Credits: Fabrizio Ardito. Proprietà di "Archivio Immagini Regione Umbria Servizio Turismo"

Der Franziskusweg – Solo-Hike in Italien


Credits: Fabrizio Ardito. Proprietà di „Archivio Immagini Regione Umbria Servizio Turismo“Foto

Für einen Solo-Hike sind Pilgerwege wie geschaffen. Denn sie sind meist gut mit Infrastruktur ausgestattet und man trifft unterwegs oft andere Wandernde oder Pilger:innen. Man muss auch nicht christlich oder gläubig sein, um auf diesen Wegen zu wandern. Wem der Jacobsweg zu weit und zu crowded ist, dem sei der einsame und kürzere Franziskusweg in Italien ans Herz gelegt.

Hier teile ich meine persönlichen Erkenntnisse und Empfehlungen, die ich euch für das Pilgern auf dem Franziskusweg mitgebe. Außerdem ein paar Equipment-Essentials und wertvolle Insider-Tipps.

Mir war von Anfang an klar, dass ich das allein durchziehen wollte. Nur auf mich gestellt zu sein, meinen Körper zu spüren und den Geist frei zu bekommen – das war mein großes Ziel.

Vor gut einem Jahr habe ich mir diesen Traum vom ersten Solo-Long-Trail endlich erfüllen können. Jahrelang schob ich diese Wanderung vor mir her, bis ich mir „Jetzt oder Nie“ sagte und ein paar Ersparnisse es mir ermöglichten. Mir war von Anfang an klar, dass ich das allein durchziehen wollte. Nur auf mich gestellt zu sein, meinen Körper zu spüren und den Geist frei zu bekommen – das war mein großes Ziel. 13 unvergessliche Tage auf dem Franziskusweg liegen hinter mir. Körperlich und geistig eine echte Herausforderung, aber auch eine Phase enormen persönlichen Wachstums!

Der Franziskusweg: Ein einsamer Pilgerweg durch die abgelegensten Landschaften Italiens

Der Franziskusweg ist ein wenig bekannter Pilgerweg in Italien, der von Florenz über Assisi bis nach Rom führt. Der Weg ist nach dem heiligen Franziskus von Assisi benannt, einem der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche, der im 13. Jahrhundert in dieser Region lebte und wirkte. Die Route des Franziskuswegs erstreckt sich über eine Länge von etwa 550 km und führt durch einige der schönsten und abgelegensten Landschaften Italiens, den mittleren Apennin. Der Weg beginnt in Florenz, führt durch die malerischen Hügel und Berge der Toskana und Umbriens und erreicht schließlich die Stadt Assisi. Danach geht es weiter durch Umbrien und Latium bis nach Rom.

Die Aussichten über die Toskana sind berauschend und das „Tau“-Zeichen markiert den Pilgerweg.

1 Routenplanung

Wer den ganzen Weg von Florenz nach Rom wandern möchte, sollte dafür mindestens einen Monat einplanen. Obwohl die Kilometerzahl in 25 Tagen leicht zu bewältigen ist, hängen die einzelnen Abschnitte vor allem von den Höhenmetern und den Übernachtungsmöglichkeiten ab. Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Routenoptionen, die unterschiedliche Orte ansteuern, weshalb eine sorgfältige Routenplanung im Voraus sehr wichtig ist. Der offizielle Via de Francesco, der vom Vatikan angelegt wurde, ist der längste, aber auch der einfachste Wanderweg. Ich hatte mich für eine kürzere, aber schwerere Version entschieden, die auf einem Wanderführer von Kees Rodenburg basiert und in 29 Tagesetappen nach Rom führt. Meine komplette Route findest du auf komoot.

2 Route

Der Wanderweg führt durch wunderschöne Täler und über steile Berge, durch mittelalterliche Städte und an jahrhundertealten Klöstern vorbei. Meist wandert man auf stillen Pfaden, durch dichte Wälder und auf ruhigen Landwegen. Manchmal folgt man auch alten römischen Straßen, deren Überreste hier und da noch zu sehen sind. Gelegentlich ist jedoch ein Stück Asphalt unvermeidlich. Der Weg ist eigentlich durch eine Wanderwegmarkierung gekennzeichnet, in der Regel durch den griechischen Buchstaben „Tau“ – oder ein rot-weißes Schildchen. Allerdings ist die Markierung nicht besonders gut, oft fehlt genau an entscheidenden Kreuzungen eine Markierung. Mehr als einmal bin ich falsch abgebogen und musste dann feststellen, dass ich zurück zur letzten Kreuzung und einen anderen Weg einschlagen musste.

Die steilen Anstiege im Apennin werden mit malerische Zielen belohnt, wie der antiken Stadt Gubbio.

Manchmal sind die Pfade nur sehr schlecht zu erkennen. Oft fragte ich mich, ob ich nicht gerade auf einem Wildwechsel unterwegs war. Dank meines Wanderführers und meiner Garmin Fenix 6 hatte ich die Route aber trotzdem gut im Griff. Manche Strecken, die vom Wanderführer vorgeschlagen waren, konnte ich allerdings nicht gehen, weil ich keine Unterkunft am Tageszielpunkt finden konnte. Also musste ich auch mal spontan eine andere Route wählen, mit dem Bus oder per Anhalter fahren. Auch plötzlich gesperrte Straßen und Wege durch umgestürzte Bäume oder Hangrutsche musste ich überwinden.

Die täglichen Strecken sind wirklich hart und nichts für ungeübte Wandernde! Es ist keine Seltenheit, dass man 1.000 Höhenmeter nach oben und wieder hinunter zurücklegt. Die Tagesrouten sind im Durchschnitt etwa 17 km lang. Es wechselt sich aber gut zwischen anstrengenden und einfacheren Routen ab – Pausentage alle sechs Tage sind jedoch zu empfehlen.

3 Unterkünfte

Leider ist es schwierig, die Wanderung mit einem Zelt zu machen. Teilweise verläuft sie durch Nationalparkgebiete, wo das Campen und Feuer machen verboten ist. Nur selten gibt es Campingplätze entlang der Route. Aus diesem Grund wird von allen Pilgerführern empfohlen, in Hotels, Klöstern und privaten Unterkünften zu übernachten. Am besten bucht ihr diese ein paar Tage im Voraus, dann könnt ihr flexibel Pausen machen. Die Unterkünfte gehen jedoch schnell ins Geld. Das war auch der Grund, weshalb ich meine Wanderung nach 2 Wochen abbrechen musste. Mir war einfach das Geld ausgegangen.

Übernachten in abgelegenen Klöstern und Pizza geht immer!

4 Versorgung

Da der Weg meist durch einsame Wälder und Wiesen führt, kam ich tagsüber selten durch Orte, an Geschäften und Restaurants vorbei. Dafür gab es aber ab und an Brunnen und sprudelnde Quellen, an denen ich mein Trinkpack problemlos auffüllen konnte. Ich deckte mich beim Frühstück, meist mit Marmelade und Zwieback (ja, ein echtes italienisches Frühstück), ein. Wenn der Ort einen Supermarkt hatte, was nicht immer der Fall war, konnte ich mir noch etwas für unterwegs holen. Die anstrengenden Tagesetappen wurden abends jedoch stets mit bestem italienischem Essen und Rotwein belohnt. Auch als Veganerin hatte ich keine Probleme, leckeres Essen zu finden. Pizza kann man fast immer ohne Käse bestellen und Pasta pomodoro oder Focaccia sind meistens sowieso vegan. Die meisten Italiener:innen wissen mittlerweile was vegane Ernährung ist und auch in kleinen Cafés und Supermärkten konnte ich Soja- oder Hafermilch finden. Was verwirrend ist: oft bedeutet vegetariano dasselbe wie vegano – fragt lieber nochmal nach!

5 Equipment

Ich war sehr happy mit einem 46 Liter Damenrucksack, in dem meine super minimierte Ausrüstung Platz fand. Da der Franziskusweg kein alpiner Wanderweg ist, bin ich in leichten und niedrigen Wanderschuhen gelaufen und hatte meine Joggingschuhe als Ersatz dabei. Wanderstöcke waren allerdings unverzichtbar, denn auf den steilen An- und Abstiegen konnte meine Armkraft meine Beine gut unterstützen. Im September hatte ich mit kälteren Tagen gerechnet, aber Handschuhe und Mütze blieben ungenutzt in meinem Rucksack. Dafür durfte ich umso mehr Sonnencreme benutzen. Meine Kleidung habe ich alle paar Tage in einem Waschsalon gewaschen. Wer eine schöne Erinnerung an den Hike möchte, kann sich auf www.viadifrancesco.it rechtzeitig einen Pilgerpass holen und ihn in jeder Unterkunft abstempeln lassen. Was du sonst noch für einen Solo-Hike gebrauchen kannst, kannst du hier nachlesen.

Okay, wo geht’s jetzt bitte lang? Achtung vor den freilaufenden Hütehunden!

6 Insider-Tipps

Wie ich erst später in Facebook-Gruppen gelesen habe, gibt es auch günstige Trail-Angel-Unterkünfte bei meist sehr gläubigen Menschen, die Pilger:innen bei sich zuhause aufnehmen. Italienisch-Kenntnisse sind grundsätzlich sehr von Vorteil. In den abgelegenen Gegenden des Apennins sprechen nur wenige Menschen Englisch. Wer, wie ich, Angst vor den Wölfen hat, der kann sich mit einem Glöckchen und Pfefferspray ausrüsten. Letzteres hilft auch gegen aggressive Hütehunde, die in der Gegend unterwegs sind – ich habe ihnen aber meist nur mit dem Wanderstock gedroht. Da Franziskus der Heilige der Tiere und Wölfe ist, ist es gerne gesehen, wenn man den Weg mit Hund wandert. Der Vatikan stellt sogar eine Pilgerurkunde für Vierbeiner aus und in Assisi gibt es einen von Mönchen betreuten Hundehort, damit die Pilger:innen in Ruhe in die Pilgerstätte gehen können. Für die Unterkünfte muss man allerdings vorher nach Erlaubnis fragen.

Facts zum Franziskusweg

  • schwere Wanderung – nichts für Ungeübte
  • viele Höhenmeter täglich (oft bis zu 1.000 Meter hoch/runter)
  • Routen wechseln sich meist gut zwischen langen und kurzen, schweren und leichten ab
  • einsame Natur und dichte Buchenurwälder
  • Gefahr des Verlaufens, da schlecht markierte Wege
  • keine bzw. kaum Verpflegungsmöglichkeiten auf den Tagesetappen
  • Brunnen und Wasserstellen entlang des Weges verfügbar
  • Campen nur selten möglich
  • Unterkommen meist in (nicht so billigen) Hotels, privat oder in Klöstern
  • beste Reisezeit: Mai (ab September ist schon viel geschlossen)
  • Italienisch-Kenntnisse sehr von Vorteil
  • Anreise: am besten mit dem Nachtzug aus München nach Florenz und aus Rom wieder zurück

Seid ihr schon mal einen Pilgerweg gewandert? Teilt eure Erfahrung gerne in den Kommentaren!

Über die Autor:in

Simone Balser

Simmi ist ein Outdoor-Tausendsassa. Wenn sie nicht grade Yoga unterrichtet oder Texte schreibt, dann ist sie wahrscheinlich wandern, snowboarden oder im Wald joggen.

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