Mighty Mountain Affair – Stefanie Juretzka im Interview


Das Freiheitsgefühl, mit dem Van die Welt zu bereisen, hat Steffi zusammen mit ihrem Partner Joe zur Fotografie geführt. Von der Reisenden mit Handy ist sie zur Abenteurerin mit Kamera geworden. In ihrem Fokus liegen schwer erreichbare Orte, die es zu erwandern, besteigen oder erklettern gilt. In stimmungsvollen Gebirgsportraits hält sie die Dimensionen fest, die uns daran erinnern, dass wir nicht den Berg bezwingen – sondern uns selbst. 

Titelfoto: Mondaufgang über den majestätischen Bergen des Torres del Paine Nationalparks, Patagonien.

»Ich würde behaupten, dass mich die Fotografie der Natur näher gebracht hat und mich dazu animiert, die Welt viel bewusster zu erkunden.« 

Steffi, wie bist du zur Reisefotografie gekommen? 

SNeuseeland, das Land der atemberaubenden Landschaften, hat mir nicht nur unvergessliche Erinnerungen beschert, sondern auch meine Leidenschaft zur Fotografie entfacht. Im Dezember 2017 ging es zusammen mit meinem Freund – mittlerweile Mann ─ für knapp einen Monat auf die andere Seite der Welt. Schon am ersten Tag spürte ich, dass ich an einem besonderen Flecken Erde gelandet war. Die Schönheit und vor allem die Vielfalt, die das Land bietet, haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Gletscher, Vulkanlandschaften, Berge, Strände, Geysire, Glühwürmchenhöhlen, Wasserfälle… all diese unterschiedlichen Eindrücke und besonderen Momente wollte ich auf Bildern festhalten, um sie zu Hause mit Familie und Freunden teilen zu können ─ aber vor allem auch als Erinnerung für mich selbst. Während sich mein Freund zwei Tage vor der Reise noch ganz spontan eine Systemkamera gekauft hatte, fotografierte ich zu diesem Zeitpunkt noch mit meinem Handy. Doch ich merkte schnell, dass mich die Kamera viel mehr interessierte und sie so viel mehr Möglichkeiten zu bieten hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatten allerdings weder mein Freund noch ich Ahnung, wie man so eine Kamera eigentlich richtig bedient. Diese Reise war somit der gemeinsame Start eines neuen Hobbys. Zurück in Deutschland habe ich mir direkt eine eigene Kamera gekauft. Gemeinsam haben wir uns dann Schritt für Schritt mit den verschiedenen Funktionen sowie der Bildbearbeitung beschäftigt und uns so das Fotografieren selbst beigebracht.

»Seit sechs Jahren erleben wir gemeinsame Bergmomente mit der Kamera. All die Abenteuer und Erinnerungen daran schweißen uns zusammen.«

Der majestätische Kirkjufell in Island spiegelt sich malerisch im klaren Wasser

Wie hat die Fotografie euer Leben und eure Art des Reisens verändert? 

SDie neu entdeckte Leidenschaft zur Fotografie und zur Natur hatte natürlich einen Einfluss auf die nachfolgenden Reiseziele und auch auf unsere Art des Reisens als Paar. Neben Wochenendtrips in die Berge folgten Reisen nach Schottland, Island, Finnland, in die Schweiz und in die Dolomiten – die Kameras immer im Gepäck! Unsere Abenteuerlust und der Drang, mehr von der Welt zu sehen, wurde immer größer, so dass wir 2021 – trotz Pandemie ─ unsere Jobs und die gemeinsame Wohnung gekündigt haben und für ein Jahr auf Reisen gingen. Norwegen und Patagonien, beides bekannt für ihre unberührten Landschaften, einsamen Berge und endlosen Weiten, waren unsere absoluten Highlights. Das lag nicht nur an der beindruckenden Natur dieser Regionen, sondern auch daran, dass wir beides auf eigene Faust mit einem Camper erkunden konnten. Das Reisen mit dem Van ist für uns die schönste Art, unterwegs zu sein, da sie unschätzbare Flexibilität und Freiheit bietet, vor allem in Bezug auf die Fotografie. Wir können immer spontan entscheiden, wohin wir als nächstes fahren möchten, ohne uns an feste Reisepläne oder Buchungen halten zu müssen. Außerdem können wir uns vom Wetter oder unserer Inspiration leiten lassen! Wir stehen z. B. oft früh auf, um den Sonnenaufgang zu fotografieren und genießen es manchmal sehr, danach wieder ins Bett zu gehen. Aber natürlich machen nicht nur praktische Vorteile das Reisen mit einem Van so besonders: es ist das Gefühl von Freiheit, das jedes Mal aufs Neue fasziniert.  

Bild 1: Moodige Morgenstimmung am Salfeinssee. Bild 2: Creek Geological Site in Mammoth Lakes Kalifornien.

Seitdem ich fotografiere, nehme ich die Natur viel intensiver wahr und bemerke viele kleine Dinge, wie Farben, Strukturen, unterschiedliche Lichtverhältnisse, die mir vorher nie aufgefallen wären. Mittlerweile kann ich mir nicht mehr vorstellen, ohne meine Kamera zu reisen. Heute, Jahre nach der ersten großen Reise nach Neuseeland, bin ich immer noch von der Fotografie fasziniert und auch noch weiter in den Outdoorbereich eingetaucht. Neben Wandern zählen mittlerweile auch Klettersteige und Klettern zu meinen Hobbys. 

Was ist das Besondere an deiner Art der Fotografie? Und wie unterscheidet sie sich zu der deines Partners? 

SWährend bei Joe der Fokus auf der Landschaft liegt und er besonders gerne Details der Natur einfängt, darf es bei mir auch manchmal etwas verträumter und verspielter sein. Ich brenne für menschenleere, epische Landschaften mit einer weiten Sicht, die schwierig zu erreichen sind. Dabei sind es die Berge, die mich zweifellos am meisten anziehen. Es gibt etwas Magisches an ihrer imposanten Größe und ihren unterschiedlichen Formen und Strukturen, das mich jedes Mal in seinen Bann zieht. Es ist doch auch einfach immer wieder etwas ganz Besonderes, sich in die Stille der Natur zu begeben, während der Rest der Welt noch schläft. Ruhe und Einsamkeit sind dabei etwas, das ich in diesen Momenten besonders schätze. Die Berge bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten für kreative Kompositionen und interessante Perspektiven. Die Formen und Linien der Berggipfel, die sich vor dem Himmel abzeichnen, oder die Spiegelung in einem klaren Bergsee, bieten unendliche Gestaltungsmöglichkeiten für die Fotografie. Jedes Mal, wenn ich oben auf einem Gipfel stehe, eröffnet sich mir eine neue Welt an Potenzial. Ich habe eine große Affinität für „moody“ Stimmungen. Meine Bilder sollen vor allem zum Träumen einladen! Ich möchte Menschen in eine Welt voller Magie und Faszination entführen, die ihnen vielleicht sonst verborgen bleibt.   

Über den Wolken auf dem Lagazuoi, einem zweigipfligen Berg in der Fanesgruppe der Dolomiten.

»Das Gefühl, ohne andere Menschen um mich herum auf einem Gipfel zu stehen und diese besonderen Momente zu erleben und zu fotografieren, ist einfach immer wieder unbeschreiblich.« 

Wie beeinflusst ihr euch gegenseitig in eurer Fotografie? Könnt ihr die Kamera auch mal nicht dabeihaben und entspannen? 

SWir kennen uns mittlerweile seit 11 Jahren und verstehen uns blind. Das Tolle daran ist, dass wir uns ehrliches Feedback geben können. Das hilft enorm, unsere Fähigkeiten zu verbessern, kreatives Potenzial weiter auszuschöpfen und uns weiterzuentwickeln. Wir inspirieren uns gegenseitig, wenn es darum geht, Motive zu wählen und neue Ideen zu entwickeln. Wenn wir in den Bergen unterwegs sind, fällt es mir ehrlicherweise total schwer, die Kamera auch mal liegen zu lassen. Es gibt einfach überall Motive zu entdecken und es juckt immer in den Fingern. Außerdem ist das Fotografieren für mich persönlich eine Methode zu entspannen. Vor zwei Jahren haben wir das Klettern für uns entdeckt. Das bringt einen ganz neuen, anderen Impuls in unsere Reisen und Ausflüge und bietet einen perfekten Ausgleich zum Fotografieren und Wandern. Beim Klettern bin ich immer total im Hier und Jetzt. Jeder Griff, jeder Tritt, erfordert volle Aufmerksamkeit und in diesem Moment gibt es dann wirklich nichts anderes und die Kamera bleibt aus.  

Mondaufgang über den Bergen nahe des bekannten Geiranger Fjord in Norwegen.
Mammoth Mountains, Kalifornien, nach einer kalten Nacht bei -15 °C.

»Wenn meine Fotos die Betrachter:innen zum Staunen und Nachdenken bringen oder sogar inspirieren, selbst raus in die Natur zu gehen, dann habe ich mein Ziel erreicht.« 

Welchen Tipp gibst du gern weiter?

SGeduld! Die Natur ist unberechenbar und das perfekte Licht oder der magische Moment können manchmal auf sich warten lassen. Sei geduldig und warte auf den richtigen Augenblick. Es lohnt sich oft, etwas länger an einem Ort zu bleiben und die Veränderungen der Lichtstimmung oder der Wetterbedingungen abzuwarten, um ein einzigartiges Foto zu bekommen. Aber vor allem: Hab Spaß! Die Landschaftsfotografie ist eine wunderbare Möglichkeit, die Schönheit der Natur zu erkunden und festzuhalten. Lass dich von der Natur leiten und genieße die Reise der Entdeckung und kreativen Ausdrucksweise. Happy Shooting! 

Mehr abenteuerliche Fotostrecken und Fototipps findest du in unserer Creators Kategorie auf unserem Blog.

ROAMING ROMANCE – erlebt Steffis und Joes gemeinsame Gipfelmomente

@steffi.outbound

Über die Autor:in

Leonore Herzog

Leo ist freiberufliche Fotografin und Content Creatorin. Logisch, dass sie da auch die Bildredaktion für den The Female Explorer inne hat. Auch auf Reisen legt sie die Kamera nicht aus der Hand, wenn sie mit Mann, Kind und Hund die Welt entdeckt – am liebsten im Camper.

Wilder
Warenkorb
Shopping cart0
Es sind keine Produkte in deinem Warenkorb!
0
nach oben