Feature
Dieser Beitrag enthält unbezahlte Produkterwähnungen oder Verlinkungen zu Unternehmensseiten und/oder Shop. Die Auswahl hat der:die Autor:in unabhängig getroffen.
Wie ihr euer perfektes passendes Gravelbike findet in 7 Schritten
Drei Jahre, zahlreiche Touren, unzählige Kilometer – und trotzdem noch kein eigenes Bike. Klingt verrückt? Ist es vielleicht auch ein bisschen! Aber genau so sieht meine persönliche Bikepacking-Geschichte aus. Jedes Abenteuer habe ich mit einem anderen Rad bestritten. Mal zu große Reach, mal nicht die passende Übersetzung, oft zu breiter Vorbau und letztlich immer unbequem für lange Strecken. Jedes Mal habe ich mich gefragt: Wie sieht das perfekte Bike für mich aus? Gibt es das überhaupt „von der Stange“? Und wenn nicht – kann ich mir das einfach selbst zusammen stellen?
Diese Überlegungen haben mich auf eine Reise geführt, die größer wurde als ursprünglich gedacht. Sie führten zu der Idee, ein The Female Explorer Bike zu entwickeln – ein Gravelbike, das speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten ist. Dieses Projekt ist aber mehr als nur mein persönliches Fahrrad. Es geht darum Wissen zu sammeln, zu teilen und Frauen zu helfen, ihr eigenes Traumrad zu finden. Dabei spielt nicht nur das perfekte Bike eine Rolle, sondern letztlich auch die Frage: Wie können wir das Radfahren diverser und inklusiver machen?
Schritt für Schritt zum passenden Gravelbike
Nicht jede kann (oder will) sich ein komplett eigenes Bike im individuellen Design zusammenstellen – aber es gibt viele Stellschrauben, mit denen sich das Fahrerlebnis deutlich verbessern lässt. Und genau diese Parts des Fahrrads lohnt es sich genauer anzuschauen. Mit Unterstützung von Expert:innen aus der Fahrradbranche habe ich meine persönlichen Bedürfnisse analysiert – und gelernt, welche Optionen es gibt, ein Rad wirklich passend zu machen. Für alle, die sich nicht monatelang mit Übersetzungsverhältnissen, Rahmengeometrien oder Sattelbreiten beschäftigen wollen, gibt’s eine Abkürzung: Das fertige Female Explorer Gravelbike gibt es als limitierte Sonderedition – nur 10 Stück.
Besonders unterstützt hat mich dabei Veloheld, die lokale Fahrradmanufaktur meines Vertrauens. Sie haben sich auf individuell angepasste Fahrräder spezialisiert – und Dank ihnen darf ich mich jetzt ganz offiziell zur Veloheldin zählen. Hier kommen die zentralen Themen, die wir gemeinsam unter die Lupe genommen haben – und die konkreten Tipps, wie ihr zu euem eigenes, perfekt passenden Gravelbike findet:
1
Bikefitting: Die richtigen Maße zählen!
Ein Bikefitting ist die Basis für euer perfekt passendes Gravelbike – und gleichzeitig das A und O, wenn es um Komfort, Gesundheit und Fahrspaß geht. Dabei geht es nicht nur darum, die richtige Rahmengröße zu finden, sondern vor allem um eine ergonomische Sitzposition, die genau auf euren Körper abgestimmt ist. So vermeidet ihr von Anfang an unangenehme Taubheitsgefühle, Schmerzen oder Verspannungen auf längeren Touren.
Und ja, ein professionelles Bikefitting ist nicht ganz billig, es kostet etwa 250 bis 300 Euro und dauert meist 1 bis 2 Stunden. Aber ganz ehrlich: Das ist eine Investition für’s Leben, die sich lohnt – für euer Wohlbefinden auf dem Rad. Ich habe vielen Touren gelitten und weiß daher wirklich wovon ich spreche.
Gerade für Frauen ist ein Bikefitting oft ein Gamechanger, denn viele Bikes sind standardisiert auf männliche Proportionen ausgelegt. Es sorgt dafür, dass dein Rad sich endlich deinem Körper anpasst – und nicht umgekehrt.
Beim Bikefitting werden unter anderem folgende Punkte genau unter die Lupe genommen und individuell angepasst:
Bikefitting Anpassungen
Ziel eines Bikefittings ist es, eine Sitzposition zu finden, die deinen Körper optimal unterstützt – für mehr Komfort, ein rundes Fahrgefühl und weniger Beschwerden, gerade auf langen Strecken.
- Sattelhöhe
- Sattelversatz (vor/zurück)
- Lenkerhöhe und – breite
- Fußstellung auf dem Pedal
Mein Tipp: Sucht euch ein Studio oder einen Bikefitting-Anbieter, bei dem ihr nicht nur vermessen, sondern auch auf dem Rad in Bewegung analysiert werdet. So erkennt man direkt, wo’s zwickt oder nicht rund läuft. Achte bei der Auswahl des Studios unbedingt darauf, dass es Erfahrung mit unterschiedlichen Körperformen hat – viele Bikefittings sind auf durchschnittlich männliche Proportionen ausgelegt (größer, breiter, längere Beine) und nutzen Software oder Testkomponenten, die bei anderen Körperformen zu falschen Empfehlungen führen können. Das lässt sich oft schon im Vorgespräch oder auf der Website herausfinden. Ein professionelles Bikefitting bekommst du in größeren Radläden, bei Physiotherapeut:innen mit Radsportfokus oder Bikefitting-Studios.
2
Rahmen & Geometrie: Kein Rad von der Stange
Ob ein Gravelbike wirklich zu euch passt, entscheidet sich oft schon beim Rahmen, dem Herzstück eures Gravelbikes. Dieser ist maßgeblich dafür verantwortlich, wie gut sich das Bike anfühlt, wie sicher ihr euch darauf bewegt und wie lange ihr bequem im Sattel bleibt. Da Standardrahmen hauptsächlich auf männliche Körper ausgelegt sind, wird es für viele Frauen schnell unbequem. Wer kleiner ist als der männliche Durchschnitt ist, kürzere Arme oder einen anderen Schwerpunkt hat, merkt schnell: Das Rad fühlt sich einfach nicht richtig an.
Deshalb macht es wenig Sinn, einfach irgendein Modell „von der Stange“ zu kaufen – zumindest nicht, ohne ein paar Dinge vorher zu prüfen.
Worauf Ihr bei Rahmen & Geometrie achten solltet
- Rahmengröße
- Reach & Stack
- Überstandshöhe
- Lenkwinkel & Radstand
- flaches Oberrohr
Rahmengröße: Nicht nur nach Körpergröße gehen – die Innenbeinlänge ist entscheidend. Lieber etwas kleiner als zu groß wählen.
Reach & Stack: Der Reach bestimmt, wie gestreckt du auf dem Rad sitzt – gerade für kleinere oder kompaktere Körper oft zu lang bei Standardrahmen. Der Stack beeinflusst, wie aufrecht oder sportlich deine Sitzposition ist.
Überstandshöhe: Du solltest mit beiden Füßen sicher über dem Boden stehen können, ohne unangenehm am Oberrohr zu hängen – gerade für kleinere Personen ein häufiger Hinderungsgrund.
Lenkwinkel & Radstand: Diese Werte beeinflussen, wie wendig oder laufruhig dein Bike ist. Gerade bei Gravelbikes wichtig – je nach Fokus (sportlich vs. komfortabel).
Geometrie für kleinere Fahrer:innen: Achte auf Hersteller, die spezielle Anpassungen für kleinere Größen anbieten – z. B. kürzere Reach-Werte, tieferes Tretlager oder flacheres Oberrohr.
Mein Tipp: Achtet besonders auf den Reach (die horizontale Reichweite vom Sattel bis zum Lenker), die Überstandshöhe (also wie tief der Rahmen zwischen den Beinen liegt) und auf die Länge des Steuerrohrs. Gerade diese Maße entscheiden darüber, ob ihr Kontrolle habt und euch sicher fühlt – oder eben nicht. Auch ohne Maßanfertigung gilt: Wenn ihr wisst, worauf ihr achten müsst, könnt ihr beim Radkauf selbstbewusst die richtigen Fragen stellen – und herausfinden, ob das Rad wirklich zu eurem Körper passt. Und wenn ihr zwischen zwei Größen schwankt, nehmt die kleinere Variante. Denn diese lässt sich oft besser ausgleichen (z. B. durch längeren Vorbau), während ein zu großer Rahmen selten „rettbar“ ist.
3
Der richtige Sattel: Komfort ist alles
Der Sattel ist einer der unterschätztesten, aber wichtigsten Kontaktpunkte am Rad. Wenn er nicht passt, merkt man das schnell – und zwar schmerzhaft. Davon kann ich tatsächlich ein Lied singen – von taubem bis wundem Unterleib, durfte ich alles schon erleben und dachte das sei normal. Von dieser Erfahrung möchte ich dringend abraten. Nach 3 Tagen hilft auch jede Wundcreme nicht mehr. Lieber einmal Zeit und etwas mehr Geld für den passenden Sattel investieren!!! Gerade Frauen haben hier oft besondere Anforderungen, aufgrund eines breiteren Beckens und anderer Druckverteilung. Dafür sind viele Standard-Sättel einfach nicht ausgelegt.
Was ich wirklich zu Anfang nicht wusste: Ein passender Sattel sorgt dafür, dass ihr gern im Sattel bleibt, auch bei vielen Stunden auf dem Rad. Probleme, wie Taub- oder Wundheit sind nicht normal!
Je besser er zu eurer Anatomie passt, desto entspannter sitzt ihr, desto weniger rutscht ihr herum – und desto mehr könnt ihr euch auf’s Fahren konzentrieren. Hier meine Learnings rund um das Thema Sattel:
Sattel Learnings
- Sitzbeinhöcker ausmessen lohnt sich wirklick: Klingt nerdy, ist aber Gold wert.
- Aussparung oder Mulde: Große Veränderung – Druck weg, Komfort da.
- Nicht zu weich wählen: Ich dachte immer: je weicher, desto besser. Stimmt nicht! Gute Unterstützung ist wichtiger.
- Unbedingt testen: Viele Radläden bieten Testsättel – nehmt euch die Zeit und probiert’s aus.
- Investition in dein Sitzglück: Ein guter Sattel ist keine Spielerei, sondern der Gamechanger für lange Touren.
4
Schaltung: Effizienz auf jedem Terrain
Was ich beim Bikepacking wirklich nicht brauche: eine Schaltung, bei der ich erst dreimal überlegen muss. Gerade auf langen Touren, mit Gepäck und in wechselndem Gelände, ist eine intuitive, leichtgängige Schaltung essentiell. Ob steiler Anstieg, Schotterabfahrt oder Gegenwind vom Feinsten – die passende Übersetzung macht einen großen Unterschied.
Der schlimmste Moment am Berg ist, wenn ihr merkt, dass ihr keinen Gang mehr runter schalten könnt. Mit der falschen Übersetzung ausgestattet, kann das das Ende des gesamten Abenteuers bedeuten!
Alles schon gehabt: zu wenig Spielraum nach unten, sind die Beine schnell komplett leer und der Frust steigt. Einzige Alternative ist dann schieben und schlechte Laune. Daher lieber auf den Fahrstil und die Anforderungen abgestimmte Schaltung setzen!
Mein Tipp: Ich empfehle eine 1×11-Schaltung mit breitem Übersetzungsbereich. Einige Hersteller haben sich konkret auf’s graveln spezialisiert und bieten eine abgestimmte Schaltung für abenteuerliche Touren mit wechselhaften Terrain.
5
Vorbau & Lenker: Die perfekte Ergonomie
Es ist verrückt, wie viel Unterschied ein paar Zentimeter am Lenker machen können. Ich hatte auf meinen ersten Touren oft ein unsicheres Gefühl, vor allem im Gelände oder bei langen Abfahrten. Später habe ich verstanden: Lenkerbreite, Form und Vorbaulänge spielen eine riesige Rolle für Fahrkomfort und Kontrolle.
Lenker Learnings
- Lenkerbreite: Am besten orientiert an der Schulterbreite – für mehr Kontrolle.
- Drop & Flare: Wie stark der Lenker gebogen ist, beeinflusst, wie gut du in den Unterlenker greifst – wichtig für Gravel & Abfahrten.
- Vorbaulänge: Kurz = wendiger & entspannter; lang = sportlicher, aber oft unbequemer.
- Griffkomfort: Rutschfeste, angenehme Lenkerbänder oder ergonomische Griffe machen richtig viel aus.
Gerade kleinere Fahrer:innen oder Menschen mit schmaleren Schultern profitieren enorm von einem schmaleren Lenker – nicht nur, weil er besser passt, sondern weil er die Haltung entspannt und Druck von Nacken und Schultern nimmt. Auch der Vorbau ist entscheidend: Ist er zu lang, streckt ihr euch zu sehr nach vorn, was die Haltung ungemütlich und die Lenkung schwammiger machen kann.
6
Setup & Bekleidung: Die richtige Ausstattung zählt
Für mich gehört zu einem guten Gravelbike-Setup Ausrüstung, die nicht nur praktisch ist, sondern sich auch gut anfühlt: hochwertige Materialien, die atmungsaktiv sind und lange halten. Teile, die vielseitig kombinierbar sind – auf dem Rad genauso wie danach beim Kaffee oder beim Stadtbummel. Kleidung, in der ich mich wohlfühle, die mich schützt, ohne mich einzuengen, und die vor allem nicht nach „reiner Funktion“ aussieht.
Gerade beim Bikepacking, wo man so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig mitnimmt ist es ideal, wenn sich alle Teile miteinander kombinieren lassen.
Genauso denke ich beim Setup meines Bikes: weniger ist mehr, aber das Wenige muss durchdacht, haltbar und clever verstaut sein. Taschen, die nicht verrutschen, bei Regen nicht schlappmachen und bei jedem Griff das parat haben, was ich gerade brauche – das macht auf Touren wirklich den Unterschied.
Mein Tipp: Ein Label, das für mich alle dieser Punkte vereint, ist Fjällräven – besonders mit der speziell für’s Bikepacking entwickelten Hoja-Kollektion. Die Teile haben sich auf meinen Touren bewährt: robust, bequem, stylisch. Mehr dazu und mein komplettes Setup findet ihr im Artikel Setup für’s Gravelbike Abenteuer – was ihr wirklich braucht.
7. Die Reifenfrage – Welcher Grip für welche Strecke?
Die richtige Reifenwahl sorgt für entsprechenden Grip, mehr Sicherheit und ein besseres Fahrerlebnis. Zu schmale oder zu glatte Reifen bringen euch ins Rutschen, zu breite können das Treten unnötig schwer machen. Deshalb lohnt es sich, auf den passenden Kompromiss aus Breite, Profil und Druck zu achten – je nach bevorzugten Terrain und Fahrstil. Für meine Touren setze ich gern auf Reifen, die etwas breiter sind und ein vielseitiges Profil haben, damit ich auf Schotter, Waldwegen und Asphalt gleichermaßen gut unterwegs bin.
Gravel-Reifen Basics
- Breite
40–45 mm – der Allround-Sweetspot
< 40 mm – schneller auf Asphalt
> 45 mm – mehr Grip & Komfort im Gelände - Profil
Slicks/fein – top für Straße & festen Schotter
Semi-Profil – ideal für gemischte Touren
Stollen – für Trails & Matsch, maximaler Grip - Reifendruck
Wenig Druck = mehr Komfort & Traktion
Viel Druck = mehr Tempo & Effizienz auf Asphalt - Tubeless oder Schlauch
Tubeless = pannensicher & komfortabel
Mit Schlauch = einfacher zu handhaben
Entweder man entscheidet sich für Allrounder-Reifen oder variiert je nach Tour das Reifen-Setup und zieht sich schmalere oder breitere Reifen auf. Für lange Asphaltpassagen eignen sich eher schmalere und schnellere Reifen, für Gravel, grobe Trails und matschige Wege greif ich zu breiteren, griffigeren Modellen. So bleibt das Bike immer optimal auf das Gelände abgestimmt.
Ob mit oder ohne Schlauch – auch das Reifensystem spielt eine Rolle beim Fahrgefühl und Pannenschutz:
Tubeless-Reifen bieten mehr Pannensicherheit und lassen sich mit weniger Druck fahren – ideal fürs Gelände –, während Schläuche oft einfacher in der Handhabung sind und sich unterwegs leichter flicken lassen.
Meileinstein – Female Explorer Gravelbike & Female Rideout mit Fjällräven
Wie schon anfangs erwähnt, gipfelte dieses Projekt in etwas ganz Besonderem: einer kleinen, limitierten Auflage unseres Female Explorer Bikes, das ihr auf den Bildern dieses Artikels bewundern könnt. All dieses Wissen, jede Erfahrung, jedes Learning ist in dieses Gravelbike geflossen – entstanden ist ein Rad, das für unterschiedliche Bodytypes funktioniert und auf die weibliche Anatomie abgestimmt ist. Mehr Infos zu unserem limitierten Schatz (nur 10 Stück!), lest ihr in Female Explorer Gravelbike – das Abenteuerfahrrad für Frauen. Doch egal, ob mit diesem oder einem anderen Bike – mit dem Wissen aus diesem Artikel seid ihr gut gerüstet, um euch euer eigenes Rad zusammenzustellen oder anpassen zu lassen und endlich so richtig viele verrückte Bikeabenteuer ohne Kompromisse genießen zu können.
Zum krönenden Abschluss dieses Projekts gab es den Female Explorer Ride Out zusammen mit Fjällräven – eine Ausfahrt mit 30 Frauen, die gemeinsam mit uns das feierten, was uns alle verbindet: die Liebe zum Radfahren, zur Natur und zu diesem Gefühl von Unabhängigkeit und Freiheit draußen. Eine würdigere erste Ausfahrt hätte ich mir nicht vorstellen können. Nach monatelanger Arbeit endlich das fertige Fahrrad präsentieren und ausfahren zu können, war einfach überwältigend. Ich bin stolz, mit diesem Projekt einen kleinen Beitrag in der Fahrradszene geleistet zu haben – für mehr Bodytypes on Bikes, für ein besseres Erlebnis draußen und mehr Selbstverständlichkeit für Frauen im Radsport.
Doch egal, ob mit diesem oder einem anderen Bike – mit dem Wissen aus diesem Artikel seid ihr gut gerüstet, um euch euer eigenes Rad zusammenzustellen oder anpassen zu lassen. Schreibt eure Fragen und Erfahrungen auf der Suche nach dem passenden Gravelbike in die Kommentare.