panik habe ich einfach alles eingepackt, was sich sinnvoll anfühlte. Die Rechnung dafür hat dann mein Körper und mein Ego bezahlt, als ich mich im Schneckentempo über den Trail schleppte und alle anderen Hiker an mir vorbeizogen. Daraus gelernt habe ich, dass wir so viel weniger brauchen, als wir denken. Und dass fast jeder PCT-Hiker genau die gleichen Fehler zu Beginn der Wanderung gemacht hat und sich somit alle von mir Befragten einig waren: die ersten Wochen sind Horror! Und:

Das, was einem wirklich fehlt nach ein paar Tagen in der Wildnis, ist Brause. Eiskalte, zuckrige Sprudelgetränke aus Aluminiumdosen. 

Das vorausgesagt, gab es einige Dinge in meinem Rucksack, die ich bei meinem ersten richtigen Pack-Shakedown im Hotel in Lone Pine an meinen Kumpel in Portland geschickt habe. Und es gab Dinge, die ich erst auf dem PCT brauchen oder kennengelernt habe. Die Antwort auf eine eurer Fragen, was sich denn in der PCT Packliste durchgesetzt hat, kommt jetzt.

PCT Packliste: meine Favoriten für den Pacific Crest Trail

1. Rucksack: BACH Molecule 50

Wohl der wichtigste Partner-in-Crime auf dieser Tour und mit 1100g ein Leichtgewicht! Mein Pack musste einiges mitmachen und hat sich als mega robust und geräumig bewiesen, obwohl es so minimalistisch designed ist (wofür ich einige Komplimente bekommen habe). Im Vergleich zu den Packs meiner Trail-Freunde habe ich allerdings größere (Snack-)Taschen am Gurt vermisst und wären die Strippen aus Gummi-Band, könnte man noch einfacher Dinge außen am Rucksack befestigen. Wir ihr auf den Bildern sehen könnt, hat es mich etwas Zeit gekostet, bis ich den Dreh heraus hatte (und auch genug unnötiges wieder weg gesendet) und meinen Rucksack sinnvoll packen konnte.

2. GPS-Kommunikation: Garmin inReach® Mini 2

Nicht nur konnten meine Freunde und Familie meinen Fortschritt via MapShare™ Live-Link beobachten, sie bekamen jeden Abend eine SMS von mir mit meinem Standpunkt und einem Gruß! Und da die meisten anderen Hiker auch ein Garmin dabei hatten, konnten wir uns unterwegs immer wieder finden oder zum Campen verabreden. Jetzt nach der Reise lade ich alle GPS-Daten auf mein komoot-Profil und kann euch so ganz bald meine PCT-Collection präsentieren.

Besonders wichtig war das inReach allerdings für die Bergrettung. Eine Hikerin aus unserer Gruppe fühlte sich nach dem Aufstieg auf den 4421m hohen Mount Whitney immer schlechter, bis sie auf dem Weg in eine tiefer gelegene Gegend immer wieder das Bewusstsein verlor. Wir drückten den SOS-Knopf auf ihrem Garmin und alarmierten somit die Rettung. Per Chat-Funktion konnten wir live mit der Rettungszentrale kommunizieren und auch der lokale Ranger wurde verständigt und machte sich auf den Weg zu uns. Für unsere Gruppe ein unglaublich stressiger und aufregender Tag, der dank des inReach gut ausging. Unsere Freundin kam sicher ins Krankenhaus und wir konnten uns weiter auf den Weg Richtung Norden machen. Das Thema Bergrettung und dessen Auswirkungen auf die Sicherheit aller hat mich allerdings nachhaltig beschäftigt. Das muss nochmal Thema werden.

3. Zeltzuhause: Hornet™ Ultralight Backpacking Tent + Tensor™ Ultralight Sleeping Pad

Es war einfach Luxus das Zelt nur mit Steinen aufbauen zu können und nachts die Sterne durchs Mesh zu beobachten. Das Zelt musste einiges mitmachen: Wind, Regen, Hagel, Gewitter. Vor allem aber das tägliche Auf- und Abbauen, den Schmutz und Dreck und das Trocknen mit Steinen in praller Sonne und Wind musste es verkraften können. Und das hat es ohne ein einziges Loch.

Für eine Person und einen personengroßen Rucksack empfehle ich die Variante für zwei Personen. 

Absoluten Schlafkomfort hat mir die Tensor geschenkt. Wäre es auch nur mit einer Faltmatte gegangen? Ja. Aber dieses unglaublich dicke und geräuscharme Airpad war ein Seegen für meinen Körper und ich liebe sie immer noch. Ich habe mich jeden Abend auf den Moment gefreut, in mein Zeltzuhause zu kriechen, in meinen Schlafsack zu schlüpfen und wegzuschlummern. Mein Rücken gibt 10/10 Sterne! Eine Faltmatte hatte ich dann trotzdem dabei – für Pausen, zum Kochen und als extra wärmende Unterlage.

Zum Thema Schlafsack bleibt mir nur zu sagen, dass ich überrascht war, wie kalt es nachts tatsächlich wird. Es war sehr oft unter 0Grad Celsius und ich musste bereits nach 4 Tagen einen Schlafsack-Liner kaufen, der mir 15Grad mehr Wärmekomfort bot. Ich hatte einen Daune-Woll-Schlafsack dabei mit einer Komforttemperatur von 2Grad Celsius. Leider für mein Empfinden viel zu wenig.

4. Layer mit Durchhaltevermögen: Helium Puffy und Vislight Track Tights von Peak Performance

Tägliches Puffy-in-den-Rucksack-quetschen und das Waschen der Leggings im billigsten Laundromat haben dieser Combo nichts angetan. Ich trage sie immer noch täglich auf unserer Reise! Das Peak Performance Cap ist mein Lieblingsaccessoire und hat mir den Namen ‚Woodstock‘ eingebracht (wie der gelbe Vogel von Snoopy!). 

Tipp: eine schwarze Puffy sieht länger sauber aus, vor allem an den Handgelenken und der Kinnpartie. Auch wenn es verlockend war zu einer bunten Farbe zu greifen, war ich sehr glücklich den Schmutz nicht immer sehen zu müssen.

Was ich nachkaufen musste? Eine warme Leggings fürs Camp, also zum kochen abends und morgens und zum schlafen. Eine, die auch dem Wind ein bisschen stand hält. Mein buntes Blumen-Fleece habe ich in einer Hiker Box gefunden. Diese Tausch- und Spendenboxen gibt es immer dort, wo viele Hiker unterwegs sind: Equipment-Shops, Hostels oder Generals Stores wie in Kennendy Meadows. Dort findet man nicht nur Equipment, sondern auch Essen, Kleidung und Supplemente.

5. Schuhe und Füße: Trailrunner, Doppelsocken und Gummi-Schnubsis

Bin ich weiterhin zufrieden mit meiner Entscheidung lieber Trailrunner als Bergstiefel mitzunehmen? Ja, die Stiefel wären mir viel zu viel gewesen und es war wirklich praktisch, dass die leichten Runner so schnell trocken waren. Allerdings würde ich beim nächsten Mal bessere Einlagen mit viel Stoßdämpfung nutzen oder ein Modell mit dickerer Sohle wählen. In der Sierra liefen wir tagelang auf scharfen und spitzen, kleinen und großen Steinen. Irgendwann fühlte ich jede kleine Spitze und nach 500 Meilen konnte ich nicht mehr laufen, da ich einen Nerv irritiert hatte. Zum Glück gibt es Menschen wie Morgan von Blaze Physio, die entlang des PCT mobile Physiotherapie anbietet und für 40 Dollar schnell eine Videosession mit mir gemacht hat. Danach konnte ich durch gezielte Übungen, ein anderes Schuhmodell und die kleinen Gummi-Helfer aus dem Supermarkt schnell wieder wandern.

Neu gelernt: dünne Zehensocken-Liner unter den Wandersocken helfen gegen Blasen (true story!) und bunt bedruckte Gaiter gegen Staub und Steine im Schuh sind auf dem PCT schon fast ein Teil der Hiker-Personality. Diese lassen sich auch einfach vor Ort finden.

Wichtig: Im Durchschnitt haben wir trotzdem alle 6-8 Wochen neue Schuhe kaufen müssen, das also unbedingt beim Budget einplanen. 

6. Camping-Küche: Wasserfiltern und Nährstoffe

Der Wasserfilter on-the-go von Lifestraw (Lifestraw Universal Aufsatz mit Filter) gibt es mit verschiedenen Verschlüssen, passend für die meisten Outdoor-Flaschen. So konnte ich aus meiner riesigen Nalgene direkt trinken. 

Variante 2: der Filter aus der Lifestraw Squeeze-Flasche lässt sich auch auf normale Wasserflaschen schrauben oder mit einem Wassersack, wie den PCT-typischen Cnocs nutzen. So konnte ich mir frisches Wasser vorfiltern und mit Elektrolyte-Pulvern versehen. Das war nicht nur wichtig, da ich relativ schnell Getränke mit Geschmack vermisst habe, sondern auch, weil wir durch den irren Energie-Verbrauch sehr viele Salze und Nährstoffe verloren und hier unbedingt Extra-Hilfe benötigten. Ich habe es vorher nicht geglaubt, aber es machte einen Unterschied. 

Zum Thema Ernährung muss ich einen extra Beitrag verfassen, denn was mit dem Körper passiert, wenn man über Wochen täglich fast 4000kcal verbrennt, hat mich selbst überrascht.

Tipp: der Long Handle Spoon von Sea To Summit wird euch glücklich machen – jedes Mal, wenn ihr heißes Essen im Kocher umrührt und euch am Dampf nicht verbrennt. Und wenn ihr versucht möglichst elegant aus einer Tüte zu essen.

7. GARMIN fēnix® 7S – Sapphire Solar Edition

Beim Mount Whitney Aufstieg auf 4421m hatte ich zum ersten Mal leichte Anzeichen von Höhenkrankheit. Mit der Smartwatch konnte ich meinen Puls und meine Herzfrequenz im Blick behalten, was mir dabei geholfen hat, meine Grenzen besser einzuschätzen. Vor allem nachdem eine Freundin mit dem Helikopter abgeholt werden musste, weil sie das Bewusstsein verlor, war ich verunsichert. 

Die Funktion, die eigene Höhenakklimatisierung mitverfolgen zu können, hat mich beruhigt und ist einfach klasse. Dazu trackt sie auch noch meinen Schlaf, meine Periode und mein Stresslevel oder navigiert mich durch die Wildnis. Und da habe ich noch nichtmal das ganze Potenzial ausgeschöpft! Für mein Solo-Abenteuer hat sie mir durch die zusätzlichen Informationen über meinen Körper mehr Sicherheit gegeben.

Gerade tracke ich damit alle meine Tageswanderungen, denn diese lädt sie automatisch in mein komoot-Profil.

8. Primavera DIY Roll-Ons

Hat gegen Plagegeister in der Natur geholfen und unglaublich gut gerochen (was ein kleiner Luxus nach 5 Tagen Schwitzi-Geruch war): die DIY-Mischung mit Schwarzkümmelöl und ätherischen Rosengeranie und Eukalyptus citriodora Ölen von Primavera (in diesem Buch findet ihr die DIYs). Ich hatte außerdem noch das Seelenstreichler-Kraftkonzentrat dabei, welches ich bei Heimweh oder Herausforderungen benutzt habe. Für mich ein kleines Fläschchen Zuhause für die Sinne.

Und das habe ich unterwegs weggeschickt:

  • Handystativ und Schlaufe
  • Extra Osmo-Videokamera
  • Merino-Zipperjacke
  • Regencape
  • Teile vom Erste-Hilfe-Kit
  • Bücher, Notizhefte
  • Zu kalte Kleidung, extra Kleidung
  • Stricksocken
  • Packsäcke
  • Bärenglocke
  • Grödel

Das war das extra Gewicht wert: ein kleiner Blumen-Jumper aus einem Second Hand Laden, welchen ich immer anzog, wenn wir in der Stadt waren oder die Wäsche gemacht wurde

So funktioniert die Bounce Box:

Es gibt die Möglichkeit auch ohne Kontakt zu jemanden in den Staaten, ein Paket entlang eurer Route mitzuschicken. Die sogenannte Bounce Box. In den meisten Post Offices könnt ihr diese Priority Mail Boxen kaufen (sie werden nach Größe und nicht nach Gewicht bezahlt, Größe M waren um die 25 Dollar) und mit Dingen füllen, die ihr erst eine Woche oder zwei Wochen später in der nächsten Stadt benötigt. Zum Beispiel unnötiges Equipment, Kleidung, übrig gebliebenes Essen, usw. Die Box wird dann an ein Post Office in der gewünschten Stadt gesendet, wo ihr sie abholt, neu befüllt und wieder weiter „nach oben“ versendet.

Ich hoffe, ich kann euch mit all meinen Erfahrungen zu meiner PCT Packliste bei euren Vorbereitungen helfen. Diese intensive Reise ist sehr individuell und vieles werdet ihr auch einfach auf dem Weg selbst lernen und euren eigenen Groove finden. Wenn ihr noch mehr Fragen habt, kommentiert sie einfach hier auf dem Blog oder schaut auf unserem Instagram Kanal vorbei. 

Über die Autor:in

Sarah Muehl

Die Wildnis hat Sarah aka Woodstock 2022 auf dem PCT lieben gelernt. Seitdem versucht sie mit allen Mitteln ihre ausgeprägte Wanderlust zu stillen. Bei The Female Explorer ist sie als Creative Director für wilde Ideen und ihre Umsetzung verantwortlich und scheut sich dabei auch nicht vor Bühnen, Kameras und Mikrofonen.

Kommentare


  1. Liebe Sarah, ich habe „The Female Explorer“ gerade erst entdeckt – am Samstag bei Tapir in Leipzig – und bin begeistert. Aktuell verschlinge ich alle Infos zum PCT denn am 13. April starte ich mein ganz persönliches Abenteuer und laufe von der mexikanischen Grenze nach … naja, wie weit aich eben komme 😉 (NoBo).
    Ich bin gerade gefühlt nur so semi-vorbereitet und will das eigentlich auch nicht übertreiben – weil am Ende wahrscheinlich eh alles anders kommt als erwartet.
    Ein paar Fragen habe ich aber trotzdem im Kopf. Wie war deine Planung vor Reiseantritt – hast du ganz genau gewusst, wann du wo sein möchtest? War es leicht, den Weg zu finden? Klappt die Versorgung auch ohne das Vorausschicken von Paketen und welche Apps sind sinnvoll (auch im Hinblick auf Wasserquellen). Wahrscheinlich hast du das schon 100 Mal beantwortet… würdest mir aber dennoch sehr helfen.
    Vielen Dank und liebe Grüße,
    Sandra

    1. Hi liebe Sandra, WIE AUFREGEND! Ich freue mich total für dich!! Wenn du aus Leipzig bist, kann ich dir auch gerne anbieten, alle deine Fragen „live“ zu beantworten. Das hat mir vor einem Jahr mit einer PCT-Freundin auch total gut getan! Melde dich gern bei mir bei Insta @sarih.woodstock oder schreib mir ne Mail an sarah@thefemaleexplorer.de 🙂 Wilde Grüße!

      Sarah Muehl Explorer Team
Wilder
Warenkorb
Shopping cart0
Es sind keine Produkte in deinem Warenkorb!
0
nach oben