Wonderland Trail – Trailmagie im Mount Rainier Nationalpark
Im Bundesstaat Washington (USA) wartet der in Europa eher unbekannte Wonderland Trail darauf, von euch durchwandert zu werden. Der Rundweg ist 150 km lang und führt in 7–11 Tagen und über 7.000 hm durch die Wildnis des Mount Rainier Nationalparks. Den Wanderweg, der einmal um den Mount Rainier (4.392 m) führt, habe ich spontan im Internet auf meiner Reise in den USA entdeckt. Mit einem schnell ergatterten Walk-Up Permit starte ich Ende August 2023 meine mehrtägige Wanderung und berichte euch hier über wichtige Details zu Etappen, Anreise usw., um euch für ein Abenteuer in die Wildnis der USA vorzubereiten.
Wonderland Trail – 8 Tage Wildnis in den USA
Obwohl mir auf dem Wonderland zum Großteil Wandernde begegnen, die über 60 Jahre alt und zumeist in größeren Gruppen unterwegs sind, würde ich den Trail nicht als leichte Wanderung einschätzen. Schon gar nicht mit meine Rucksack, den ich die 8 Tage auf dem Rücken schleppe. Mit dabei ist neben meinem Ultralight-Zelt ebenso Essen für die gesamte Zeit. Denn hier gibt es, wie ich es aus den Alpen kenne, keine Hütten und so ächze ich am ersten Tag mit meinem Gepäck – nur gut, dass es jeden Tag leichter wird.
Wonderland Trail – Etappen
Der Wonderland Trail ist ein Rundweg und kann in beide Richtungen durchwandert werden. Es gibt verschiedene Startpunkte, die mit dem Auto zugänglich sind. Im Folgenden ist die Wanderung in 8 Tagen im Uhrzeigersinn mit Start in Longmire beschrieben.
Wonderland Trail | Mount Rainier National Park
Good to know: Mount Rainier heißt eigentlich Takhoma und wurde von den ersten Siedlern um das Jahr 1792 umbenannt. Die erste Besteigung einer Frau wurde 1890 dokumentiert: Fay Fuller ist im Rock auf den mit 4.392 m höchsten Berg im Bundesstaat Washington gestiegen.
Wonderland Trail
Etappe 1
Longmire – Klapatche Camp
Los geht es in Longmire, wo es eine Rangerstation, ein Restaurant und auch einen kleinen Supermarkt gibt. Zunächst geht es durch den Wald nach oben zu einer kleinen Hütte auf dem Indian Henry’s Hunting Grounds, die als Rangerstation dient. Über die Tahoma Creek Suspension Bridge, der längsten Brücke im Nationpark, geht es weiter auf dem Wonderland Trail. Nach einigen Höhenmetern kommt ihr zur Emerald Ridge. Bei gutem Wetter habt ihr hier einen super Ausblick auf den Takhoma/Mount Rainier und den Tahoma-Gletscher. Von der Emerald Ridge geht es einige Höhenmeter nach unten zum South Puyallup River Camp – eine gute Alternative zum Übernachten, wenn der erste Tag nicht ganz so lang sein soll. Von dort aus geht es einen letzten Anstieg nach oben und am St. Andrews Lake vorbei – unbedingt nochmal Wasser auffüllen – zum Klapatche Camp. Vor allem im Abendlicht habt hier hier eine wunderbare Aussicht auf Mount Rainier.
Longmire ›
Klapatche Camp
Etappe 2
Klapatche Camp – South Mowich River Camp
Auf der nächsten Etappe kommt ihr am Golden Lakes Campground vorbei. Dort solltet ihr unbedingt eine Pause (oder sogar Übernachtung) einplanen und in den See hüpfen. Von dort steigt ihr weiter ab zum South Mowich River Camp.
Klapatche Camp ›
South Mowich River Camp
Etappe 3
South Mowich River Camp – Ipsut Creek Campground
Etappe 3 startet mit einem Anstieg zum Mowich Lake. Auch hier unbedingt ein Bad nehmen und die Abkühlung genießen. Am Mowich Lake gibt es einen sogenannten Froncountry-Campingplatz, wo man auch mit dem Auto hinkommt – für mich ein ziemlicher Schock nach einigen Tagen in der Wildnis. Vom See geht es über einen kleinen Pass nach oben. Der Abstieg ist recht steil, hier helfen Stöcke auf jeden Fall. Der nächste Übernachtungsstop ist der Ipsut Creek Campground. Der Campingplatz ist wunderschön im Park gelegen und jeder Platz hat eine Bank und Tische – was für ein Luxus.
South Mowich River Camp ›
Ipsut Creek Campground
Etappe 4
Ipsut Creek Campground – Mystic Camp
Vom Ipsut Creek Campground steht ein langer Anstieg an. Teile davon führen über ein Geröllfeld und sind deutlich anspruchsvoller als die vorherigen Etappen. Ich würde sie aber trotzdem nicht als sehr technisch einschätzen. Der Mystic Lake Campground ist leider nicht direkt am See, sondern etwa 10 Minuten entfernt. Es lohnt sich aber, für den Sonnenaufgang und -untergang zum See zurückzuwandern (und auch hier wieder ein Bad zu nehmen).
Ipsut Creek Campground ›
Mystic Camp
Etappe 5
Mystic Camp – Sunrise Camp
Auf diesem Teilstück warten die besten Ausblicke auf Takhoma auf euch. Nehmt euch daher viel Zeit fürs Beobachten und Fotografieren. Sunrise ist ein weiterer Eingang in den Park inklusive Restaurant und kleinem Laden. Beides schließt aber schon relativ früh, prüft hier vorab unbedingt die Öffnungszeiten, falls ihr dort eure Vorräte auffüllen wollt. Das Camp ist ca. 2 km vom Parkplatz und Laden entfernt.
Mystic Camp ›
Sunrise Camp
Etappe 6
Sunrise Camp – Indian Bar Trail Shelter
Falls ihr hier früh unterwegs seid, könnt ihr Mount Rainier im Morgenlicht bestaunen. Erstmal steht ein ziemlich langer Abstieg an. Am White River Campground könnt ihr nochmal Wasser auffüllen und die sanitären Einrichtungen genießen, bevor der nächste Anstieg losgeht. Wenn ihr früh genug bucht oder Glück habt, könnt ihr einen der begehrten Plätze im Summerland Camp ergattern. Falls nicht, geht es über einen alpinen Abschnitt mit viel Geröll zum Indian Bar Camp bzw. Shelter.
Sunrise Camp ›
Indian Bar Trail Shelter
Etappe 7
Indian Bar Trail Shelter – Maple Creek Campground
Weiter geht es auf dem Wonderland Trail vor allem bergab. Mit etwas Glück könnt ihr hier Murmeltiere sehen. So langsam kommt ihr in die Zivilisation zurück und beim Box Canyon geht es ein kleines Stück die Straße entlang zum Maple Creek Canyon.
Indian Bar Trail Shelter ›
Maple Creek Campground
Etappe 8
Maple Creek Campground – Longmire
Auf der letzten Etappe lauft ihr häufig neben oder parallel zur Straße. Auf den Wanderwegen ist auch dementsprechend mehr los und ihr seht viel mehr Menschen, die Tagestouren im Mount Rainier Nationalpark unternehmen. Trotzdem könnt ihr auch hier nochmal die gigantischen Bäume und Wälder bestaunen, bevor ihr wieder am Ausgangspunkt in Longmire ankommt.
Maple Creek Campground›
Longmire
Trailmagic & Trailangels
Viel habe ich bereits über die sogenannte Trailmagic und die Trailangels auf den Wanderwegen in den USA gelesen. Das sind kleine Zufälle und Begegnungen, die einen großen Einfluss auf mehrtägigen Wanderungen haben können. In Erinnerung behalten werde ich vor allem meine Trailangels, die mich mit Essen und Unterkunft versorgt haben. Ein frischer Salat und Eis nach 4 Tagen in der Wildnis zusammen mit Sean aus Toronto, der mir beides 5 Minuten vor Ladenschluss ergattert hat – Was kann es Besseres geben? Oder eine ungeplante Unterkunft in einer kleinen Hütte, sodass mein längster Tag statt 32 km nur 24km lang ist? Ich kann es nur empfehlen, diese Magie selbst zu erleben.
Wonderland Trail – Tipps zu Permits, Anreise etc.
PERMITS
Für den Wonderland Trail braucht ihr Permits für die Campingplätze, die ihr dir direkt vor der Wanderung bei einer der Ranger-Stationen abholt. Die Permits werden unterwegs auch von den Rangern kontrolliert. Sie können zum Teil vorab reserviert werden, ein Teil steht aber auch kurzfristig zur Verfügung. Viele Infos rund um den Wonderland Trail findet ihr auch auf der offiziellen Webseite.
WASSERVORRÄTE
Alle Campingplätze sind in der Nähe einer Wasserquelle. Fragt vor dem Start aber vorsichtshalber nochmal nach, ob alle Flüsse, Bäche und Seen noch Wasser führen. Und filtert das Wasser, bevor ihr es abkocht.
ANREISE
Eine Anreise ist leider nur mit Auto möglich, da in den Nationalpark leider keine Busse fahren. Dafür gibt es genug Parkplätze, auf denen ihr das Auto stehen lassen könnt. Von Seattle aus könnt ihr aber auch Transfers organisieren.
DUSCHE
Keiner der Campingplätze im Nationalpark verfügt über eine Dusche – gut zu wissen, vor allem nach der Wanderung.
WILDLIFE
Ihr wandert in der Wildnis zwischen Bären und Cougars (beides habe ich auf meiner Wanderung gesehen), daher unbedingt die Verhaltensregeln beachten und Essen immer aufhängen sowie gut verschlossen aufbewahren, um keine Gerüche zu ermöglichen.
Kathrin berichtet von ihren Digital Nomad Life und ihren Abenteuer in Europa, Südamerika und Nordamerika auf ihrem Blog Vagabondia – hier findet ihr auch ihren Erfahrungsbericht zum Wonderland Trail. Als Bergnomadin betreibt sie seit kurzem nach zahlreichen Trekkingtouren nah und fern auch ihren Trainingsblog, auf dem ihr Trainingspläne findet, Online-Kurse buchen könnt, um fit für euer nächstes und erstes Bergabenteuer zu werden und zahlreiche Tipps zu Alpenüberquerungen und ihren Wanderungen erhaltet. Wenn ihr ebenso wie Kathrin durch die USA wandern wollt, schaut auch bei Sarahs Abenteuern auf dem Pacific Crest Trail vorbei – von Packlisten, über Permits bis zu ihrem Erfahrungsbericht, den PCT solo zu bewandern.
Seid ihr auch schon mal durch die USA auf mehrtägigen Wanderungen unterwegs gewesen? Welche Erfahrungen habt ihr gesammelt? Erzählt es uns in den Kommentaren!