SUP-Touring abseits der Badeseen – alles, was ihr für eure erste Tagestour wissen müsst
Ihr liegt am Badesee umgeben von lieben Menschen und ab und an gönnt ihr euch mit dem SUP eine kleine Erfrischungstour auf dem See. So darf es sein. Alles bestens, oder? Na klar! Da geht aber auch noch mehr. Wir, Tessa und Anne aus Norddeutschland, haben seit einigen Jahren das SUP-Touring für uns entdeckt. Das heißt, ihr seid mehrere Stunden oder auch Tage mit dem SUP unterwegs – der Fluss fließt unter euch und Landschaften ziehen vorbei.
SUP-Touring – aus dem Alltag raus in die Welt
Wir finden Wasserwandern mit dem SUP ist eine wunderbare Möglichkeit, auf dem Wasser und in der Natur zu sein. Ihr bekommt neue Perspektiven auf die Umgebung und manchmal auch auf euren Alltag. Ihr entdeckt Orte, die von Land oft gar nicht zugänglich sind. Zudem sind solche Ausflüge perfekt geeignet für Mikroabenteuer – aus dem Alltag raus in die Welt. Mit unserem Blog-Beitrag wollen wir euch Lust und Mut machen, eine mehrstündige oder -tägige SUP-Tour anzugehen. Aber alles Schritt für Schritt. Zuerst werfen wir einen Blick darauf, was ihr dafür an SUP-Material braucht und worauf es ankommt.
Board Im Grunde lässt sich eine Tagestour mit jedem handelsüblichen Board unternehmen. Deutlich mehr Spaß bringt es allerdings, wenn ihr für euer SUP-Abenteuer ein spezielles Touring-Board nutzt. Wie der Name erahnen lässt, sind diese Boards speziell für Touren, also längere Strecken und die Mitnahme von Gepäck, konzipiert. Sie zeichnen sich durch eine spitz zulaufende „Nose“ (Spitze vom Board) sowie Gepäcknetze aus und sind deutlich länger als bspw. Allround- oder Wave-Boards. Typische Maße für ein Touring-Board sind Längen zwischen 11’ und 14’ Fuß (335-427cm), bei einer Breite zwischen 28’’ und 32’’ Inch (71-81cm). Grundsätzlich gilt: Je länger und schmaler das Board, desto schneller, aber auch desto kippliger ist es. Wenn ihr kein Auto mit Dachgepäckträger besitzt, oder ohnehin lieber die Öffis oder das Fahrrad nutzt, sind sogenannte Inflatables (aufblasbare SUPs) die richtige Wahl. Anders als ihre artverwandten Hardboards haben aufblasbare SUPs ein geringeres Gewicht sowie Packmaß und sind dadurch leichter zu transportieren.
Paddel Leicht sollten auch eure Paddel sein. Denn mit jedem Paddelschlag hebt ihr das Gewicht des Paddels aus dem Wasser. Auf einer mehrstündigen Tour machen da schon wenige Gramm einen großen Unterschied. Paddel aus Fiberglass, Bambus oder einem Carbon-Composit-Mix eignen sich daher besonders gut. Sie sind deutlich leichter als Alu-Paddel, aber etwas robuster als reine Carbonpaddel.
Finne Auch bei der Finne, die am „Tail“ (Ende vom Board) montiert wird und der Kipp- und Richtungsstabilität dient, gibt es spezielle Touren-Modelle. Am besten eignet sich eine längere und großflächige Mittelfinne für einen guten Geradeauslauf des Boards. Aber das ist schon Feintuning – Hauptsache ihr habt überhaupt eine Finne.
Leash Beim SUP-Touring solltet ihr definitiv eine „Leash“, eine Leine, die euch mit dem Board verbindet, tragen. So kann euer Board auch bei einem Sturz ins Wasser nicht abhanden kommen (sei es durch Strömung oder Wind). Bei hohen Fließgeschwindigkeiten braucht es eine Hüftleash, die sich jederzeit leicht öffnen lässt. Auch im Fall dessen, dass sie sich bei einem Sturz an Gegenständen Unterwasser verhakt.
Schwimmhilfen Schwimmhilfen sind auf den meisten Gewässern in Deutschland keine Pflicht. Auf größeren Gewässern, fernab der Ufernähe, sowie bei kalten Wassertemperaturen aber ratsam. Deutlich angenehmer zu tragen als Festtoffwesten sind selbstaufblasende Schwimmhilfen wie „Restube“ (eine aufblasbare Rettungsboje).
Kleidung Spezielle Kleidung braucht ihr generell nicht zum SUP-Touring. Empfehlenswert ist jedoch schnelltrocknende und leichte Sportbekleidung wie z.B. Badeshorts, Leggings sowie Funktionsshirt oder Fleece. Denkt an Ersatzkleidung, solltet ihr unfreiwillig baden gehen. Neoprenanzüge sind bei längeren Touren nicht empfehlenswert, da man unter dem Material schnell schwitzt. Wer sich etwas gönnen möchte, kann besser in einen atmungsaktiven Trockenanzug investieren. Am besten SUPt es sich auch auf längen Touren barfuß. Spezielle Wasserschuhe oder Neoprenschuhe sind aber eine gute Ergänzung, wenn es frisch wird und beim Ein- und Aussteigen. Ansonsten funktionieren auch leichte Turnschuhe.
Packsack Zudem benötigt ihr einen wasserdichten Packsack (Drybag), um Ersatzkleidung, Verpflegung etc. zu verstauen. Wie bei einem Daypack sind hier 20-30 l Volumen ideal. Und denkt daran, euer Gepäck am Board zu befestigen.
Kein eigenes SUP-Equipment? Kein Problem.
Mittlerweile gibt es viele SUP-Shops und -Verleihe, bei denen man sich passende Boards und Paddel stunden- oder tageweise mieten kann. Häufig auch das passende Outfit.
SUP-Tourenplanung – wo es lang geht
Bevor ihr los macht, sammelt Ideen und lasst euch inspirieren. Unterstützen können euch u.a. dabei die unten aufgeführten Bücher, Apps und Webseiten. Zudem solltet ihr eure eigene Fitness und euer SUP-Können berücksichtigen.
Reisegeschwindigkeit Als Stand Up Paddlerin habt ihr eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 4-6 km/h. Bei der Befahrung von Fließgewässern müsst ihr die Fließgeschwindigkeit noch dazurechnen, um eure Reisegeschwindigkeit zu ermitteln. Wenn ihr auf Gewässern in Küstennähe unterwegs seid, beachtet zudem die Gezeiten: nicht dass auf einmal Ebbe ist und ihr eine zu geringe Wassertiefe für eure Finne habt, oder ihr gegen den Flutstrom anpaddeln müsst. Verlässliche Informationen zur Fließgeschwindigkeiten von Gewässern lassen sich u.a. in Gewässerführern finden, Angaben zu Ebbe und Flut in sogenannten Gezeitentabellen. Plant in jedem Fall genügend Zeit ein, insbesondere wenn es viel zu entdecken gibt.
Befahrensregelungen und Naturschutzbestimmungen Diese sind natürlich bei der Tourenplanung und unterwegs zu berücksichtigen. Manchmal benötigt man für bestimmte Gewässer vorab eine Genehmigung. Auch dies steht dann im Gewässerführer oder lässt sich im Internet herausfinden.
Start- und Endpunkt Recherchiert außerdem vorab Ein- und Ausstiegs- sowie Pausenstellen (Empfehlungen findet ihr in den unten genannten Tourenbüchern) und macht euch Gedanken um den Rücktransport. Könnt ihr abgeholt werden? Gibt es Busse oder Züge zum Ausgangsort? Manchmal kann auch ein Taxi eine gute Alternative sein. In den Tourenbeschreibungen oder Informationen zum Verlauf der Flüsse sind zudem Schleusen und/oder Umtragestellen eingezeichnet. Größere Schleusen dürfen neuerdings aus Sicherheitsgründen mit dem SUP nicht mehr befahren werden, da ist dann Umtragen angesagt. Meist eigenen sich diese Stellen auch gut für eine (Pinkel-)Pause, da man hier mittels Anlegern gut aus dem Wasser kommt und häufig Infrastruktur vorfindet.
Wind und Wetter Zu guter Letzt beachtet Wind und Wetter und passt eure Kleidung und die Tour entsprechend an. Am besten checkt ihr das Wetter bei etablierten Wind- und Wetterdiensten (z.B. Windfinder). Regen ist beim Stand Up Paddling halb so wild (ist ja schließlich ein Wassersport), aber den Wind solltet ihr nicht unterschätzen. Aufrecht stehend bietet man als Stand Up Paddlerin viel „Angriffsfläche“. Windstärken von 3-4 Bft von vorne können daher über längere Distanzen sehr ermüdend sein. Dann lohnt es sich die Tour, wenn möglich, ggf. andersherum zu fahren.
1Wählt ein Tourengewässer aus, das eurem Eigenkönnen und Material angemessen ist.
2Macht euch mit den Befahrensregelungen und Naturschutzbestimmungen vertraut, holt ggf. Genehmigungen ein.
3Recherchiert geeignete Ein- und Ausstiegsstellen und macht euch über den Rückweg/ Rücktransport Gedanken.
4Checkt den aktuellen Wetterbericht und passt eure Tourenplanung sowie Kleidung an.
5Packt Verpflegung, ausreichend Getränke, Wechselkleidung, ein Multitool sowie ein geladenes (Notfall-)Handy ein. Verstaut alles wasserdicht und befestigt es am Board.
6Kontrolliert euer Material (Board, Paddel, Finne, Leash, ggf. Schwimmhilfe) – habt ihr alles dabei und ist es in einem guten Zustand?
7Informiert Freund:innen und/oder Familie über eure SUP-Tour.
SUP-Abenteuer
SUP-Touring – Packliste und Links
Um jetzt so richtig „in Fahrt“ zu kommen und damit ihr bei euer nächsten – und vielleicht ersten – SUP-Tour garantiert nichts vergesst, haben wir euch eine SUP-Touring Packliste sowie eine Übersicht mit hilfreichen Links, Büchern und Apps zusammengestellt. Wir wünschen euch ganz viel Spaß, allzeit gute Fahrt und immer ein handbreit Wasser unter der Finne.
PAckliste
- wasserdichter Packsack (Drybag) ca. 25l
- Gewässerkarte/Reiseführer oder App
- Seil (um Board z.B. am Ufer festzumachen)
- Verpflegung und ausreichend Getränke, checkt vorab die Möglichkeit Trinkflaschen ggf. unterwegs aufzufüllen
- Wechselkleidung
- Kopfbedeckung
- Sonnencreme
- Sonnenbrille + Brillenband
- festes Schuhwerk (leichte Turnschuhe oder Neoprenschuhe für Ein- und Ausstieg)
- im Herbst/Winter: Mütze, Handschuhe, Trockenanzug
- geladenes (!) Handy für eventuelle Notfälle
Für Inspiration und Ideen
SUP Reiseführer Deutschland, Reiseführer mit 145 SUP-Touren in ganz Deutschland https://www.kanu-verlag.de/_dbe,products,106900.xhtml
SUP Guide, Reiseführer-Reihe zu verschiedenen Regionen in Deutschland und Österreich https://www.thomas-kettler-verlag.de/produkt-kategorie/sup-guide/
SUP Mag, Online- und Printmagazin Rund um das Thema SUP https://www.sup-mag.de/
Für die konkrete Tourenplanung
SUP Scout, umfangreiche Webseite mit vielen Tipps und praktischen Übersichtskarten für SUP Touren und zu SUP-Verboten sowie Erlebnisberichte und Infos zum Thema SUP-Safety https://supscout.de/
Infothek Deutscher Kanu-Verband (DKV), Webseite mit vielen Links zu Planungshilfen (Apps und Bücher) sowie eine gute Übersicht zu Gewässerinformationen und Befahrensregelungen https://www.kanu.de/FREIZEITSPORT/Infothek-fuer-Paddler-52124.html
Canua App, kostenlose App (Basisfassung) mit umfassenden Gewässerinfos für ganz Europa zum Tourenplanen und -aufzeichnen https://www.canua.info/
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, zentrale maritime Behörde in Deutschland, zuständig u.a. für Meeresdaten wie Gezeiten https://www.bsh.de/DE/DATEN/Vorhersagen/Gezeiten/gezeiten_node.html
Habt ihr euch auch schon auf ein SUP-Abenteuer gewagt und welche Erfahrungen habt ihr dabei gesammelt? Schreibt uns eure Kommentare. Ihr wollt mehr über Bretter, die euch die Welt aus anderen Blickwinkeln zeigen und speziell zum Thema Wingfoilen erfahren? Dann schaut euch gern diesen Artikel an: https://thefemaleexplorer.de/blog/wingfoilen-fuer-frauen.