Freeriderin Silvia Moser im Interview


Silvia Moser machte vor einigen Jahren in der Freeride-Szene auf sich aufmerksam, als sie den dritten Platz der Gesamtwertung bei der Freeride World Tour 2015 erreichte. Mittlerweile hat sie die Wettkämpfe an den Nagel gehängt, arbeitet als Skilehrerin in ihrer Heimat, den Dolomiten, und macht Filme über das Freeriden und Highlining. In einem Interview hat sie uns einige spannende Fragen beantwortet – Auch wie es war und ist, als Frau in einer männerdominierten Sportart Fuß zu fassen und erfolgreich zu sein.

Die gebürtige Italienerin Silvia Moser begeistert beim Freeriden mit ihrer ausgefeilten Fahrtechnik und Leichtigkeit, während sie mit atemberaubender Geschwindigkeit durch den Powder fegt. Zwischen den Abfahrts- und Freeride-Wettkämpfen sucht Silvia immer auch ihre Freiheit als Frau und ihren ganz eigenen weiblichen Style. Ihr Hauptaugenmerk liegt heute nicht mehr auf Podiumsplätzen, sondern auf dem Erkunden der Berge weltweit. Vor kurzem erschien ihr neuer Film Moonlines, präsentiert von Arc’teryx, – ein Grund für uns, euch Silvia ein bisschen näher vorzustellen.

Interview mit Silvia Moser

Liebe Silvia, du bist eine erfolgreiche Skirennläuferin und Freeriderin – wie hat deine Leidenschaft für das Skifahren begonnen und welche Rolle spielt es in deinem Leben?

S Ich habe mit dem Skifahren angefangen, sobald ich laufen konnte. Zuerst bin ich meinem älteren Bruder auf Holzskiern gefolgt, dann, mit 3 Jahren, mit meinem Vater Skifahren gegangen. Seitdem habe ich nie wieder aufgehört. Ich habe viele Jahre lang an Abfahrtsrennen teilgenommen, wodurch das Skifahren zu einem festen Bestandteil meines täglichen Lebens wurde. Selbst im Sommer habe ich immer dafür trainiert. Mit 19 Jahren begann ich als Skilehrerin zu arbeiten. Als ich mit dem Rennen aufgehört habe, wurde mir das Fahren auf präparierten Pisten zu langweilig, sodass meine Freund:innen und ich immer öfter im Tiefschnee gefahren sind. 

»Together with my ski team friends we were skiing in powder every time we could, enjoying the bigger mountains and the kind of freedom after all those years between slalom poles.«

Welche spezifischen Herausforderungen hast du als weibliche Freeride-Skifahrerin gemeistert und wie haben sie dich als Sportlerin geprägt?

S Als ich mit dem Freeriden anfing, bin ich hauptsächlich mit Männern gefahren, da es in ganz Italien nur sehr wenige Frauen gab, die Freeriden machten. Erst später fand ich ein paar Freundinnen in meiner Heimatstadt, mit denen ich gemeinsam Freeriden konnte. Manchmal sprang ich höher oder zeigte weniger Angst als die Männer. Wahrscheinlich auch, weil ich von ihnen akzeptiert werden wollte. Andererseits hat es mich auch sehr gepusht, dass ich manchmal besser war als sie. Das hat definitiv meinen Charakter geprägt und mir erlaubt, aus meiner Komfortzone herauszutreten, um sowohl von mir selbst als auch von anderen zu lernen und mein Skifahren zu verbessern.

Kannst du uns von einem prägenden Moment in deiner Karriere erzählen, der dich sowohl als Sportlerin als auch als Frau geprägt hat?

S Es ist schwer, nur einen einzigen Moment auszuwählen, weil ich glaube, dass alle Erfahrungen, die ich gemacht habe und noch machen werde, mich auf viele verschiedene Arten formen. Aber ich würde sagen, vor allem hat mich meine Jugend als Skirennläuferin geprägt. Besonders meine Mentalität als Sportlerin – um zu trainieren und das Beste aus jedem einzelnen Moment herauszuholen.

»Since skiing has traditionally been dominated by men it has influenced how I perceived myself as a girl, woman, with various aspects, with a distinct strength within.«

Wie siehst du die Rolle der Weiblichkeit im Skifahren und welche Herausforderungen bestehen für Athletinnen?

S Ich denke, die großen Herausforderungen bestehen darin, dass wir Frauen uns mit Männern vergleichen wollen. Und das ist biologisch einfach unmöglich. Sicherlich gibt es eine große Kluft zwischen der Anzahl der Frauen und Männer, die diesen Sport betreiben. Auch die Anerkennung lässt sich nicht vergleichen – hier muss sich noch viel verändern. Für mich ist es besonders wichtig, unsere Weiblichkeit stärker in den Skisport einzubringen. Wir sollten unsere speziellen Eigenschaften in diesem von Männern dominierten Sport noch deutlicher hervorheben. Viele Frauen haben bereits gezeigt, dass sie auf demselben Niveau wie Männer Ski fahren können. Und es wäre wirklich langweilig, nur von Männern umgeben zu sein.

Du möchtest also Veränderungen in Bezug auf Geschlechtergleichheit und -repräsentation sehen?

Das ist sicherlich ein sehr großes Thema, da es tief in unserer Gesellschaft und unserem täglichen Leben verwurzelt ist. Dennoch glaube ich, dass wir uns in dieser Hinsicht weiterentwickeln können und dass sich auch die Skiindustrie in diese Richtung verändert.

Gibt es eine Botschaft, die du an junge Mädchen und Frauen vermitteln möchtest, die davon träumen, im Skifahren erfolgreich zu sein? Möchtest du ein Vorbild sein?

S Es würde mich sehr glücklich und stolz machen, ein Vorbild für Athletinnen zu sein! Und wenn ich jetzt etwas sagen müsste, wäre es einfach: Tu das, was du wirklich willst. Egal ob du dabei eher im Schatten von anderen stehst. Das lässt dich die Lichtseite danach umso mehr schätzen. 

Welche Rolle spielen die Natur und die Berge in deinem Leben und welche anderen Outdoor-Aktivitäten betreibst du?

S Die Natur und das draußen Sein sind meine Energiequellen. Es ist die beste Möglichkeit, meine Batterien aufzuladen, meine Gefühle zu verarbeiten und den Sauerstoff zu bekommen, den ich für meinen Alltag brauche. Da ich in den Bergen lebe, ist es ziemlich einfach, nach draußen zu gehen. Ein Teil von mir fühlt sich sehr mit dieser Art von Freiheit verbunden – Ich gehe einfach in den Wald oder lege mich für einen Moment in die Sonne. Wenn ich nicht Ski fahre, liebe ich das Klettern hier in den Dolomiten sowie das Highlining oder einfach nur herumzukraxeln wie eine Gämse.

Kannst du uns etwas über deinen neuen Film erzählen und wie Outdoor-Filme von Athletinnen in der Branche behandelt werden?

S Der Film Moonlines ist ein Projekt, das nicht nur Athletinnen in Aktion zeigt, sondern auch die enge Freundschaft und Verbindung verdeutlicht, die die Berge und Landschaften zwischen Menschen schaffen. Zudem handelt der Film von der starken Motivation, die entsteht, wenn wir gemeinsam aktiv sind – sei es beim Skifahren, Highlinen oder einfach beim Tanzen zu guter Musik. Heutzutage gibt es immer mehr Filme von und über Athletinnen und es ist definitiv beeindruckend, was sie erreichen. Ich bin sicher, dass die Sportlerinnen Veränderungen in der Branche bewirken werden.

was sind deine langfristigen Ziele und Träume als Skifahrerin?

S Ich liebe das Reisen und das Erkunden der Welt. Deshalb würde ich sagen, dass mein Ziel ist, so viel zu reisen und so viel Ski zu fahren, wie ich es gerne möchte

»I like to share lines with friends and discover wild places to make drawings with my wood sticks.«

Wenn ihr wissen wollt, was bei Silvia Moser gerade los ist, dann schaut bei ihrem Instagram Account vorbei. Für noch mehr female Power im weißen Powder findet ihr in unserem Beitrag 4 Wintersport-Filmtipps – Best of Female Ski & Snowboard den passenden Film für Pisten-Highlights daheim.

Was würdet ihr Silvia Moser gerne mal fragen? Schreibt es uns in die Kommentare!

Über die Autor:in

Simone Balser

Simmi ist ein Outdoor-Tausendsassa. Wenn sie nicht grade Yoga unterrichtet oder Texte schreibt, dann ist sie wahrscheinlich wandern, snowboarden oder im Wald joggen.

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