Chasing the wild – Abenteuerfotografin Melanie Többe
Was passiert, wenn man in ein neues Land reist, sich eine gebrauchte 100 Euro Kamera kauft und plötzlich eine Leidenschaft entdeckt, die das ganze Leben verändert? Melanie Többe hat genau das erlebt. Heute ist sie Abenteuerfotografin, reist um die Welt, fängt die unberührte Wildnis mit ihrer Linse ein und erzählt mit ihren Bildern Geschichten, die inspirieren. Wir lassen uns gern von schönen Bildern verzaubern – von entlegenen Orten, weiten Landschaften, Naturschauspielen und anderen Kulturen. Aber wie sieht das Alltagsleben einer Abenteuerfotografin in der Realität aus? Erfahrt, wie Melanie Többe ihre Fotografie von einem Hobby zum Beruf gemacht hat, wie Alleinreisen ihre Fotografie beeinflusst und welche Tipps sie für alle hat, die selbst mit ihrer Kamera die Welt entdecken wollen.
Foto-Steckbrief Melanie Többe
Spezialisierung
Adventure Travel Fotografie
Equipment
OM1-Mark II + 40-150mm f.2.8
Was auf Fototour nicht fehlen darf
Raum für Kreativität
Lieblingsmotive
wilde, echte Landschaften, besondere Kulturen wie die Mongolei
Motto
Das Leben ist ein Abenteuer, das gelebt werden will.
Lieblingsgestaltungsmittel
kalt-warm Kontrast/monochromes Farbschema
Abenteuerfotografin Melanie Többe im Interview
Wie hat deine Reise nach Australien deine Leidenschaft zur Fotografie entfacht?
M Schon zu meinen Abiturzeiten wusste ich, dass ich kreativ arbeiten möchte, und entschied mich für ein Gestaltungsstudium. Mein Bachelorstudiengang Metallgestaltung brachte mich dazu, Schmuck und Möbel zu entwerfen. Ich liebte es, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen, und arbeitete während des Studiums häufig an naturbezogenen Projekten. Doch die ganz große Leidenschaft blieb aus. In meinem vorletzten Semester beschloss ich, ein Auslandssemester in Australien zu machen. Eine Entscheidung, die mein Leben verändern sollte. Dort belegte ich meinen ersten Fotokurs. Schon immer fasziniert von professionellen und authentischen Fotografien dachte ich mir: Jetzt ist die Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Da ich keine Kamera besaß, kaufte ich mir vor Ort eine gebrauchte Canon-Spiegelreflexkamera für umgerechnet 100 €. Im Kurs lernten wir die technischen Grundlagen und hatten alle zwei Wochen eine neue Aufgabe. Zum ersten Mal fühlte ich eine unglaubliche Leidenschaft. Ich steckte jede freie Minute in den Kurs, probierte Neues aus und setzte eigene Ideen um. Meine Bilder waren wirklich schlecht am Anfang, aber das war mir egal. Das war der Beginn einer Leidenschaft, die mich bis heute antreibt.
»Da ich keine Kamera besaß, kaufte ich mir vor Ort eine gebrauchte Canon-Spiegelreflexkamera für umgerechnet 100 € […] Meine Bilder waren wirklich schlecht am Anfang, aber das war mir egal. «
Nach dem Auslandssemester schloss ich meinen Bachelor ab und absolvierte ein sechsmonatiges Praktikum bei einer Fotografin in meiner Heimat, um mehr zu lernen. Parallel begann ich, meine Arbeiten auf Instagram zu teilen, und erhielt erste Anfragen von Freunden und Bekannten. So verdiente ich mein erstes Geld mit Fotografie, während ich nach dem Praktikum meinen Master in Produktdesign machte. Allerdings war keiner der Kurse auf das ausgelegt, was mich wirklich inspiriert hat: die Natur.
Schon immer liebte ich Outdoor-Abenteuer wie Campen, Wandern und Backpacken. Irgendwann wurde mir klar, dass ich meine Begeisterung für die Natur mit meiner Fotografie verbinden möchte. Also nahm ich auf all meinen Reisen die Kamera mit. Durch glückliche Zufälle ergaben sich erste Jobs in diesem Bereich. Heute, mit 27 Jahren, lebe ich von der Fotografie und habe bereits unglaubliche Abenteuer erleben dürfen. Manchmal kann ich selbst kaum glauben, dass das mein Leben ist.
Wie sieht dieser Beruf und dein Arbeitsalltag aus?
M Mein Arbeitsalltag könnte kaum flexibler oder chaotischer sein – und genau das liebe ich daran. Im letzten Jahr war ich fast jeden Monat an einem anderen Ort unterwegs. Die Zeit auf Reisen ist unglaublich spannend und aufregend, aber auch intensiv. Oft dauern meine Arbeitstage 14 Stunden oder länger. Um das beste Licht einzufangen, starte ich meist noch vor Sonnenaufgang an der ersten Location und bin abends zum Sonnenuntergang an der letzten. Danach heißt es Sichtung und erste Bearbeitung des Materials.
» Die Zeit auf Reisen ist unglaublich spannend und aufregend, aber auch intensiv. Oft dauern meine Arbeitstage 14 Stunden oder länger. Um das beste Licht einzufangen, starte ich meist noch vor Sonnenaufgang an der ersten Location und bin abends zum Sonnenuntergang an der letzten. «
Jeder Job ist einzigartig und bringt neue Herausforderungen mit sich. Manchmal arbeite ich in großen Teams, manchmal allein, und hin und wieder habe ich die Freiheit, eigene Leute mit an Bord zu holen. Eine meiner anstrengendsten Reisen war eine 6-wöchige Fahrradreise durch Italien und Korsika über 2.600 km, bei der ich die Strecke selbst mit geradelt bin, während ich alles fotografisch festhielt. Solche Erlebnisse verlangen nicht nur Kreativität, sondern auch körperliche Fitness. Daher gehört intensiver Sport fest zu meinem Alltag, vor allem in den ruhigeren Phasen zu Hause.
bisherige Errungenschaften
- Fotografin Helly Hansen Kollektion
- Gewinn des Wanderdörfer Content Creator Wettbewerbs
- Gewinn des Fjällräven Polar
- Auszeichnung Fotowettbewerb Nikon Female Facets
- Female Explorer Creatorin
- OM System Ambassadorin
- Creator bei Home of Travel
Welches war das bisher beeindruckendste Abenteuer für dich, auf das dich deine Kamera begleitet hat?
M Wenn ich an mein beeindruckendstes Abenteuer denke, steht die Mongolei ganz oben auf der Liste. Dieses Land verkörpert all das, was mich an Landschaft und Kultur fasziniert: ungezähmte Wildnis, authentische Begegnungen und eine tiefe Verbundenheit zur Natur. Die Natur in der Mongolei fühlt sich grenzenlos an – weitläufig, unberührt und absolut echt. Während meiner Reise durfte ich Nomadenfamilien kennenlernen, die in traditionellen Jurten mitten in der Natur leben. Besonders beeindruckt haben mich die Adlerjäger, die eine Jahrtausende alte Tradition mit Stolz und Hingabe weiterleben. Sie zeigen, wie man in der Einfachheit eine unvergleichliche Freiheit finden kann.
Es war eine private Reise, bei der wir zwei Wochen lang campten und quer durch das Land fuhren. Oft vergingen Tage, an denen wir nichts außer dem Horizont und die unendliche Steppe sahen. Wir waren offroad unterwegs, fernab der Zivilisation, und tauchten vollständig in die Schönheit dieser ursprünglichen Landschaft ein. Genau in solchen Momenten fühle ich mich am lebendigsten. Diese Reise hat mich nachhaltig inspiriert und dazu ermutigt, weiter in die Wildnis zu ziehen. So möchte ich dieses Jahr Kasachstan erkunden, um ein weiteres Stück dieser ursprünglichen Welt zu erleben. Die Mongolei hat mir gezeigt, wie tief eine Reise uns berühren kann, und wie die Verbindung zwischen Mensch und Natur uns immer wieder aufs Neue bereichert.
Was für Erfahrungen hast du zum Thema SoloReisen und was hat das AlleinReisen für einen Einfluss auf deine Fotografie?
M Natürlich habe ich in der Vergangenheit schon einige Soloreisen unternommen. Bei meinem Lebensstil bleibt mir oft gar nichts anderes übrig. Es ist nicht immer möglich, jemanden zu finden, der dieselbe Leidenschaft für Abenteuer teilt und genau zur richtigen Zeit verfügbar ist. Doch genau das macht das Alleinreisen so besonders: Es schenkt mir eine unglaubliche Freiheit und Flexibilität. Ich kann mich völlig auf einen Ort einlassen, den Moment in vollen Zügen genießen, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.
» Eine spannende Erkenntnis dabei war, wie sehr das Alleinreisen meine Fotografie beeinflusst hat. Am Anfang war es eine echte Herausforderung, denn plötzlich war ich meine eigene Assistentin, Fotografin und manchmal auch Model. «
Für Aufnahmen mit Personen im Bild musste ich das Stativ aufstellen, den perfekten Winkel finden und mich selbst ins Bild setzen. Ein Prozess, der Geduld und Kreativität fordert. Aber genau das hat mich aus meiner Komfortzone geholt. Es hat mich gelehrt, anders zu denken, spontaner zu sein und mich selbst als Teil meiner Bilder zu sehen.
»Daher kann ich allen anderen Fotograf:innen aus derselben Branche nur raten, sich ein großes Netzwerk aus anderen Fotograf:innen, Content Creatorn und Videograf:innen aufzubauen, um gemeinsam zu kreieren und voneinander zu lernen. «
Trotzdem habe ich für mich entdeckt, dass ich am liebsten mit anderen kreativen Köpfen reise. Die Dynamik, die entsteht, wenn Ideen geteilt werden, gegenseitige Motivation fließt und unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen, ist unbezahlbar. In solchen Momenten fühle ich mich inspiriert und das Ergebnis meiner Arbeit erreicht eine ganz neue Qualität. Während Soloreisen für die persönliche Entwicklung unglaublich wertvoll sind, schöpfe ich meine kreative Energie am besten aus, wenn ich von Gleichgesinnten umgeben bin. Daher kann ich allen anderen Fotograf:innen aus derselben Branche nur raten sich ein großes Netzwerk aus anderen Fotograf:innen, Content Creatorn und Videograf:innen aufzubauen um gemeinsam zu kreieren und voneinander zu lernen.
Was zeigst du mit deinen Bildern und was möchtest du bewirken?
M Mit meinen Bildern möchte ich Menschen mit auf eine Reise nehmen. Eine Reise zu den beeindruckendsten Orten der Natur, in die faszinierenden Welten anderer Kulturen und tief in die Geschichten, die unsere Welt erzählt. Die Natur ist für mich der Inbegriff von Freiheit und Lebendigkeit, und genau dieses Gefühl möchte ich mit meiner Fotografie vermitteln. Jedes Bild soll die Betrachter daran erinnern, wie besonders und schützenswert unser Planet ist, und sie dazu inspirieren, selbst mehr Zeit draußen zu verbringen, die Natur zu entdecken und wertzuschätzen.
Besonders am Herzen liegt mir die Verbindung zwischen Mensch und Natur. Ich liebe es, Einheimische und ihre kulturellen Lebensweisen zu fotografieren, die zeigen, wie eng unser Leben mit der Natur verwoben ist. Jede Begegnung lehrt mich etwas Neues über Respekt, Nachhaltigkeit und darüber, wie viel wir voneinander lernen können. Diese Geschichten möchte ich durch meine Bilder weitergeben, um Verständnis und Wertschätzung für andere Lebensweisen zu fördern. Das Reisen und die Fotografie haben mir immer wieder gezeigt, dass unsere Unterschiede uns verbinden können. Obwohl wir aus verschiedenen Ländern und Kulturen kommen, gibt es etwas Universelles, das uns eint. Meine Bilder sollen genau das sichtbar machen: eine Welt, die voller Vielfalt steckt, aber in der wir alle miteinander verbunden sind.
» Das Reisen und die Fotografie haben mir immer wieder gezeigt, dass unsere Unterschiede uns verbinden können. Obwohl wir aus verschiedenen Ländern und Kulturen kommen, gibt es etwas Universelles, das uns eint. Meine Bilder sollen genau das sichtbar machen: eine Welt, die voller Vielfalt steckt, aber in der wir alle miteinander verbunden sind.
Ich hoffe, dass meine Fotografie Menschen dazu inspiriert, sich zu öffnen. Für neue Abenteuer, neue Perspektiven und für die Erkenntnis, dass die Natur und unsere Mitmenschen das größte Geschenk sind, das wir haben. Wer meine Arbeit verfolgt, bekommt nicht nur Einblicke in ferne Welten, sondern auch die Motivation, selbst loszuziehen, um diese Magie hautnah zu erleben.
Auf welches Bild bist du besonders stolz und warum?
M Die Szene entstand in einer Jurte in der Mongolei, während eine Nomadin gerade das Essen zubereitete. Was mich an diesem Foto fasziniert, ist das Zusammenspiel von Licht, Atmosphäre und Emotion. Dieses Bild liebe ich besonders, denn es fängt einen spontanen Moment ein, der so authentisch und lebendig ist.
Das warme, natürliche Licht, das durch die offene Tür fällt, hüllt die Frau und den aufsteigenden Dampf in eine beinahe magische Aura. Es erzählt eine Geschichte von Alltag, Tradition und der Schönheit des Einfachen. Es sind genau diese ungestellten Momente, die für mich den Kern authentischer Fotografie ausmachen.
Welchen persönlichen Tipp würdest du gern weitergeben?
M Ein persönlicher Tipp, den ich gerne teilen möchte, ist, niemals die Leidenschaft und den Spaß an der Fotografie zu verlieren. Das klingt vielleicht einfach, aber es ist essenziell. In einer Welt, die uns ständig dazu einlädt, uns zu vergleichen, ist es leicht, den eigenen Blickwinkel aus den Augen zu verlieren. Doch genau dieser Blickwinkel, deine ganz persönliche Art die Welt zu sehen, macht deine Arbeit einzigartig.
»In einer Welt, die uns ständig dazu einlädt, uns zu vergleichen, ist es leicht, den eigenen Blickwinkel aus den Augen zu verlieren. Doch genau dieser Blickwinkel, deine ganz persönliche Art die Welt zu sehen, macht deine Arbeit einzigartig. «
Erlaube dir, zu experimentieren. Probier Neues aus und lass dich von allem inspirieren, was um dich herum passiert. Aber vergiss dabei nie dein eigenes „Warum“. Warum hast du angefangen? Was bedeutet es für dich, durch die Linse zu blicken? Dieses „Warum“ ist der Kern deiner Kreativität. Es wird dich durch Herausforderungen tragen und dir helfen, dich nicht im Vergleich mit anderen zu verlieren.
Wenn ihr mehr visuelle Inspiration und beeindruckende Fotograf:innen kennen lernen wollt, schaut in unsere Creators-Kategorie, in der ihr spannende Creator:innen, Fotostrecken und Fototipps entdecken könnt.
Hinter beeindruckenden Fotos steckt weit mehr, als „nur“ auf den Auslöser zu drücken – Abenteuerfotografie erfordert Leidenschaft, Durchhaltevermögen und den Mut, neue Wege zu gehen. Könntet ihr euch vorstellen wie Melanie Többe, mit der Kamera die Welt auf Abenteuern zu erkunden?
Wow, was für ein inspirierendes Interview! Ich fotografiere seit über 30 Jahren und arbeite aktuell intensiv daran, mit meiner Fotografie nicht nur teilselbständig zu sein, sondern meinen Lebensunterhalt vollständig damit zu verdienen. Solche Beiträge über Frauen, die schon dort sind, wo ich hinmöchte, sind für mich eine riesige Motivation.
Ich war gerade sechs Wochen auf Teneriffa und habe in dieser Zeit 36.000 Fotos gemacht – eine absolute kreative Hochphase für mich. Jeden Tag die Möglichkeit zu haben, meine Leidenschaft auszuleben und Orte durch meine individuelle Perspektive festzuhalten, war ein unglaubliches Gefühl. Ich kann mir sehr gut vorstellen, genau wie Melanie reisend und fotografierend unterwegs zu sein – Natur, Abenteuer und Geschichten in Bildern erzählen, das ist genau das, was mich antreibt!
Besonders spannend fand ich Melanies Punkt über den Aufbau eines Netzwerks. Ich weiß, wie wichtig es ist, sich mit anderen Fotograf:innen, Videograf:innen und Creatorn auszutauschen, aber als introvertierter Mensch fällt mir genau das oft schwer. Vielleicht wäre das mal ein spannendes Thema für den Female Explorer – Tipps und Erfahrungen zum Netzwerken für introvertierte Kreative?
Danke für diesen großartigen Einblick und die vielen wertvollen Gedanken!
Hi liebe Auri, es freut uns total, dass wir dich mit dem Beitrag über Melanie und ihre Arbeit inspirieren und empowern konnten.
Danke für dein Feedback und die Themenidee, so ein Artikel ist auf jeden Fall denkbar und sinnvoll. Wir schauen mal, wie das passen könnte.
Wenn alles gut geht wird ja dieses Jahr unsere App gelauncht, da wird es auf jeden Fall Möglichkeiten geben auch für Creator:innen sich auszutauschen.
Bleib weiter dran an deinen Vorhaben und Träumen! Stay wild, Leo