
Community Story
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Bikepacking Schwarzwald – Gravelbike Trip in der Heimat
Den Ort, an dem ich lebe, einmal aus einer neuen Perspektive kennenzulernen – das war meine Inspiration für eine Bikepacking-Tour durch meine Heimat, den Schwarzwald. Eine wilde Mischung aus Anstiegen und Abfahrten, Feldern, Wäldern, Tälern und Bergen haben mir die Augen geöffnet für das, was ich im Alltag so gerne übersehen. In fünf Etappen bin ich den Fernwanderweg Westweg in abgewandelter Form auch mit dem Gravelbike von Pforzheim bis nach Waldshut-Tiengen gefahren. Hier berichte ich von meinen Erlebnissen – garantiert mit Nachmach-Faktor!
Neue Dimensionen
Mit Wanderschuhen an den Füßen kenne ich viele Wege und Touren in meiner Heimat. Irgendwann aber schien mir die Landschaft immer flacher zu werden und es zog mich mehr und mehr in die Alpen – zu höheren Bergen und neuen Zielen. Ich träumte von einem Gravelbike, kannte mich aber mit Fahrrädern nicht aus. Dennoch beschloss ich, mutig zu sein, suchte mir ein einfaches Rad und fuhr alleine drauf los. Schon nach kurzer Zeit eröffnete mir mein Fahrrad Dimensionen, die ich fast verloren geglaubt hatte. Ohne Plan, Navi oder gar richtige Radhose erweiterte sich mein Horizont binnen weniger Wochen. Ich entdeckte viele neue Wege und Plätze und kam selbst nach dem stärksten Regen mit dem größten Grinsen im Gesicht nach Hause.
Auf den Spuren des Westweges
Nachdem ich auf meinen Gravelbike Touren erlebte, wie viel vom Schwarzwald ich doch noch nicht kannte, wollte ich selbst einmal in der Heimat Urlaub machen. Einmal quer durch den Schwarzwald – von Pforzheim bis Basel – führt der Fernwanderweg Westweg, welcher in abgewandelter Form auch mit dem Fahrrad in fünf Etappen mit Endziel Waldshut-Tiengen vorgeschlagen wird. Längst hatte ich auch meinen Freund mit meiner Begeisterung zum Gravelbiken angesteckt, meine Ausrüstung etwas optimiert und auch die ersten kleinen Overnighter steckten in meinen Waden. Die Etappen und Höhenmeter des Schwarzwald-Panorama-Radweges klangen realistisch genug, um das Thema Bikepacking ohne Druck und in der Komfortzone Heimat an mehreren Tagen anzutesten. Davon, minimalistisch zu reisen, war ich bereits in den Bergen ein Fan – was sollte schon schief gehen?
Bikepacking Schwarzwald
Etappe I 
Pforzheim – Freudenstadt (ca. 75 km / 990 hm)
Meine Fitnessuhr signalisiert mir ein viel zu hohes Stress-Niveau – so sehr schien mein Herz vor Aufregung auf unser kleines Heimat-Abenteuer bei der Anreise mit dem Zug zu klopfen. Dies legt sich schnell, als wir die ersten Kilometer aus Pforzheim hinausrollen. Die Reifen ziehen mich förmlich wie von selbst über den Weg und das Grinsen im Gesicht – es ist wieder da. Die volle Schönheit der Strecke zeigt sich in Wald, Wiesen und Feldwegen und durch das stetige Auf und Ab über kleinere Anstiege. Kaum merklich arbeite ich mich über schottrige Straßen nach oben, das Tempo wählen wir gemütlich. Wir sind nicht die einzigen auf der Strecke und auch, wenn es noch früh im Jahr ist, treffen wir bereits auf andere Bike-Packer:innen. Nach der Hälfte der Strecke beginnt es steiler und auch etwas zäher zu werden, aber ich finde bald meinen Rhythmus und plötzlich ist das Tagesziel viel näher als geglaubt.
Geheimtipp in Routennähe: Der Baumwipfelpfad in Bad Wildbad.
Etappe II 
Freudenstadt – Villingen (67 km / 680 hm)
Dass ich die Tour jederzeit ohne großen Aufwand abbrechen könnte, entspannt mich. Die am Vorabend schwer erscheinenden Beine fühlen sich am nächsten Morgen fast wie neu an und die Satteltasche hat über Nacht auf wundersame Weise auch deutlich an Gewicht verloren. Der Schwarzwald begrüßt uns an Tag zwei mit einem kurzen und knackigen Anstieg und in Wellenbewegung führt der Weg voran. Jeder Berg und das folgende Tal fühlen sich an wie eine kleine, neue landschaftliche Überraschung.
»Nach der Senke zwischen Sulgen und Hardt ist es höchste Zeit, anzuhalten und sich umzudrehen. Ich kenne wenige eindrücklichere Blicke, die für mich den Schwarzwald beschreiben: der wunderschön dunkelgrüne Wald, der in Kaskaden an Erhebungen aus den Tälern ragt.«
Bei Ankunft in Villingen werden wir gefragt, woher wir kommen und wohin uns der Weg führen wird – positiv staunen die Gesichter, wenn wir erzählen, dass dies unsere Heimat ist.
Geheimtipp in Routennähe: Ein Abendspaziergang im Schwenninger Moos.
Etappe III 
Villingen – Titisee (52 km / 630 hm)
Die Tagesrouten sind nicht allzu lang und lassen Raum für Pausen, Ausflüge und Orte an oder in der Nähe der Route, Umwege und Individualisierung. Ganz nach dem Motto: Betrachte die Route als Leitfaden und mache dein eigenes Ding daraus! Ein unter den Urlauber:innen im Schwarzwald sehr beliebter Ort ist Ziel der heutigen Etappe – der Titisee. Vorher gilt es aber noch einen etwas längeren Anstieg zu bewältigen: Bei gleichbleibender Steigung arbeitet man sich über einige Kilometer nach oben und passiert die 1.000 m ü. M. Marke, bevor man die erarbeiteten Höhenmeter auf dem Weg nach Titisee wieder verliert. Der Blick auf den Feldberg belohnt den Aufstieg!
Auch wenn ich am Titisee bereits einige Male war – mit dem Fahrrad fühlt sich die Ankunft ganz anders an und erfüllt mich in gewisser Weise mit Stolz. So nah – in Raddistanz von zu Hause – habe ich den Feldberg ehrlich gesagt nie wahrgenommen und so habe ich die Etappe seither in Abwandlungen bereits das ein oder andere Mal wiederholt.
Geheimtipp in Routennähe: Einen Abstecher zu den Donauquellen in Donaueschingen und eine Zimtschnecke im Café Karls Deli.
Etappe IV+V 
Titisee – Stühlingen – Waldshut-Tiengen
(61 + 31 km / 175 + 32 hm)
Ich empfinde es als Luxus der Tour, nicht so sehr auf den Weg achten zu müssen und sich ohne Navi orientieren zu können. Die Eindrücke der Tage verarbeite ich schneller und es entschleunigt mich. Die letzten beiden Etappen führen von Titisee langsam wieder aus dem Schwarzwald hinaus – oder sagen wir hinunter – Richtung Bodensee bzw. Schweizer Grenze. Es ist fast schade, all die Höhenmeter der letzten Tage wieder zu verlieren, ich möchte weiterfahren, gar nicht aufhören, habe meinen ‚Flow‘ gefunden.
»Bikepacking ist eine wundervolle, pure, einfache und unkomplizierte Art des Unterwegsseins – und ich möchte mehr davon!«
Selbstverständlich macht sich bei Ankunft in Waldshut Freude breit. Einmal von Nord nach Süd – quer durch die Heimat! Wer kann das schon sagen? Die letzten Kilometer rollen wie von alleine. Nach einem Abschlusskaffee und Kuchen in Waldshut geht es von Tiengen aus mit dem Zug wieder zurück nach Hause. Wobei… waren wir nicht die ganze Zeit zu Hause?
Geheimtipp in Routennähe: Kleiner Umweg Richtung Wutachschlucht.
Bikepacking
Schwarzwald
Tourentipps
- Jahreszeit: möglich im Frühjahr, Sommer, Herbst (sobald der Schnee weg ist bis zu dem Zeitpunkt des ersten Schnees)
- Empfohlenes Bike: Gravel-, Trekking- oder Mountainbike (Rennrad wäre mit kleineren Anpassungen der Route ebenfalls möglich)
- Die Fahrradmitnahme für die An- und Abreise ist auf vielen Zugstrecken in Baden-Württemberg kostenlos
- Verpflegung: da die Region touristisch sehr gut erschlossen ist, kommt man an vielen Supermärkten, Cafés und Restaurants vorbei
- Auf der Schwarzwald-Tourismus Seite findet man sowohl die komplette Route und GPX-Dateien als auch viele Tipps für Unterkünfte
- Camping Spots sind direkt an der Route bzw. in Routennähe verfügbar
- Der Westweg ist auch kombinierbar mit weiteren Rad-Wander-Wegen in Baden-Württemberg wie u. a. dem Neckartalradweg
- Rad Setup: Stevens Tabor, Ortlieb Seat Pack 11 L
Das Abenteuer beginnt vor der Haustür
Kennt ihr auch das Gefühl, wenn sich das geographische Puzzle in eurem Kopf noch einmal neu zusammensetzt?Die Tour hat mich vieles gelehrt: Ich muss nicht (mehr) weit weg, um ein Abenteuer zu erleben und auch brauche auch nicht die beste Ausstattung. Wichtig ist: Einfach machen! Mit dem Fahrrad ist der Schwarzwald lange nicht mehr so flach, wie er mir manchmal in Wanderschuhen erschienen sein mag. Im Gegenteil: Die scheinbar unzähligen kleinen Berge erreichen ein unausschöpfliches Potenzial an Routenmöglichkeiten. Wie oft könnte ich wohl eine Schwarzwalddurchquerung mit dem Bike wiederholen, ohne je gleich zu fahren? Ich bin dankbar für die Freiheit, Wege und Möglichkeiten und vor allem die Dimensionen, die mir durch meine neue Leidenschaft eröffnet werden.
Auf der gesamten Route ist mir eines sehr wichtig gewesen: die Strecke zu fahren, um des Fahrens willen. Nicht um anzukommen,
nicht um eine Zeit zu erreichen, nicht um Rekorde aufzustellen. Einfach um im Hier und Jetzt zu leben. Dieses Ziel habe ich erreicht – auch in meiner Heimat, oder gerade deswegen!
Bikepacking kombiniert Abenteuer und Freiheit, indem es Radtouren mit minimalistischem Camping verbindet. Lisa hat uns in ihre Heimat mitgenommen auf einen Bikepacking Schwarzwald Trip, der ihr ermöglicht hat, neue Wege zu entdecken, abgelegene Orte zu erkunden, unabhängig zu reisen und die Natur intensiv zu erleben. Mehr wunderschöne Routen fern und nah sowie Tipps zu Equipment und Kleidung findet ihr in unserem Online-Magazin in der Kategorie Bikepacking.
Habt ihr eure Heimat auch mit Bike, zu Fuß oder anders neu erkundet? Welche Erfahrungen habt ihr gesammelt?