Trailblazing Women – Abenteuerinnen vergangener Zeiten


Steffka BungeText

Wikimedia CommonsFotos

In den letzten Jahrhunderten waren Frauen stark an gesellschaftliche Normen und Konventionen gebunden, die ihre Rollen weitgehend auf Haus und Familie beschränkten. Doch einige bemerkenswerte Frauen rebellierten gegen diese Einschränkungen und begaben sich auf mutige Reisen rund um die Welt für ein Leben abseits der Norm. Sie durchbrachen nicht nur die Geschlechterrollen ihrer Zeit, sondern hinterließen auch bedeutende Reiseberichte, die von Entdeckungslust, Neugier und Widerstandskraft zeugen. Ihre Abenteuer und Erlebnisse inspirieren und beeinflussen bis heute Generationen von Frauen. Hier stellen wir euch 5 historische Abenteuerinnen vor – Wegbereiterinnen und Female Explorer vergangener Zeiten für uns Frauen outdoors.

Lizzie le Blonde
Alpinismus als Befreiung von gesellschaftlichen Normen

Elizabeth Alice Hawkins-Whitshed | * 26. Juni 1860 in Dublin, Irland | † 27. Juli 1937 in Llandrindod Wells, Wales, Großbrittanien

Lizzie Le Blond war eine der ersten Frauen, die sich einen Namen im Alpinismus machte und die Bergwelt gegen die gesellschaftlichen Normen des 19. Jahrhunderts eroberte. Als junge Frau mit gesundheitlichen Problemen reiste sie in die Schweizer Alpen. Dort fand sie nicht nur Heilung, sondern entdeckte auch ihre Leidenschaft für das Bergsteigen. In einer Zeit, in der das Bergsteigen als „unweiblich“ galt, stellte sie sich gegen die Konventionen und die gesellschaftliche Kleiderordnung. Lizzie erreichte zahlreiche Erstbesteigungen, sowohl in den Alpen als auch in Norwegen. 1891 erregte sie u.a. Aufsehen, als sie den Piz Palü ohne männliche Führung erklomm. Ihr Engagement für den Bergsport und für Frauen in dieser Disziplin führte zur Gründung des ersten Ladies Alpine Club im Jahr 1907. Lizzie setzte sich bis zu ihrem Tod dafür ein, Frauen den Zugang zu den Bergen zu ermöglichen. So ebnete sie auch den Weg für zukünftige Generationen von Alpinistinnen.

Emma Gatewood
Wanderikone mit 67 Jahren

Emma Rowena Gatewood | * 21. Oktober 1887 in Mercerville, Ohio, USA | † 4. Juni 1973 in Gallipolis, Ohio, USA

Emma „Grandma“ Gatewood wurde mit 67 Jahren zur Wanderikone, als sie als erste Frau den gesamten Appalachian Trail allein bewältigte. Nachdem sie viele Jahre in einem schwierigen, gewalttätigen Umfeld lebte, suchte sie Zuflucht in der Natur. Und wurde zur Pionierin des Ultralight Hiking, da sie nur mit einem Duschvorhang und minimalem Gepäck ausgestattet war. Ihr erstes Abenteuer begann 1955, als sie den 3.524 km langen Appalachian Trail in nur 148 Tagen bewältigte, was ihre außergewöhnliche Ausdauer und Entschlossenheit zeigte. Ihre Berichte über den schlechten Zustand des Trails führten dazu, dass viele Bereiche restauriert wurden. Gatewood wurde in den Medien als die „fröhliche, kleine Großmutter“ bekannt und inspirierte viele, den Trail zu wandern. Ihre Geschichte bleibt ein Symbol für Durchhaltevermögen und die Stärke, selbst im hohen Alter neue Herausforderungen zu meistern.

Cenzi Flendrovsky
Die frühen Tage des Damenradsports

Crescentia Flendrovsky | * 14. April 1872 Wien, Österreich | † 02. Dezember 1900 ebenda

Cenzi Flendrovsky war eine der ersten erfolgreichen Radrennfahrerinnen des späten 19. Jahrhunderts und eine Pionierin des Frauensports. Als junge Wienerin trat sie 1896 einem Fahrradverein bei und nahm schon ein Jahr später an Rennen im Wiener Wintervelodrom teil. 1898 trat sie als einzige Vertreterin Österreich-Ungarns beim ersten internationalen Damenrennen in Berlin an und erzielte zahlreiche Erfolge. Dennoch wurde ihre Laufbahn, wie die vieler Frauen im Radsport, durch gesellschaftliche Vorurteile und ein späteres Verbot von Damenrennen in Österreich und Deutschland abrupt beendet. Cenzis Geschichte ist ein Beispiel für die Frauen, die durch den Radsport ihre Unabhängigkeit und Emanzipation erlangten. Doch auch heute noch kämpfen Radsportlerinnen um Gleichberechtigung und Sichtbarkeit in der medialen und sportlichen Öffentlichkeit.

Alexandra David-Néel
Wanderin auf verbotenen Pfaden Tibets

Louise Eugénie Alexandrine Marie David | * 24. Oktober 1868 in Saint-Mandé, Frankreich | † 8. September 1969 in Digne-les-Bains, Frankreich

Alexandra David-Néel war eine französische (Reise-)Schriftstellerin, Abenteurerin und Tibetforscherin. Ihre Reisen führten sie durch extreme Bedingungen, oft zu Fuß und unter Lebensgefahr. Als erste europäische Frau erreichte sie „abgemagert zum Skelett“ im Jahr 1924 gemeinsam mit ihrem sikkimesischen Führer und später Adoptivsohn die Verbotene Stadt Lhasa in Tibet. Neben ihrer Reisetätigkeit studierte Alexandra auch Sprachen und lernte aufgrund ihrer Begeisterung für die asiatische Kultur u.a. Mandarin und Sanskrit. Trotz ihrer Heirat mit Philippe Néel führte sie ein unabhängiges Leben und hielt über 40 Jahre lang nur brieflichen Kontakt zu ihm. Sie starb 1969 im Alter von 100 Jahren – mit einem frisch verlängerten Reisepass.

Ida Pfeiffer
Die Frau, die keine Grenzen kannte

Ida Laura Pfeiffer, geb. Reyer | *14. Oktober 1797 in Wien, Österreich | † 27. Oktober 1858 ebenda

Ida Pfeiffer war eine bahnbrechende Reisende des 19. Jahrhunderts, die wohl als erste Frau allein um die Welt reiste. Trotz der gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit setzte sie sich über Geschlechterklischees hinweg und erfüllte sich ihren Traum vom Reisen. Ihre Abenteuerlust führte sie auf viele gefährliche und außergewöhnliche Abenteuer rund um den Globus, die sie in erfolgreichen Reisetagebüchern festhielt. Pfeiffer erlangte große Bekanntschaft als Reiseschriftstellerin, nachdem ihr erstes Tagebuch ein Bestseller wurde. Ihre Reisen führte sie nach Europa und Südostasien, eine zweite Weltreise in den 1850er Jahren u.a. nach Südamerika und Nordamerika. Nach ihrer Rückkehr nach Wien veröffentlichte sie ihre Erlebnisse und begründete damit ein neues Genre: Reiseberichte aus der Perspektive einer Frau.

Trailblazing Women – Historische Abenteuerinnen

Heute streifen vielen Frauen ungehindert durch Wälder, erklimmen Gipfel, reiten Wellen und schlafen unter freiem Himmel – zumindest mancherorts. Doch noch immer wehen Schatten alter Erwartungen durch die Landschaft – leise Zweifel, unsichtbare Grenzen. Noch immer bestehen Vorurteile und Barrieren – sei es durch geschlechtsspezifische Erwartungen oder Sicherheitsbedenken. Doch die Natur kennt kein Geschlecht, und das Recht auf persönliche Entfaltung im Freien sollte für alle gleichermaßen selbstverständlich sein.

Der Wind fragt nicht nach Geschlecht, die Berge fordern keinen Gehorsam, und das Meer urteilt nicht. Freiheit in der Natur ist kein Privileg, sondern ein Recht – eines, das weder Erlaubnis noch Rechtfertigung braucht.

Egal ob Wandern, Klettern, Surfen oder Biken – Frauen sollten frei entscheiden können, wie sie ihre Freizeit verbringen, ohne sich rechtfertigen zu müssen oder Vorurteilen sowie Diskriminierungen jeglicher Art aufgrund ihres Geschlechts ausgesetzt zu sein. Es ist an der Zeit, gesellschaftliche Normen hinter sich zu lassen und die Selbstbestimmung in den Vordergrund zu stellen. Lasst euch von den historische Abenteuerinnen aus unseren Magazinen und den Frauen outdoors inspirieren – und lest in unserem Online-Magazin in der Kategorie Wild Women ihre Outdoor-Abenteuer.

Welche der historische Abenteuerinnen imponiert euch und warum? Lasst sie uns und alle Frauen outdoors gemeinsam in den Kommentaren feiern.

Über die Autor:in

Steffka Bunge

Steffka ist Chefredakteurin und Lektorin beim Female Explorer und liebt es, sich mit den Abenteuer-Storys der Community an verschiedene Ort zu träumen. In freien Momenten bereist sie mit ihrer Familie die Welt, um sich am Zauber der Natur zu erquicken und im Wasser beim Schnorcheln und Tauchen den Alltag zu vergessen.

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