Mountainbiken im Bikepark Sölden


Jan VolbrachtFotos

Mountainbiken stand bisher nicht sehr weit oben auf meiner Liste, obwohl ich sonst sehr viele Bergsportarten betreibe. Aber sich auf zwei Rädern in enge Kurven legen oder bergab über wurzeliges Gelände fahren? Eher nicht! Nun ergab sich aber die Möglichkeit, an einem Bikecamp in Sölden teilzunehmen. Da ich sehr gerne Gravelbike fahre, kam mir das Techniktraining ganz gelegen. Und hey, es ist wichtig, sich immer wieder aus der eigenen Komfortzone herauszubewegen. Meine ersten Erfahrungen auf dem Mountainbike samt Basics möchte ich hier mit euch teilen.

Nadine Regel auf der Übungsstrecke im Bikepark Sölden

Camp and Ride

An einem verregneten Wochenende Anfang Juli geht es zu meinem ersten Bikecamp in den Bikepark Sölden – im Winter ein großes Skigebiet, im Sommer ein Ort zum Mountainbiken. Die zahlreichen Lifts dienen in der warmen Jahreszeit als Transport für Räder und Radler:innen, die auf den Trails ihr Können ausprobieren. Organisiert wird das Bikecamp von Sunlight – ein Spezialist für den Ausbau von Abenteuer-Campern. Alle Teilnehmer:innen schlafen also im Camper Van. Trotz des Regens ist die Stimmung entspannt – den Abend vor dem Ride sitzen wir gemütlich beisammen und grillen.

Den nächsten Tag verbringen wir auf den Bikes – Meine Vorfreude auf Bewegung in der Natur mischt sich mit einer Prise Angst vor dem rutschigen Untergrund.  

Basics am Übungsparcours

Nachdem die komplette Ausrüstung – Helm, Knie- und Ellenbogenschützer – angelegt ist, geht es zum Übungsparcours – ein leicht geneigter Hang mit drei geschlängelten Übungsstrecken. Die Kurven wirken auf mich recht eng, der Untergrund besteht aus festem Sandboden mit einem feinen Schotterüberzug. Meine Anspannung nimmt ab, als uns Janek – unser Trainer für den Tag – die Basics zum Mountainbiken erklärt. Ihn hat vor fünf Jahren das Bike-Fieber gepackt, in die Fahrtechnik hat er sich selbst „reingefuchst“, sagt er, mittlerweile sitze er jede Woche auf dem Rad.  

Tipps zum Mountainbiken

1Arme und Beine sind leicht angewinkelt 

2der Körperschwerpunkt liegt mittig über dem Tretlager 

3Rücken gerade, Gesicht etwas über dem Vorbau des Mountainbike positionieren 

4Zeigefinger gehören auf die Bremse 

5abwärts fahren immer im Stehen, der Sattel ist nach unten geschoben

6Pedalen sind auf beiden Seiten in 90-Gradstellung  

7beim Fahren Blick nach vorne gerichtet

8Kurven möglichst oben anfahren 

9insgesamt flüssig fahren

Mountainbiken – Theorie vs. Praxis

In der Theorie habe ich die Tipps verstanden, nun folgt der praktische Part auf dem Übungsparcours. Zunächst fahren wir den Hang nach oben – es lohnt, den Gang nach unten und den Sitz nach oben zu stellen. Oben angekommen schiebe ich vorerst das Bike, doch Janek nimmt meinen Vorderreifen zwischen die Beine und hält den Lenker fest. »Stell dich mal hin, Pedale in 90-Gradstellung«, sagt er. Wackelig schiebe ich mich nach oben – mein Stand hält. Mein Körpermittelpunkt befindet sich über dem Sattel, meine Zeigefinger berühren die Bremsen, die restlichen Finger meiner Hand umschließen die Griffe. Nun geht es los. Langsam lasse ich das Fahrrad anrollen, gehe in meine eben geübte Mountainbike-Stellung. Die Kurve kommt näher, ich probiere, sie möglichst weit oben anzufahren, aber meine Angst vor dem Schotter lässt mich bremsen. Dennoch meistere ich die erste, schon relativ steile Kurve. Drei weitere Kurven folgen, bis die Übungsstrecke über grob steiniges Gelände ausläuft.  

Bild 1: Erste Versuche mit dem Mountainbike, Bild 2: Janek gibt Tipps auf dem Übungsparcours

Steil und kurvig – die Essenz beim Mountainbiken

Ganz ehrlich – sicher habe ich mich noch nicht gefühlt. Ich wiederhole die Abfahrt noch einige Male, spüre langsam meine Oberschenkel, weil wir immer wieder nach oben treten müssen. Doch auch das Bergabfahren strengt mich an, weil ich viel Körperspannung aufbringen muss – was aber genauso gut an meiner Anspannung liegen kann. Immer wieder unterbrechen wir das Training, weil Kinder im halsbrecherischen Downhill von oben angebraust kommen – der eigentliche Übungstrail setzt weiter oben an. Janek fragt, wie wir uns fühlen und ob wir es wagen wollen, ebenso nach oben zu fahren. »Klar, warum nicht«, sage ich. Meine Gedanken sagen etwas anderes, aber ich will mich heute mal herausfordern. Mit der Bahn geht es hoch, der Trail beginnt harmlos an einer Straße. Zunächst fahren wir einen Single-Trail nach unten. Damit habe ich kein Problem, auch Wurzelgelände und Steine finde ich okay. Nur steil und kurvig sollte es nicht sein. Wie sich bald herausstellt, ist das aber die Essenz beim Mountainbiken.  

Mein Puls ist auf 180

Selbst der als Anfänger-Trail ausgewiesene Weg kommt mit scharfen Kurven und Schotter daher. Janek fährt direkt hinter mir und gibt mir Anweisungen: »Gewicht über den Pedalen, stell dich aufrechter hin, versuche flüssiger zu fahren.« Auf gerader Strecke klappt das prima – vor, in und nach den Kurven bremse ich leicht. Das suggeriert mir Sicherheit, aber eigentlich gewinnt man beim Mountainbiken durch Geschwindigkeit an Fahrsicherheit dazu. Die letzten Kurven verlaufen auf Holzblanken, was schlimmer aussieht, als es schlussendlich ist. Mein Puls ist auf 180, als wir wieder unten ankommen. Zugegeben, ich bin stolz auf mich und freue mich sehr, dass ich mich überwunden habe. Die flowigen Passagen auf dem Single-Trail durch leicht hügeliges Gelände haben mir sehr viel Spaß gemacht, doch die steileren Kurven im Anschluss haben mich mental sehr angestrengt. 

Mountainbiken!

Es tut gut, etwas Neues auszuprobieren

Am Nachmittag entscheide ich mich, mein Bike gegen meine Trailschuhe einzutauschen. Mit meinem Seilbahnticket, das eigentlich für mich und das Bike gedacht ist, fahre ich zur Mittelstation und laufe von dort aus los. Und da ist es, dieses vertraute Gefühl, dieser Flow, den ich nur auf meinen zwei Füßen erleben kann. Mein Ausflug aufs Mountainbike war spannend, und es tat gut, etwas Neues auszuprobieren, aber ich weiß, wo ich daheim bin – beim Laufen, Wandern und Bergsteigen.  

Ihr wollt auch mal Mountainbiken ausprobieren und euren Puls auf Hochtouren bringen? Dann empfehle ich euch definitiv einen Einsteigerkurs, buchbar in Bikepark-Destinationen und Bergschulen. Dort könnt ihr auch Ausrüstung wie Bike, Helm, Knie- und Ellenbogenschoner ausleihen. Wenn du Lust hast, nach Sölden zu fahren und auf meinen Spuren deine ersten Kurven zu üben, dann schaut doch auf der Website von Bike Republik Sölden vorbei. Und wenn euch bereits das Mountainbike-Fieber gepackt hat und ihr mehr Bike-Abenteuer braucht, gibt es im Artikel Bulletproof Bikepacking Packliste – Essentials für euren Radtrip wertvollste Infos für euren Trip. Genießt eure persönliche Challenge!

Welche sportlichen Herausforderungen gehören auf eure To-Do-Liste? Schreibt es uns in den Kommentaren.

Über die Autor:in

Nadine Regel

Nadine Regel ist Sportreporterin und Reisejournalistin aus Leidenschaft. Zu ihrem Fachgebiet gehören alle Disziplinen des Bergsports, ihre liebste Disziplin ist das Expeditionsbergsteigen. Für Reisereportagen und Sportevents reist sie regelmäßig um die Welt, am liebsten im Van mit mobilem Office. Wichtigste Mission: mehr Sichtbarkeit für Frauen im Sport schaffen. Sehnsuchtsort: Patagonien.

Wilder
Warenkorb
Shopping cart0
Es sind keine Produkte in deinem Warenkorb!
0
nach oben