Vom Segeln und Seealltag – ein Interview mit Anna und Malin


Mehr als drei Jahre segeln Anna und Malin nun schon durch europäische Gewässer. Zuerst reisten sie mit Fiete, seit Sommer 2020 segeln die beiden Oldenburgerinnen auf dem Segelboot Hevandelli und leben ihren Seealltag und ihre Abenteuerlust in Europas Norden aus. In unserem Magazin No. 6 konntet ihr in Auszügen aus ihrem Buch Zwei Mädels, ein Boot, kein Plan in das abenteuerliche Leben der beiden bereits reinschnuppern. Im Interview erfahrt ihr mehr von ihrem Seealltag und wie sich die beiden gegen Seekrankheit wappnen.

Interview mit Anna Lange und Malin Knodel

SEIT DREI JAHREN SEID IHR UNTERWEGS – WO SEID IHR MOMENTAN?

A|MNachdem wir einen zweijährigen Umweg über die skandinavischen Länder gemacht haben, welche uns mit ihrer einsamen Natur gefesselt haben, sind wir nun endlich auf dem Weg Richtung Süden. Von Norwegen ging es segelnd über die Nordsee, durch den Ärmelkanal und die Biskaya. Aktuell liegen wir mit unserem schwimmenden Zuhause in A Coruña, Nordspanien und es soll weiter gen Süden gehen. Bis zum hoffentlich ewigen Sommer, denn davon haben wir lange geträumt.

WIE LANG PLANT IHR EUREN SEEALLTAG IM VORAUS UND WIE SIEHT DIESER DENN EIGENTLICH AUS?

A|MPlanen ist allgemein nicht unsere Stärke und das Segeln hat uns darin bestärkt, besser nicht allzu viele Pläne zu machen. Es läuft sowieso nie nach Plan. Auf dem Meer bestimmt die Natur – der Wind, die Wellen und das Wetter – da müssen wir uns anpassen. Was aber auch für eine starke Verbundenheit mit der Natur sorgt und uns immer wieder erdet. Also nehmen wir die Tage, wie sie kommen, ändern auch mal spontan unseren Kurs und lassen uns treiben.  

Auf dem Meer bestimmt die Natur – der Wind, die Wellen und das Wasser.

Anna und Malin auf ihrem Segelboot Hevandelli

Bei uns ist auch kein Tag wie der andere: immer andere Ort, immer andere Menschen. Wir versuchen aber meistens morgens gemeinsam entspannt zu frühstücken, besprechen und planen dabei dann unseren Tag. Entweder gehen wir segeln oder, wenn der Ort uns besonders gut gefällt oder der Wind einfach nicht passt, dann bleiben wir. Wenn wir bleiben, machen wir oft Landausflüge. Erkunden die nähere Umgebung, gehen wandern oder surfen.

Bild 1: Anna und Malin an Land Bild 2: Zeit für das gemeinsame Abendessen

ZWEI FRAUEN AUF ´NEM BOOT KLINGT MEGA. IST ES FÜR MENSCHEN, DENEN IHR AN LAND UND AUF SEE BEGEGNET, GENAUSO SELBSTVERSTÄNDLICH? WELCHE ERFAHRUNGEN MACHT IHR?

A|MDie Segelszene ist von Männern dominiert. Auf dem Wasser treffen wir überwiegend auf männliche Crews, meist mittleren Alters. Da fallen wir definitiv auf. In drei Jahren Boatlife haben wir erst drei reine Frauencrews getroffen. Die meisten Menschen feiern uns für unseren Mut und unsere Entscheidung, aufs Schiff zu ziehen. Vor allen Dingen, weil wir vorher gar nicht segeln konnten und uns learning by doing vieles selbst beigebracht haben. Aber auch Mansplaining ist ein Thema. Ungefragte Ratschläge und großes Staunen darüber, dass wir keinen „richtigen Skipper“ an Bord haben, bekommen wir auch manchmal. Wir versuchen es mit Humor zu nehmen.

AUF EINEM BOOT KANN ES ENG WERDEN UND VOR STREIT IST NIEMAND GEWAPPNET. SCHNELL MAL ABZISCHEN UND DRAUßEN DAMPF ABLASSEN IST NUR BESCHRÄNKT MÖGLICH. WELCHE MANÖVER STARTET IHR IN SOLCHEN SITUATIONEN?

A|MSo ein enges Zusammenleben auf wenigen Quadratmetern ist nicht immer leicht, das ist klar und sicher nicht mit allen Partner:innen möglich. Wenn es mal kleine Streitereien gibt, dann hilft ein Spaziergang an Land oder eine Runde Sport allein. Meist ist aber alles nach spätestens 10 Minuten wieder vergessen. Und bei dem wenigen Platz ist kein Raum für Konflikte und wir versuchen sie dann schnellstmöglich zu lösen. Reden ist das A und O!

OBWOHL IHR SICHER EINE GEWISSE WIDERSTANDSFÄHIGKEIT GEGEN SEEKRANKHEIT BEREITHALTET, WIE GEHT IHR DAMIT UM, WENN EURE KÖRPERLICHE GRENZE ERREICHT IST UND WIE SCHÜTZT IHR EUCH VOR SEEKRANKHEIT?

A|MÜber zwei Jahre hat uns die Seekrankheit verschont, doch seit wir auf der Biskaya segeln, sucht sie uns des Öfteren heim. Es war sogar so weit, dass wir wirklich gezweifelt haben, ob Boatlife überhaupt noch was für uns ist. Der Atlantikswell kommt uns im Gegensatz zur Welle auf der Ostsee riesig vor. Aber um weiter in den Süden zu kommen, müssen wir hier jetzt lang, und wir sind uns sicher, dass wir das schaffen.

Unsere Tipps gegen Seekrankheit

Histaminarme Ernährung, genug Schlaf, warme Kleidung, um nicht zu frieren. Bei wilderen Wettervorhersagen nehmen wir vor den Segeltörns prophylaktisch „Stugeron“, das ist eine Tablette gegen Seekrankheit. Doch es ist, wie mit dem Wetter auf See: sicher sein, ob die Seekrankheit uns verschont, können wir uns nicht. Vor allem, wenn wir mental nicht gut gestimmt sind, Angst oder Bedenken haben. Durch Meditation versuchen wir unseren Ängsten ein wenig entgegenzuwirken. Und wenn wir irgendwann mal seefest sind, hält das Segelabenteuer wieder neue Challenges bereit. Doch genau das war der Grund, warum wir uns für dieses Leben entschieden haben. Raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer.

Bild 1: Abkühlung im Meer, Bild 2: Anna und Malin mit ihrem Buch „Zwei Mädels, ein Boot, kein Plan

Wollt ihr mehr von Anna und Malin und ihrem Seealltag, ihren Abenteuern und Erfahrungen lesen, dann holt euch The Female Explorer Magazin No. 6 oder das Buch der beiden „Zwei Mädels, ein Boot, kein Plan“ (2021, Polyglott Verlag). Oder lasst euch auf ihrem YouTube-Kanal von ihrem Leben auf dem Segelboot inspirieren.

Könnt ihr euch ein Leben auf dem Boot vorstellen? Schreibt es uns in die Kommentare!

Über die Autor:in

Steffka Bunge

Steffka ist freiberufliche Lektorin und arbeitet zur Zeit in einem Dresdner Verlag. In freien Momenten schreibt sie an einem Kinderbuch oder bereist die Welt, um sich am Zauber der Natur zu erquicken und im Wasser den Alltag zu vergessen.

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