The Golden Rise – Marina Weishaupt im Interview
Marina hegt eine Leidenschaft dafür, besondere Lichtmomente der Natur mit ihrer Kamera einzufangen. Sie konzentriert sich auf Landschaften mit einzigartigen Strukturen, wobei ihre Bilder immer wieder durch weiches, warmes Licht bestechen. Besonders der Glanz der frühmorgendlichen, goldenen Stunde hat sie in ihren Bann gezogen – ein natürlicher Filter, der die Welt und ihre Fotografien zum Leuchten bringt.
»Almost three years have passed since I sat here & watched the waves, turning more golden every second. These evenings felt so off, for some reason I couldn’t believe they’re actually real.«
Marina, was macht die Fotografie von Landschaften für dich persönlich aus? Was möchtest du in deinen Bildern wiedergeben?
MMich fasziniert die Tatsache, dass ein Ort wohl nie wieder exakt so aussehen wird, wie ich ihn gerade wahrnehme und vor Augen habe. Zwar wiederholen sich die Motive, aber das Wetter, das Licht und das ganze Drumherum kann man nicht beeinflussen. Gutes Planen und Wetterbeobachtung helfen zwar, aber am Ende bleibt es immer eine Überraschung. Der Landschaft ist es ja schnurzegal, ob der Moment für immer festgehalten wird, oder nicht. Genau dieses „der Natur unterlegen sein“-Gefühl mag ich so und versuche, das mit meinen Fotos rüberzubringen.
Besonders eindrucksvoll und wiederkehrend bei deinen Bildserien ist das goldene Licht. Was hat es damit auf sich?
MBevor ich mit dem Fotografieren anfing, habe ich so etwas wie die goldene oder blaue Stunde gar nicht bewusst wahrgenommen. Als ich mich mit meiner ersten Kamera dann immer öfter raus gewagt habe, hat mich das Licht kurz davor viel mehr interessiert, als der Sonnenuntergang selbst. Ich mag es, wenn alles leuchtet und nur wenige Farben dominieren. Mittlerweile haben sich zwar die Motive geändert, aber warmes Gegenlicht nutze ich immer noch sehr gerne. Besonders zum Sonnenaufgang, gepaart mit Frost, Nebel oder Begegnungen mit wilden Tieren.
»It’s not always the biggest mountains or the most beautiful beaches – sometimes it’s the small moments in between that leave me speechless.«
Wie gehst du vor, um die goldenen Momente einzufangen?
MTiming ist wohl das Wichtigste – um zur goldenen Stunde fotografieren zu können, muss man spätestens zur blauen Stunde/Dämmerung losziehen. Deshalb klingelt der Wecker leider recht früh, vor allem im Sommer. Meist ist der Weg das Ziel und ich mag es, bereits von Beginn der Wanderung an Eindrücke festzuhalten, mir auch die kleinen unscheinbaren Dinge am Wegesrand genau anzusehen – und nicht nur die Top-Aussicht am Ziel der Wanderung.
Wo hast du die schönste goldene Stunde verbracht?
MEine ganz besondere goldene Stunde erlebte ich im Winter auf Maui. Während wohl ein Großteil der Menschen auf der Insel auf den Superbowl hinfieberte, saß ich alleine an meinem Lieblingsstrand und beobachtete Schildkröten, Wellen und Surfer:innen. Das Licht der Sonne musste sich durch den Dunst hindurchkämpfen, was für eine ganz besondere Lichtstimmung sorgte.
Worauf achtest du beim Fotografieren mit Gegenlicht?
MDirektes Gegenlicht kann tricky sein. Ich achte meist darauf, dass die Bilder nicht zu kontrastreich werden, die Lichter nicht zu ausgebrannt und die Schatten nicht zu dunkel. Sonst kann es selbst im Nachhinein schwierig werden, die Details herauszuarbeiten. Oft vermeide ich deshalb direktes Sonnen- licht und spiele eher mit einem seitlichen Lichteinfall auf die Umgebung. Auch Lensflares können störend wirken – oder zur Atmosphäre beitragen, je nach Motiv. Was ich sehr gerne nutze sind taubedeckte Gräser oder ähnliches für den Vordergrund und Nebel, der das grelle Licht etwas dämpft.
»When you wake up early, take the first train up a mountain & suddenly find yourself above the clouds.«
Welche negativen Effekte oder Gefahren siehst du für die Landschafts- und Reisefotografie durch Social Media?
MKritisch zu betrachten sind Trends wie Geotagging, gefährlicher Umgang mit Wildtieren, Overtourism oder immer waghalsigere Fotos. Ich würde mir wünschen, dass wieder das Erlebnis in der Natur an erster Stelle steht – anstatt das Engagement, das man mit den Orten generiert. Locations, die ich entweder selbst durch aufwendige Recherche gefunden habe oder die innerhalb von Naturschutzgebieten liegen, tagge ich aus Prinzip nicht. Vor allem, wenn diese fernab von ausgebauter Infrastruktur liegen und unter zusätzlichen Anstürmen leiden würden. Das hat nichts damit zu tun, dass man den Ort „für sich behalten“ will, sondern soll die Natur dort schützen.