Outdoor-Guide Ausbildung Teil 4/5: Erste Hilfe Kurs


Sarah MuehlText / Fotos

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Wenn ihr gern Zeit in der Natur verbringt, sei es beim Wandern, Trekking oder auf Outdoor-Abenteuern, habt ihr sicher schon darüber nachgedacht, wie ihr euch in einer Notfallsituation richtig verhaltet. Ein Erste Hilfe Kurs ist eine Grundvoraussetzung, um vorbereitet zu sein – insbesondere, wenn man wie wir gerade die Ausbildung zum Outdoor-Guide bei der Waldläufer Wildnisschule macht.

Seit Mai 2024 machen Pauli aus dem Female Explorer Team und ich eine Ausbildung zum Outdoor- und Trekking-Guide. Diese eignet sich nicht nur, wenn ihr mit Gruppen draußen unterwegs sein wollt, sondern auch, wenn ihr eine lange Solo-Tour plant, mehr Sicherheit erlangen oder euer Outdoor-Wissen vertiefen wollt. Hier könnt ihr alle Beiträge zum Thema lesen.

Outdoor Erste Hilfe – Warum ein spezieller Erste Hilfe Kurs für die Natur unverzichtbar ist

Anders als in der Stadt, wo professionelle Hilfe oft schnell zur Stelle ist, können in der Natur Stunden vergehen, bis Rettung eintrifft. Hier seid ihr auf euch selbst und eure Gruppe angewiesen. Ein spezifischer Erste Hilfe Kurs für Outdoor-Situationen bereitet euch auf genau diese Herausforderungen vor:

  • Umgang mit Schock und Unterkühlung
  • Improvisierte Versorgung von Wunden und Brüchen
  • Organisation eines sicheren Notfallcamps
  • Kommunikation mit Rettungskräften und Planung des Abtransports

Bild 1: Wiederbelebungs-Übung | Bild 2: Der richtige Inhalt für Erste Hilfe Sets.

4 Tage Outdoor Hilfe Kurs – natürlich draußen!

Natürlich fand auch unser viertes von fünf Modulen der Outdoor-Guide Ausbildung draußen statt. Diesmal im kaltfeuchten November auf einem Biohof in Süddeutschland. Unter Anleitung von Ingo, einem Trainer der Outdoor-Schule Süd, verbrachten wir vier Tage damit, Wissen und praktische Fertigkeiten zu erlernen, die speziell für Notfälle in der Wildnis gedacht sind. Dabei zelteten wir wie gewohnt und hatten einen kleinen Pavillon mit Ofenheizung für die Theorieeinheiten.

Bild 1: Camping auf dem Biohof | Bild 2: Theorie in der Hütte

Die Outdoor-Schule Süd, die dieses Modul mit durchführte, ist auf Erste Hilfe Kurse und die Ausbildung von Ersthelfenden im Outdoorbereich spezialisiert. Sie haben auch das Prioritätenschema RUM BAP SAU DIWAN entwickelt – ein umfassendes Konzept, das uns hilft, in Notfallsituationen strukturiert und effizient zu handeln.

Was ist RUM BAP SAU DIWAN?

Dieses Prinzip ist ein klarer Leitfaden für die Erste Hilfe Outdoor und umfasst u.a.:

RUM

  • Risiko: Die Gefahrensituation analysieren und sich mit Bedacht nähern.
  • Umgebung: Die Umgebung auf weitere Risiken überprüfen.
  • Management: Eine Kontaktperson bleibt bei der verletzten Person, eine andere koordiniert Hilfe.

»Langsam, langsam, wir haben es eilig.«

BAP

»Die stabile Seitenlage im Gelände und am Hang ist gar nicht so einfach.«

  • Bewusstsein: Prüfen, ob der/die Verletzte ansprechbar ist. Wenn nicht, dann in die stabile Seitenlage bringen.
  • Atmung: Sicherstellen, dass der/die Verletzte normal atmet.
  • Puls: Puls kontrollieren und gegebenenfalls stabilisieren.

SAU

  • Schock: Anzeichen erkennen und die verletzte Person beruhigen.
  • Atemstörung: Sofortige Maßnahmen bei Atemnot ergreifen.
  • Unterkühlung: Den/die Verletzte:n wärmen und vor weiteren Temperaturverlust schützen.

»Ab jetzt werde ich die Gruppe immer auf mein Asthma hinweisen und ein Spray griffbereit haben – auch ohne akute Beschwerden.«

Bau von Notfallcamps mit Tarp

DIWAN

»Ein Bodycheck ist auch bei offensichtlichen Verletzungen wichtig, um weitere oder innere Verletzungen ausschließen zu können.«

  • Detailuntersuchung: Die verletzte Person systematisch untersuchen (Bodycheck).
  • Immobilisierung: Brüche oder Verletzungen ruhigstellen.
  • Wundversorgung: Wunden fachgerecht reinigen und verbinden.
  • Abtransport organisieren: Hilfe anfordern und den Transport planen.
  • Notfallcamp einrichten: Falls notwendig, ein sicheres Camp aufbauen.

Jeder Schritt wird auf einem handlichen Spickzettel zusammengefasst, den wir jetzt immer in unserer Erste Hilfe Ausrüstung dabei haben. Außerdem gibt es ein begleitendes Buch Erste Hilfe Outdoor im Shop des Outdoorschule Süd e.V.

Bild 1: Buch und Spickzettel | Bild 2: Fallbeispiel Asthma-Anfall

Praktische Übungen: Realistische Rollenspiele und Stressbewältigung

Ein weiteres Highlight war der Bodycheck, bei dem der gesamte Körper auf Verletzungen untersucht wird, sowie das Einrichten eines Notfallcamps mit verschiedenen Tarp-Formen und der Bau einer Trage aus vorhandenen Wald- und Equipment-Materialien. Außerdem haben wir Wiederbelebung mit Herzmassage und Beatmung geübt – eine essenzielle Technik, die im Ernstfall Leben retten kann.

Bild 1: Schulter wieder einkugeln | Bild 2: Erstversorgung bei offenem Bruch

Besonders eindrücklich waren die realistischen Rollenspiele, bei denen wir mit Schreien und aufwendig geschminkten Wunden konfrontiert wurden. Ein Lob geht an Bettina, Jens und Ingo, denn obwohl es nur eine Simulation war, setzte uns der Stress ganz schön unter Druck, denn ihre Darstellungen waren einfach so gut! Kein Wunder, dass wir vor dem Seminar kurz gewarnt wurden, dass uns einige Situationen sehr nahe gehen werden. Aber in solchen Momenten lernt man nicht nur die technischen Fertigkeiten, sondern eben auch, wie wichtig es ist, Ruhe zu bewahren und einen kühlen Kopf zu behalten.

Bodycheck und Warmhalten im Gelände

Da wir immer wieder die Reihenfolge des RUM BAP SAU DIWAN Prinzips wiederholt haben, wurden wir mit jedem Fallbeispiel immer etwas sicherer und hatten einen „Fahrplan“, an den wir uns halten konnten. Der gedruckte Spickzettel ist übrigens nicht nur Teil des Buches, sondern kann auch einzeln erworben werden. Außerdem arbeitet die Outdoorschule Süd e.V. mit Tatonka zusammen. Über die Jahre konnten sie so den Inhalt der Tantonka-Erste Hilfe Sets mitgestalten und der Spickzettel wurde somit fester Bestandteil!

Fazit: Wissen regelmäßig auffrischen

Ein Erste Hilfe Kurs, der speziell auf Outdoor-Abenteuer zugeschnitten ist, vermittelt nicht nur lebensrettendes Wissen, sondern gibt euch auch das Selbstvertrauen, im Notfall die richtigen Entscheidungen zu treffen. Obwohl ich mich privat immer mal wieder mit dem Thema beschäftigt habe, lag mein letzter offizieller Erste Hilfe Kurs schon fast 20 Jahre zurück – das passiert mir nicht nochmal! Ich möchte unbedingt dran bleiben und mein Wissen immer wieder aktuell halten.

Ein Erste Hilfe Kurs in kleiner Gruppe mit gewohnt viel Outdoor-Spaß!

Nach meiner Erfahrung kann ich euch einen Kurs bei der Outdoorschule Süd nur ans Herz legen – es war intensiv, aber einprägend! Außerdem kann das Wissen im Outdoor-Setting direkt „angewandt“ werden und ihr bekommt Vergünstigungen auf Erste Hilfe Sets und Co. Oder ihr macht eine Ausbildung zum Outdoor-Guide bei der Waldläufer Wildnisschule – dann ist der Erste Hilfe Kurs inklusive und ihr lernt in einer kleinen, gewohnten Gruppe.

Wenn ihr viel Zeit in der Natur verbringt, solltet ihr unbedingt ähnliches Wissen erwerben – es könnte eines Tages entscheidend sein. Wann habt ihr das letzte Mal einen Erste Hilfe Kurs gemacht?

Über die Autor:in

Sarah Muehl

Die Wildnis hat Sarah aka Woodstock 2022 auf dem PCT lieben gelernt. Seitdem versucht sie mit allen Mitteln ihre ausgeprägte Wanderlust zu stillen. Bei The Female Explorer ist sie als Creative Director für wilde Ideen und ihre Umsetzung verantwortlich und scheut sich dabei auch nicht vor Bühnen, Kameras und Mikrofonen.

Wilder
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