Übernachten auf Trekking- und Biwakplätzen (7/12 Nights Outside Challenge)


Sarah MuehlText / Fotos

Die September-Sonne kitzelte noch einmal unsere Nasen und das kann für mich nur eins bedeuten – raus aus der Stadt und rein in den Wald! Für meine 12 Nights Outside Challenge hat es mich in die Sächsische Schweiz und auf den Forststeig gezogen – eine wilde Mehrtagestour mit wunderschönen Trekking- und Biwakplätzen, die sich auch für ein Wochenende anbieten. Das perfekte Mikroabenteuer, das voraus setzt, dass man weiß, wie man sich an solchen Plätzen und in der Natur aufhält. Sowas habt ihr noch nie gemacht? Kein Problem, lest einfach weiter!

Wer nach einem echten Outdoor-Abenteuer sucht, findet in der Sächsischen Schweiz eine besondere Herausforderung: den Forststeig Elbsandstein. Diese Trekkingroute bietet eine einzigartige Mischung aus wildem Naturerlebnis, Ruhe und der Möglichkeit, an ausgewiesenen Biwakplätzen zu übernachten und stand schon eine Weile auf meiner persönlichen To-Trek-Liste – so hatte ich mir im September 2023 spontan Tickets für die Übernachtungen gekauft. Leider spielte damals das wilde Herbstwetter nicht mit und so verschob ich dieses Abenteuer immer und immer wieder: Bis es September 2024 war und meine Tickets abzulaufen drohten. Was also tun? Ich schnappte mir spontan eine Freundin, die noch nie Trekking oder Mehrtagestouren gemacht hatte, um eine Nacht auf einem der Plätze zu übernachten. Denn so ein Mini-Abenteuer mit einer Übernachtung ist der perfekte Einstieg und die beste Vorbereitung auf größere Touren!

Auf dem Forststeig im Elbsandsteingebirge.

Forststeig Elbsandstein: Die wichtigsten Fakten

  • Dauer: 5–7 Tage, je nach Tempo und Pausen
  • Länge: 100 km
  • Highlights: urige Wälder und Felsenlandschaften, einsame Waldwege und moderne Biwakplätze und Trekkinghütten
  • Schwierigkeit: Mittelschwer bis anspruchsvoll (Trittsicherheit und gute Kondition erforderlich)
  • Beste Jahreszeit: Frühling bis Herbst (April bis Oktober)
  • Startpunkt: Schöna oder Bad Schandau
  • Besonderheiten: Übernachtung nur an Biwakplätzen oder Trekkinghütten, vorherige Anmeldung nicht nötig, jedoch werden Trekkingtickets benötigt (z.B. im Tapir Leipzig zu kaufen)
  • TIPP: Um die Natur zu entlasten und ein wenig Einsamkeit zu genießen, wird darum gebeten, Wochenenden und Ferienzeiten zu meiden.

Der Forststeig bietet eine großartige Gelegenheit, tief in die Natur einzutauchen und sich abseits der Tourist:innenenströme zu bewegen, da er im weniger belebten Gebiet gegenüber des Nationalparks Sächsische Schweiz liegt. Die Route ist zwar gut markiert, aber nicht zu unterschätzen: Trittsicherheit, Kondition und eine gute Ausrüstung sind essenziell.

Wir waren begeistert von der Stille im Wald, den kleinen Pfaden, die immer wieder kleine Bäche kreuzten und moosige Wälder – besonders auf der tschechischen Seite. Der Wald war dicht und grün, die Wege auch gern mal von einer Menge Wurzeln aufgebrochen und so machte es besonders viel Spaß zu kraxeln, zu springen und die riesigen Felsformationen mitten im Wald zu bestaunen.

Packliste für Mikroabenteuer
auf Trekking- und Biwakplätzen

  • Wander- Trekkingrucksack (40-50 Liter)
  • Zelt
  • Isomatte
  • Schlafsack
  • Wasserfilter
  • Gaskocher
  • Feuerzeug
  • Göffel + Outdoor-Messer
  • Becher, ggf. Teller
  • Stirnlampe
  • Powerbank + Kabel
  • kleine Kosmetiktasche (Zahnbürste + biologisch abbaubare Paste/Tabletten, Spiegel, Feuchttücher, Sonnenschutz)
  • Bandana oder kleines Handtuch
  • Erste-Hilfe-Set
  • Poop Kit (Ziploc-Beutel mit etwas Toilettenpapier und Ziploc-Beutel für schmutziges Papier und Müll, ggf. kleine Schaufel, Desinfektionsgel)
  • frische Socken und ggf. Oberteil für die Nacht
  • warme Jacke (z.B. Daunen-Puffy) + lange Hose + Mütze
  • ggf. Trekkingstöcke
  • Trinkflasche
  • Snacks, Abendessen, Frühstück

Nicht zu unterschätzen: Auch im Sommer kann es in der Natur sehr viel kälter werden als in der Stadt. Vor allem, wenn ihr nahe an Gewässern übernachtet. Ich habe immer einen Schlafsack dabei, der eine Komfort-Temperatur von minimum 0°C hat. Außerdem habe ich immer eine lange Hose, warme Socken und eine Fleece- + Puffy-Jacke und eine Mütze dabei. Auch wenn ich tagsüber in Shorts und T-Shirt unterwegs bin.

Kompakt gepackt: Für eine Nacht waren zwei 45 Liter Rucksäcke ausreichend.

Outdoor Basics: Verhalten auf Trekking- und Biwakplätzen

Beim Trekking und Biwakieren in der Natur gelten einige grundlegende Verhaltensweisen, um sowohl die eigene Sicherheit als auch den Schutz der Umwelt zu gewährleisten. Dazu gehört besonders die Beachtung der Leave No Trace-Prinzipien, die speziell beim Wildcampen und Biwakieren wichtig sind. Und da ich immer noch Taschentücher im Wald finde, fassen wir es hier nochmal zusammen.

1. Leave No Trace: Hinterlasse keinen Fußabdruck

Die Leave No Trace-Prinzipien basieren darauf, die Natur so zu hinterlassen, wie man sie vorgefunden hat. Das bedeutet:

  • Keinen Müll hinterlassen: Alles, was ihr mitbringt, nehmt ihr wieder mit. Das gilt auch für biologische Abfälle, dir NUR IN AUSNAHMEFÄLLEN vergraben werden können. Packt einfach eine große Ziploc-Tüte ein, dann riecht und schmiert auch nichts.
  • Minimale Eingriffe in die Natur: Vermeidet es, Pflanzen zu beschädigen oder Steine zu verschieben. Reißt und schneidet nichts ab und sammelt kein Holz, wenn ihr euch mit dem Thema Feuerholz vorher noch nicht auseinandergesetzt habt.
  • Tiere respektieren: Begegnet der Tierwelt aus sicherer Entfernung und füttere sie nicht. Bleibt auf den Wegen, denn Tiere merken sich die Orte, die von Menschen frequentiert sind. Haltet Nachtruhe, denn da gehen viele Tiere auf Nahrungssuche. Werden sie gestört, kann es vor allem im Winter für sie gefährlich werden.

Leave No Trace: Müll mitnehmen, nichts hinterlassen (auch keinen Kaffeesatz und Bio-Müll).

2. Ruhe im Wald

Gerade in sensiblen Waldgebieten wie der Sächsischen Schweiz gilt es, den Lärmpegel so niedrig wie möglich zu halten. Geräusche können nicht nur andere Wandernde stören, sondern auch Tiere aufschrecken. So toll eine Nachtwanderung klingt, sollte diese leise und auf den Wegen stattfinden.

Und eine persönliche Bitte: LASST BOOMBOXEN ZU HAUSE. Laute Musik und brummende Bässe sind frustrierend für alle, die extra in die Natur wandern, um ihnen zu entkommen.

3. Biwakplatz-Regeln beachten

Je nach Trekking- und Biwakplatz gibt es lokale Regeln. Auch auf dem Forststeig gelten klare Regeln:

  • Biwakieren ist nur zwischen 16:00 und 10:00 Uhr erlaubt. Diese Zeiten sind so festgelegt, um die Belastung der Natur zu minimieren.
  • Trekkingtickets: Diese müssen vorher gekauft werden und jeden Nacht „entwertet“ und direkt am Platz eingeworfen werden. Wirklich, bei uns kam am nächsten morgen ein Ranger vorbei und kontrollierte den Platz. Vorteil: Die Plätze bleiben sauber und in Ordnung und durch die Planung werden Besucher:innenströme reguliert.

Trekking- und Biwakplätze haben Zeiten und Regeln, mit denen ihr euch vorher beschäftigen solltet.

4. Feuer und Waldbrandstufen

Feuerstellen sind nicht nur im Elbsandsteingebirge streng limitiert und reguliert. Es gibt ausgewiesene Feuerplätze, die nur bei niedriger Waldbrandgefahr genutzt werden dürfen:

  • Waldbrandstufen beachten: Vor Beginn eurer Tour solltet ihr die aktuelle Waldbrandgefahrenstufe prüfen (z.B. hier). Bei hoher Gefahr ist Feuer strikt verboten, auch an den ausgewiesenen Stellen.
  • Kein offenes Feuer außerhalb der erlaubten Feuerstellen: Nutzt nur die markierten Feuerplätze und haltet immer Löschmittel (z.B. Wasser) bereit.
  • Zu bestimmten Zeiten und in manchen Wäldern ist auch „offenes Licht“ verboten. Darunter fallen auch Gaskocher und Gaslampen.

Ein kuscheliges Abenteuer ist auch ohne Feuer wunderbar wild!

Mikroabenteuer für eine Nacht

Damit wir weiterhin solche wilden Orte in der Natur haben können, ist es wichtig, dass wir sie pflegen und schützen. Selbst wenn ihr bereits alle Verhaltensregeln kennt und echte Profis seid, solltet ihr immer davon ausgehen, dass ihr auch Menschen trefft, die zum ersten Mal in der Natur unterwegs sind. Unterstützt euch, inspiriert einander – das gilt auch für Social Media. Wenn ihr also euer wildes Mikroabenteuer auf Trekking- und Biwakplätzen teilt, egal wie groß euer Account ist, stellt sicher, dass ihr den Kontext angebt und die Chance nutzt, Outdoor-Basics und Leave No Trace-Prinzipien teilt. Statt einen Mecker-Post zu schreiben, über den Müll und die Taschentücher, nutzt den Moment lieber und zeigt, wie es besser geht. Egal, ob es sich in diesem Moment anfühlt, als fänden eure Worte nicht die richtigen Personen. Sagen wir mal so: Die Algorithmen wandern auch auf mysteriösen Wegen.

Auf welchen Trekking- und Biwakplätzen habt ihr schon übernachtet? Was war der wildeste Ort? Schreibt es in die Kommentare!


Über die Autor:in

Sarah Muehl

Die Wildnis hat Sarah aka Woodstock 2022 auf dem PCT lieben gelernt. Seitdem versucht sie mit allen Mitteln ihre ausgeprägte Wanderlust zu stillen. Bei The Female Explorer ist sie als Creative Director für wilde Ideen und ihre Umsetzung verantwortlich und scheut sich dabei auch nicht vor Bühnen, Kameras und Mikrofonen.

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