
Trekking Tasmania – Western Arthurs Traverse
Um dem europäischen Winter zu entkommen, beschloss ich, den Sommer in Australien mit einem Work & Travel Visum zu verlängern – hauptsächlich, um zu reisen und zu wandern. In meinem Gepäck: Zelt, Schlaf- und Koch-Setup und meine Wanderschuhe. Meine Leidenschaft für Mehrtagestouren ließ mich ein weiteres Mal nach Tasmanien reisen – um die Insel im Süden Australiens statt mit dem Van dieses Mal zu Fuß zu entdecken. Im ersten Teil des Tasmanien-Trekking-Abenteuers trifft Melina auf anspruchsvolle Tracks ohne jegliche Infrastruktur im wilden Teilen des Landes auf der Western Arthurs Traverse. Lest hier, was Melina im wilden Tasmanien erlebt hat.
Western Arthurs
Traverse
Einsamkeit und Wildnis pur
Sie gilt als die anspruchsvollste Mehrtageswanderung Australiens – die Western Arthurs Traverse. Im abgelegenen, wilden Südwesten Tasmaniens ist man dem rauen Wetter und der Natur vollkommen ausgesetzt: genau das Abenteuer, das ich gesucht habe. Über eine Facebook-Gruppe fand ich meinen Hiking Buddy Isi, die sich mir spontan anschloss. Wir trafen uns nur zwei Tage darauf in Hobart und erledigten unsere Einkäufe für 7–9 Tage in der Wildnis – die Infrastruktur dort ist rar, Hütten gibt es keine. Zuvor registrierten wir uns online für den Walk, da die Starterzahl pro Tag auf zwölf Leute limitiert ist.
Im Visitor Center des South West National Park erhielten wir den National Park Pass und letzte Anweisungen vom Park Ranger. Er schaute etwas besorgt, als er erfuhr, dass es unsere erste Mehrtageswanderung in Tasmanien ist und dann auch gleich noch die anspruchsvollste Route. Wir konnten ihn jedoch beruhigen, da wir schon Erfahrungen aus Regionen und Ländern wie Patagonien, Neuseeland und den Alpen hatten.
Die Route – Western Arthurs Traverse
Etappe 1 & 2
Huon Camp ›
Junction Creek › Lake Cygnus
Bei bestem Wetter starteten wir mit leichten An- und Abstiegen zum Junction Creek Camp. Um direkt in die Western Arthurs Range mit ihren unzähligen Gipfeln und Seen zu gelangen, bewältigten wir nach einer kurzen Pause auch die zweite Etappe. Weitere 7,3 km stetiger Anstieg führten uns vorbei an Fels- und Moorlandschaften – unsere schweren Rucksäcke und besonders das Gewicht des Essens machten sich schnell bemerkbar. Zum Sonnenuntergang erreichten wir das Camp am Lake Cygnus. Wie auch in allen anderen Camps besteht die einzige Infrastruktur hier aus einigen Holzplattformen für die Zelte und einer Pit Toilette. Wasser gibt es in den Seen oder Flüssen – ein Wasserfilter ist hier essentiell.
Wildnis pur!
Holzplattform für die Zelte
Etappe 3
Lake Cygnus › Lake Oberon
Am nächsten Morgen bekamen wir einen ersten Vorgeschmack, was uns in den nächsten Tagen erwarten würde – anspruchsvolle Tracks mit häufigen Auf- und Abstiegen, aber auch mit wunderschönen Aussichten über die Gebirgsketten, Bergseen und die Talebene. Über loses Geröll und viele Wurzeln erreichten wir den Aussichtspunkt auf Lake Oberon. Der tiefblau schimmernde See, die umliegenden Berge und einzigartige Vegetation lassen sich wunderbar von einem naheliegenden Berg mit Rundum-Blick betrachten. Mit zitternden Knien und den Worten des Rangers im Hinterkopf »Kehrt um, wenn es zu schwierig wird!«, erreichten wir nach einem steilen Abstieg das Camp am Lake Oberon. Hier trafen wir auf Rob – ein ehemaliger Park Ranger und dem einzigen Menschen weit und breit.
Etappe 4
Lake Oberon › High Moor
Ganze sieben Stunden brauchten wir – nun zu dritt – für eine recht kurze Etappe durch etliche Schluchten ins High Moor Camp. Immer wieder mussten wir klettern. Von nun an stand Teamwork im Vordergrund, denn mit den Backpacks war Klettern an mancher Stelle nicht möglich, sodass wir uns diese gegenseitig nachreichten oder mit einem Seil abseilten, welches Rob glücklicherweise dabeihatte. Dazu fing es immer wieder an zu nieseln und die Windböen wurden stärker. Wenn die Wolken es dann doch zuließen, wurden wir mit atemberaubenden Aussichten belohnt – in diesen Momenten lohnte sich jede Anstrengung. Neben dem anspruchsvollen Track ist das unberechenbare und schnell wechselnde Wetter eine große Herausforderung in der Western Arthurs Range – durch den Regen und starken Wind bekamen wir in dieser Nacht kaum ein Auge zu.
Etappe 5
High Moor › Haven Lake
Trotz stürmischen Wetters entschieden wir uns tags darauf für die wohl herausforderndste Etappe unseres Tracks – die berüchtigte Tilted Chasm und die Beggery Bumps erwarteten uns. Die Tilted Chasm ist eine steile Steinschlucht, welche wir trotz rutschigem Untergrund auf losem Geröll hinunterkletterten. Ganz langsam schafften wir es alle unbeschadet, um darauf den schmalen Weg am nahen Abhang durch die Beggery Bumps mit ihren schroffen Gipfeln und steilen An- und Abstiegen zu durchqueren. Das Schwierigste war geschafft und wir erreichten das letzte Camp der Range – Haven Lake.
»Der gegenseitige Support hat mir sehr geholfen! Ohne diesen wäre ich vermutlich umgedreht.«
Etappe 6 & 7
Haven Lake › Junction Creek ›
Huon Camp
Von nun an führte uns der Track hinab ins Tal und wir erreichten nach zwei Tagen wieder unseren Ausgangspunkt. Unsere Körper waren übersäht mit blauen Flecken und Kratzern. Vor lauter Muskelkater und Erschöpfung konnten wir uns kaum noch bewegen. Aber wir waren unheimlich stolz auf uns. Stolz darauf, diesen anspruchsvollen Track zusammen gemeistert zu haben und somit die Chance bekommen zu haben, an diese abgelegenen und wilden Orte zu gelangen. Orte, die wir ganz für uns hatten, an die sich kaum eine Menschenseele verirrt.
Good to know: Was im Rucksack nicht fehlen darf ist ein Satellitenkommunikationsgerät. Es ist unverzichtbar zur eigenen Sicherheit, denn manchmal ist tagelang niemand unterwegs und es gibt keinen Handyempfang. Ein kleines dünnes Seil mit Karabiner kann sehr hilfreich sein, um die Rucksäcke abzuseilen.
»Mein wichtigstes Learning: Ich bin stärker als gedacht! Ich bin sowohl mental als auch physisch an meine Grenzen gestoßen und habe es geschafft, diese zu überwinden – ein unheimlich gutes Gefühl!«
Die Schönheit Tasmaniens liegt im Landesinneren
Tasmanien ist eine Insel mit viel schöner Natur, aber bei meinem ersten Roadtrip einige Jahre zuvor war ich dennoch etwas enttäuscht. Irgendwie waren meine Erwartungen höher an diese Insel gewesen. Nach diesen Wanderungen weiß ich jedoch, dass die wirkliche Schönheit im Landesinneren liegt und nur über mehrtägige Wanderungen erreicht werden kann. Ich habe mich durch die Wanderung auf der Western Arthurs Traverse ganz neu in die Insel ihre Natur und Berge verliebt. Weniger herausfordernder war meine Mehrtagestour auf dem Overland Track in Tasmanien – Einblicke von meiner zweiten Trekking-Tour in Tasmanien könnt ihr im Online-Magazin nachlesen.
Als selbstständige Fotografin liebt Melina nicht nur spektakuläre Aussichten, sondern das Reisen und Wandern. Am liebsten ist sie in der Natur auf mehrtägigen Wanderungen in Australien oder Neuseeland unterwegs und nimmt uns regelmäßig auf ihrem Instagram-Kanal mit in die wilde Natur Ozeaniens. Auf ihrem Reiseblog Berg zu Meer schreibt sie über ihre Reiseerlebnisse nah und fernn und dokumentiert alles mit Fotografien, die uns die Schönheit der Natur näher bringen und zum träumen anregen. Zudem hat ihre Liebe zu Neuseeland Melina inspiriert, einen Reiseführer des Landes samt 400 Bildern und Berichten herauszubringen, der euch detaillierte Einblick in das Land am anderen Ende Welt ermöglicht.
Welche Touren in Tasmanien habt ihr bereits erobert und was durfte dabei nicht fehlen? Verratet es uns in den Kommentaren!