Tiny House Living – 9 Fragen an Felicia Rief


JuliText / Fotos

Felicia Rief (32) ist Sozialunternehmerin, Wirtschaftspsychologin und Aktivistin. Seit 3 Jahren wohnt sie mit ihrem Partner im selbstgebauten Tiny House und genießt diesen Lebensstil mit geringen Fixkosten und hoher Selbstbestimmung. Außerdem ist Felicia Mitgründerin des Tiny PopUp Projekts im Münchner Süden, mit dem sie mehr Menschen für Umweltschutz durch Themen wie Tiny Living, Ressourcenschonung, Sonnenstrom oder Urban Gardening begeistern will. Wenn sie nicht gerade mehrere Projekte gleichzeitig am Start hat, reist sie den Wellen Europas nach, umrundet die Inseln im Staffelsee oder liegt lesend am Isarstrand.

Ihr Motto: Das Leben ist eine Reise, nimm nicht zu viel Gepäck mit.

Du und dein Partner habt einen Van ausgebaut. War das der erste Schritt in Richtung Tiny House Living?

Ja, durch das Leben im Van wurde uns klar, dass wir auch mit wenig Platz auskommen. Als wir Konzepte von Tiny Houses gesehen haben, war einer der ersten Gedanken: das wollen wir ausprobieren! Der Reiz eines Tiny Houses liegt für mich in der Selbstbestimmung, Flexibilität und Bezahlbarkeit. Ein toller Nebeneffekt ist, dass mein Lebensstil minimale Auswirkungen auf die Umwelt hat. Aber der Hauptgrund war für mich, wieder mehr Herrin über meine eigene Zeit zu sein und bewusst zu entscheiden, mit welchen Inhalten ich sie füllen will.

Was hat dich motiviert, ein Tiny House mit eigenen Händen zu bauen?

Mit den eigenen Händen Neues zu erschaffen hat etwas sehr Befriedigendes. Es ist ein vollkommen anderes Erfolgsgefühl, als den ganzen Tag am PC und im Büro zu sitzen, wo man eher selten sofort Bestätigung über sein Schaffen erhält. Aber man darf sich nichts vormachen, ohne handwerkliche Vorerfahrung ist es eine echte Challenge, die einen in den Wahnsinn treiben kann.

Felicia in ihrem Tiny House

Würdest du Tiny-Hausbau als Couple Therapy verschreiben?

Gott bewahre! Wenn man eh schon reif für die Paartherapie ist und dann noch mit gefährlichem Gerät wie Nagelpistole, Kreissäge und Co. hantiert – dann wird das sicher ein Gemetzel.

Gibt es etwas, das du im Tiny House-Alltag vermisst oder du dadurch gewonnen hast?

Ich habe schon vor dem Tiny House auf kleinem Fuß gelebt, deshalb fällt mir da gerade echt nichts ein, was ich vermissen würde. Vor allem im Vergleich zu meinem alten WG Zimmer habe ich ja mehr Platz als vorher. Durch das Tiny House habe ich das Gärtnern für mich entdeckt und bin echt immer wieder fasziniert, was es für tolle Pflanzen es gibt. Außerdem lebe ich seit der Zeit im Tiny House bewusster. Ich mache mir mehr Gedanken darüber, welche Auswirkungen mein Handeln auf die Umwelt hat.

Was ist ein Gadget in eurem Tiny House, das man dort nicht erwarten würde?

Die Spülmaschine – Das Teil ist einfach goldwert!

Was würdest du Sammler:innen empfehlen, die in ein Tiny House ziehen wollen?

Alle Dinge, die wir besitzen, wollen Aufmerksamkeit. Und je mehr Dinge wir haben, desto eher sollten wir uns überlegen: Hab ich Freude an dem Teil oder raubt es mir meine kostbare Zeit, in der ich eigentlich ganz was anderes machen will? Aber klar ist natürlich auch: Tiny Living ist nix für jeden, das sollte eine bewusste Entscheidung sein. Mein Motto ist: Das Leben ist eine Reise, nimm nicht zu viel Gepäck mit.

Ich will zeigen, dass es sich auch mit weniger Zeug gut lebt.

Was ist dein Traumstellplatz für dein kleines Zuhause?

Den hab ich schon: Münchner Süden, unweit der Isar mit genug Platz zum Garteln, für Events und einfach nur zum Sein.

Tiny House Kino: Ihr alter Stellplatz in Pasing am Bahngelände

Was ist deine Meinung zu der Aussage: „Ein Tiny House ist nicht nachhaltig.“?

Tiny Houses sind ökologische Lückenfüller und machen Flächen für Wohnraum nutzbar, wo sonst keiner entstehen würde. Sie sind also keine Konkurrenz zum Bauen in die Höhe. Außerdem versiegeln Sie den Boden nicht und sind so auch für temporäre Nutzungen attraktiv. Und in einem solch kleinen Haus habe ich natürlich absolut gesehen einen unschlagbar niedrigen Primärenergieverbrauch. Wenn das Tiny House dann noch nach dem cradle-to-cradle-Prinzip gebaut wird, kann glaube ich keiner mehr behaupten, so zu leben wäre nicht nachhaltig. Vor allem, weil es auch das Umfeld zum Ressourcensparen inspiriert. Diesen Vorbild-Effekt sollte man nicht unterschätzen.

Was möchtest du Menschen in Bezug auf Umweltschutz, Tiny House und Urban Gardening weitergeben?

Es gibt Dinge, die wir beeinflussen können, und Dinge, die einfach passieren. Ich kann mich darüber aufregen, dass das aktuelle Weltgeschehen einfach nur furchtbar ist und im Zynismus versinken. Oder ich kann im Rahmen meiner Möglichkeiten anpacken, gestalten und andere inspirieren. Genau das versuche ich mit unserem Tiny PopUp Projekt. Ich will zeigen, dass es sich auch mit weniger Zeug gut lebt. Dass die Sonne unseren Strom- und Wärmebedarf durchaus decken kann. Dass wir mehr Kreislaufdenken brauchen, von den Baustoffen bis hin zur Wassernutzung. Und dass Urban Gardening wirklich Spaß macht. Das erlebbar machen von Lösungen durch Events, Blogartikel und Öffentlichkeitsarbeit ist für mich ein wichtiger Beitrag, im Kleinen etwas zum Guten zu verändern.

Fun Fact: Eine ältere Dame hat mal gefragt „Was macht man denn so in einem Tinder-House?“, da musste ich schmunzeln.

Felicia Riefs 3 Tipps für ein Leben im Tiny Home

  1. Geiz ist nicht geil: Nicht an den falschen Ecken sparen!
  2. Stellplatzsuche: Selten findet man ein gemachtes Nest, in das man sich einfach setzen kann. Es bedarf Engagement, Durchhaltevermögen und durchdachtes Klinkenputzen bei Verwaltung und Politik.
  3. Recherche: Es gibt hilfreiche Websites und Vereine, die Wissen bündeln und bei denen man sich engagieren kann, ohne das Rad neu erfinden zu müssen.
    Hier 2 Links: tinypopup.de
    einfach-gemeinsam-leben.info

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Website: tiny-da-home.jimdofree.com
Facebook: facebook.com/DaHomeTinyHouse
Insta: @tinypopupmunich

Was sind deine Tipps für ein Leben auf kleinem Raum? Wer oder was inspiriert dich zu neuen Lebensweisen? Schreib es und in die Kommentare!

Ob du der Typ für ein Tiny House bist, findest du am besten mit unserem Tiny House Test heraus.
Willst du noch mehr Wild Women kennenlernen, dann lies das Interview mit der Vanliferin Rosa Koppelmann.


Über die Autor:in

Juli

Juli ist seit ihrem Auslandsaufenthalt in Neuseeland im Reisefieber. Dieses Jahr ging es für sie schon nach San Francisco, Hawaii und New York. Immer im Gepäck dabei ist Diktiergerät Tracie, das all ihre Reiseerlebnisse festhält. Ihre 2. große Leidenschaft sind alternative Wohn- und Lebenskonzepte, wie Vanlife, Mikro- oder Minihäuser. Wo sie später mal leben will: in einem selbstgebauten Tiny House.

Kommentare


  1. Liebe Juli,
    ich habe Ihren Blogbeitrag mit Begeisterung gelesen und stimme Ihnen vollkommen zu. Mein Mann und ich verbringen jeden unserer Urlaube in unserem Tiny House. Obwohl jeden Tag etwas Neues passiert und jeder Tag auf seine Art und Weise schön ist, merke ich, dass sich die Tage sehr viel länger anfühlen und ich trotz all der Unternehmungen sehr viel mehr Zeit als zu Hause habe. Ich dachte, dass es hauptsächlich daran liegt, dass ich nicht arbeiten musste, was wahrscheinlich auch stimmt. Allerdings habe ich nicht darüber nachgedacht, dass all die Sachen, die ich für einen Urlaub in einem Tiny House zu Hause lasse, auch sehr viel Zeit kosten. Ich hoffe, dass weiterhin viele tolle Blogbeiträge von Ihnen kommen.

    Viele Grüße

Wilder
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