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Wildcampen und Biwakieren – Das müsst ihr wissen!


Maike FuchsText

Sarah MuehlText/Fotos

Eine Nacht in der Natur zu schlafen klingt verlockend: Das Zelt spontan am schönsten Spot aufschlagen, keine Suche nach Campingplätzen, kein reservieren und damit maximale Flexibiliät. Damit es mit dem ultimativen Outdoor-Erlebnis klappt, ihr nachts nicht vertrieben werdet und euren Fußabdruck so minimal haltet wie möglich, haben wir einen übersichtlichen Guide für euch vorbereitet. Draußen schlafen, so klappt’s!

Wildcamping und Biwakieren
Was bedeutet das und worauf solltet ihr achten?

Unter Wildcampen & Biwakieren versteht man das Übernachten in der freien Natur, also abseits offizieller Campingplätze. Beim Wildcamping seid ihr mit dem Zelt unterwegs, beim Biwakieren schlaft ihr unter freiem Himmel und begnügt euch mit Schlafsack und Isomatte in Hängematte oder unter einem Tarp. Vor allem das Biwakieren dient daher meist nur dem Aufenthalt für eine Nacht, um euch von den Strapazen des Tages zu erholen und am nächsten Tag direkt weiterzuziehen. Oftmals werden die Begriffe jedoch nicht klar getrennt, sodass ein Biwak auch eine Schutzhütte sein kann und Wildcamping manchmal auch eine Nacht in der Hängematte bedeutet.

Ist das denn erlaubt?
Wildcampen und Biwakieren in Europa

In Deutschland sowie in vielen anderen Teilen Europas ist Wildcamping bis auf wenige Ausnahmen verboten. In Notfällen, außerhalb von Schutzgebieten und ab einer Höhe von 1.000 m bis 2.500 m ist es meist geduldet, man befindet sich jedoch in einem rechtlichen Graubereich.

Faustregel: Wenn ihr allein oder in einer sehr kleinen Gruppe (2-3 Personen) unterwegs seid und in einem Gebiet übernachten wollt, welches außerhalb von Nationalparks, Schutzzonen, etc. liegt, werdet ihr wahrscheinlich keine Probleme bekommen, wenn ihr euch leise verhaltet, euer Biwak oder Zelt bei Sonnenuntergang auf- und bei Sonnenaufgang abbaut, ihr euch an die Leave No Trace-Philosophie haltet und kein Feuer macht (auch für den Gaskocher die Waldbrandstufe checken!), keinen Müll hinterlasst und euren Fußabdruck minimal haltet. Das ist immer noch nicht legal, aber meist geduldet. Lest mehr zum Outdoor-Verhaltenscodex und Social Media weiter unten.

Wild übernachten in Deutschland

  • Wildcamping ist in Deutschland verboten
  • das Biwakieren (außerhalb von Schutzgebieten, unter Einhaltung des Outdoor-Verhaltenscodex und eigentlich nur im Notfall) liegt im Graubereich
  • das Übernachten ist auf offiziellen Trekkingplätzen erlaubt

SCHWEIZ

Wildcamping ist oberhalb der Baumgrenze (ca. 2.000 m) oft erlaubt. Unterhalb gelten strengere Regeln, besonders in Naturschutzgebieten.

FRANKREICH

Biwakieren wird oft ab einer Höhe von 1.000–2.000 m toleriert, insbesondere in alpinen Regionen außerhalb von Nationalparks.

ITALIEN

Wildcamping ist verboten, aber Biwakieren wird ab ca. 2.500 m Höhe in abgelegenen Bergregionen meist geduldet.

Tipp für legale (meist) kostenfreie Plätze: Auf onenightwild.de findet ihr eine Übersicht an Biwak- und Trekkingplätzen in Deutschland. Kostenfreie Übernachtungsplätze auf privaten Grundstücken findet ihr bei 1nighttent.com und günstige Privat-Camps und Stellplätze bei Hinterland.

Eine wilde Ausnahme: Skandinavische Länder

Das Jedermannsrecht in Schweden, Norwegen und Finnland (teilweise auch in Island) erlaubt es, Natur frei zu betreten, zu genießen, zu wandern, zu paddeln, Beeren oder Pilze zu sammeln und für kurze Zeit abseits von Häusern zu zelten – immer mit Rücksicht auf Natur, Tiere und andere Menschen. Müll, Schäden oder Störungen sind zu vermeiden, Feuer nur an erlaubten Stellen. In Schutzgebieten gelten strengere Regeln. Ziel: Natur für alle erhalten.

Informiert euch unbedingt vorher über die jeweiligen lokalen Regelungen, denn bei Gesetzesverstoß drohen hohe Geldstrafen!

Outdoor Basics
Verhaltenscodex fürs Wildcampen und Biwakieren

Overtourism, Vandalismus, Camping-Partys in Naturschutzgebieten und Influencer ohne Gewissen. Die Medien sind oft voll von Wut und Zorn und klar – wenn man alle paar Meter am Wegesrand Müll und Taschentücher findet, kann man schnell vom »Mensch in der Natur« genervt sein. Also nicht mehr rausgehen?

Als Menschen sind wir Teil der Natur, nur besitzen wir unterschiedliches Wissen, wenn es um das Verhalten in eben dieser geht. Dabei ist genau das essentiell, um unsere Wälder und Wildnis zu schützen, damit wir noch lange etwas von ihr haben.

Mit dieser Übersicht möchten wir euch eine klare Übersicht geben – was geht und was nicht. Verinnerlicht sie, teilt sie mit Neulingen und inspiriert andere Menschen dazu, sich damit VOR dem großen Abenteuer auseinanderzusetzen. Denn diese Verhaltensregeln sind keine Bitte, sondern essentiell für das »Hand in Hand« von Mensch und Natur.

So verhaltet ihr euch richtig
(beim Übernachten) in der Natur

CAMP & ÜBERNACHTUNGSPLATZ

Zelt & Co. nur an schon genutzten Stellen aufbauen oder dort, wo möglichst wenige Pflanzen beschädigt werden. Keine Steine verrücken o.ä. sowie Wildwechsel, Futter- und Wasserstellen meiden. Möglichst nur für eine Nacht bleiben.

DUSCHEN & BADEN

Nur ohne Sonnencreme oder Insektenschutzmittel am Körper in wilde Gewässer steigen. Niemals Seife (auch keine biologisch abbaubare) in Gewässern verwenden, sondern mind. 60m von Gewässern entfernt und mit minimalem Produktverbrauch. Wirklich biologisch abbaubare Produkte nutzen (vegan oder Naturkosmetik bedeuten nicht automatisch, dass sie sicher für die Wildnis sind).

NACHTRUHE

Stille in der Nacht einhalten, besonders in der Dämmerung, wenn viele Tiere auf Nahrungssuche unterwegs sind. Camp erst zum Sonnenuntergang aufbauen und zum Sonnenaufgang wieder abbauen.

HOW TO SH*T OUTSIDE

Mindestens 60m von Gewässern entfernt ein kleines Loch ausheben (20-30cm tief, da sitzen die Mikroorganismen), Geschäft verrichten, mit Erde bedecken und z.B. mit einem Stein o.ä. beschweren oder einem Stock markieren, Toilettenpapier mitnehmen (auch nach dem Urinieren). Wir empfehlen ein Kula Pee Cloth.

LEAVE NO TRACE

Die Philosophie stammt aus den USA und beinhaltet einige Tipps, um den eigenen Fußabdruck so minimal wie möglich zu halten. Darunter: Müll unbedingt wieder mitnehmen (auch biologischen!), Pflanzen, Steine & Co. vor Ort lassen.

FEUER

Ausschließlich auf offiziellen Feuerstellen WENN die Waldbrandstufe es zulässt. Teilweise ist auch „offenes Licht“ verboten, darunter fallen Gaskocher und Öllampe. Nur Totholz nutzen und sparsam mit den Ressourcen umgehen. Lagerfeuer vollständig löschen.

SOCIAL MEDIA

Vermeidet es, genaue Standpunkte zu teilen und helft dabei, wilde Plätze zu schützen. Solltet ihr Impressionen posten: Nutzt die Chance um Kontext und Verhaltensweisen zu teilen – egal, wie groß eure Community ist.

GRUPPEN

Wenn ihr in größeren Gruppen unterwegs seid, aufteilen oder im besten Fall offizielle Plätze nutzen. Keine Feste feiern, keine Boombox-Musik o.ä. sondern ruhig und respektvoll der Tierwelt und Mitwandernden gegenüber bleiben.

Wenn ihr jetzt Lust auf euer eigenes Abenteuer in der Wildnis habt und nach mehr Inspiration sucht, dann lest auch Sarahs Artikel über ihr Biwak Abenteuer im Nationalpark Heinich!

An welchen Orten habt ihr schon mal wild gecampt oder biwakiert? Worauf habt ihr geachtet und wie waren eure Erfahrungen? Schreibt es uns in die Kommentare!

Über die Autor:innen

Sarah Muehl

Die Wildnis hat Sarah aka Woodstock 2022 auf dem PCT lieben gelernt. Seitdem versucht sie mit allen Mitteln ihre ausgeprägte Wanderlust zu stillen. Bei The Female Explorer ist sie als Creative Director für wilde Ideen und ihre Umsetzung verantwortlich und scheut sich dabei auch nicht vor Bühnen, Kameras und Mikrofonen.

Maike Fuchs

Ihre Leidenschaft für Outdoor Aktivitäten, Feminismus und das Schreiben führte Maike zum The Female Explorer. Wenn sie nicht gerade für ihr Philosophiestudium Bücher wälzt, ist sie am liebsten mit ihrem Gravelbike oder wandernd draußen in der Natur unterwegs.

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