Outdoor-Guide Ausbildung Teil 3/5: Soonwaldsteig Trekkingtour
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Mit großen Schritten nähern wir uns dem Ziel: Outdoor- und Trekkingguide sein! Und diesmal wortwörtlich, denn das dritte Modul der OLGA Ausbildung bei der Waldläufer Wildnisschule ist eine Soonwaldsteig Trekkingtour, bei der wir die Outdoor-Basics aus Modul 1 und Modul 2 unterwegs anwenden. Warum das wichtig ist und was wohl die wichtigste Eigenschaft für einen Outdoor-Guide ist, erfahrt ihr hier! Außerdem berichten wir über den Soonwaldsteig und wie ihr Wasserstellen findet und sauberes Wasser filtern könnt.
Jetzt wird’s ernst! Denn nachdem wir bei den ersten beiden Modulen unserer Guide-Ausbildung jeweils 4–5 Tage im Wald verbracht hatten und in aller Ruhe Outdoor-Fähigkeiten erlernen und ausprobieren konnten, ging für uns jetzt auf Tour. 4 Tage Soonwaldsteig Trekkingtour – über einsame Höhenwege, durch mystische Wälder und das Ganze im Oktober! Denn die Tour ist nicht umsonst in der Nebensaison geplant. Auch bei Regen und Schietwetter sollen wir lernen, outdoors unterwegs zu sein.
Soonwaldsteig Trekkingtour – 4 Tage auf einsamen Höhenwegen
Der Soonwaldsteig ist ein echter Geheimtipp für alle, die das Abenteuer in der Natur suchen. Auf rund 85 km führt euch der Weg durch dichte Wälder, vorbei an historischen Burgruinen und beeindruckenden Aussichtspunkten. Der Steig ist ideal für erfahrene Trekker, die sich auf die Ursprünglichkeit des Hunsrück einlassen möchten. Achtet darauf, ausreichend Verpflegung und Wasser mitzunehmen, denn der Soonwald ist wild und abgeschieden.
Das Highlight: In den Trekkingcamps könnt ihr unter freiem Himmel biwakieren und die Ruhe der Natur genießen.
Hardfacts
Soonwaldsteig Trekkingtour
Dauer 4–6 Tage Schwierigkeit mittel bis schwer Startpunkt Kirn (am Bahnhof) Endpunkt Bingen am Rhein Übernachtung 6 Trekkingcamps (nur mit Vorreservierung)
Beste Jahreszeit Frühling bis Herbst
Besonderheiten Wildnischarakter, Bergruinen, stille Wälder
Das erste Mal als Outdoor-Guide
Auch bei diesem Modul haben wir im Vorfeld ein paar Vertiefungsaufgaben gelöst und uns damit auf die Tour vorbereitet. Da Orientierung und Navigation wohl das absolute Basic für einen Outdoor-Guide sind, reisen wir natürlich mit Karte und Kompass an. Diesmal neu: Ausbilder Jens tritt in den Hintergrund und wir angehenden Guides übernehmen abwechselnd die Gruppenleitung – natürlich mit Karte und dem Blick auf die Bedürfnisse in der Gruppe. Denn ein Outdoor- und Trekkingguide muss bei der Leitung einer mehrtägigen Trekkingtour auf verschiedene Aspekte achten, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Gruppe zu gewährleisten.
basics für die leitung einer trekkingtour
- Gruppendynamik beachten: Unterschiedliche Fitnessniveaus und Wandertempi berücksichtigen, regelmäßige Pausen für alle einplanen.
- Sicherheitsbriefing: Vor Tourbeginn die Regeln für sicheres Verhalten und den Umgang mit Notfällen erklären.
- Angepasste Etappenplanung: Die Tagesdistanzen sollten an die Fähigkeiten der Teilnehmer:innen angepasst werden, um Überlastung zu vermeiden.
- Kommunikation: Regelmäßiger Austausch mit der Gruppe über deren Zustand und Bedürfnisse (z. B. Wasser, Essen, Pausen).
- Wetter und Gelände beobachten: Wetterumschwünge frühzeitig erkennen und die Route oder das Tempo anpassen.
- Versorgung planen: Ausreichend Wasserstellen und Proviantpausen sicherstellen; evtl. Essensvorräte im Voraus planen.
- Gesundheit der Teilnehmer:innen im Blick behalten: Auf Anzeichen von Erschöpfung, Dehydration, Blasen oder Verletzungen achten und schnell handeln.
- Respekt vor der Natur vermitteln: Die Gruppe zu umweltbewusstem Verhalten anleiten, z. B. durch Müllvermeidung und „Leave No Trace“-Prinzipien.
- Flexibilität zeigen: Bei unvorhergesehenen Ereignissen wie Verletzungen oder extremem Wetter Planänderungen vornehmen können.
- Abendliche Lagerorganisation: Einen sicheren und komfortablen Lagerplatz auswählen und beim Aufbau von Zelten oder Biwaks unterstützen.
- Moral hochhalten: Für eine gute Stimmung in der Gruppe sorgen, z. B. durch Motivation, Humor und kleine Belohnungen wie Snacks.
- Wissen vermitteln: Statt mit eigenem Wildniswissen zu punkten, lieber die Gruppe spielerisch in die Wissensuche einbinden (Wahrnehmungsübungen, Zeit für Fragen einplanen).
Die wichtigste Eigenschaft für Outdoor-Guides
Durch die Ausbildung und diese Tour wird mir einmal mehr bewusst, dass es nicht genügt, „gut“ wandern und trekken zu können, um Outdoor-Guide zu sein. Zum einen ist es absolut wichtig, immer genügend Ressourcen zu haben, um nicht nur selbst die Tour zu schaffen, sondern auch noch Energie für die Gruppe und ihre Bedürfnisse einzuplanen. Bedeutet: Wenn ich in Zukunft Touren plane, die ich guiden möchte, sollten diese für mich geistig wie körperlich ein Kinderspiel sein. Denn als Guide muss ich eben all diese oben genannten Punkte – von Wetter bis Verletzung – abfangen und lösen können. Auch wenn es oft keine klare Lösung oder Antwort gibt, bin ich als Guide im Zugzwang, muss mich umfassend vorbereiten und noch Plan B, C und D in der Hosentasche dabei haben.
Outdoor-Basic: Trinkwasser finden und filtern
Natürlich haben wir auch bei diesem Modul wieder ein paar weitere Basics gelernt. Diesmal ging es auch ums Thema Trinkwasser, da wir ausschließlich auf Trekkingplätzen ohne Frischwasser übernachteten. Somit (und nicht untypisch für Trekkingtouren) hatten wir meist nur 1x am Tag die Chance frisches Wasser aufzufüllen und trugen somit zwischen 3 und 4 Litern auf unseren Rücken. Da dieses Thema wirklich wichtig ist, kommen hier ein paar Basics.
Trinkwasser finden
Bei längeren Trekkingtouren ist es entscheidend, Wasserstellen zu finden, an denen ihr sicher Wasser entnehmen könnt. Dabei sollte das Wasser möglichst sauber sein und aus einer zuverlässigen Quelle stammen, um das Risiko von Verunreinigungen zu minimieren. Mit etwas Vorbereitung und Erfahrung könnt ihr geeignete Wasserstellen schnell identifizieren.
Wasserstellen finden
- Karten und Apps: Nutzt Wanderkarten oder Apps (z. B. Topo GPS), die Wasserquellen verzeichnen.
- Höhenlagen beachten: Flüsse und Bäche fließen oft in Tälern, sodass es sinnvoll ist, in tieferen Lagen nach Wasser zu suchen.
- Tierpfade folgen: In der Wildnis führen häufig gut erkennbare Tierpfade zu Wasserquellen.
- Quellen und kleine Bäche: Diese sind oft sauberer als stehende Gewässer wie Seen oder Teiche.
- Campingplätze oder Hütten: Hier gibt es oft Wasserstellen oder Brunnen.
Worauf ihr bei der Wahl von Wasserstellen achten solltet
- Fließendes Wasser bevorzugen: Stagnierendes Wasser kann schneller verschmutzen. Fließende Bäche oder Flüsse sind in der Regel sauberer.
- Entfernung von menschlicher Zivilisation: Meidet Wasser in der Nähe von Siedlungen, Wegen oder landwirtschaftlichen Flächen, um chemische Verunreinigungen zu vermeiden.
- Tieraktivität: Achtet darauf, dass keine Tierkadaver oder offensichtliche Spuren von Tieraktivität in der Nähe der Wasserquelle sind, um Bakterien und Krankheitserreger zu vermeiden.
- Klares Wasser: Je klarer das Wasser, desto besser. Schlammiges oder trübes Wasser ist schwieriger zu filtern und enthält oft mehr Schadstoffe.
- Höher gelegene Quellen: Wasser aus höher gelegenen Bereichen ist oft sauberer, da es weniger Schmutz und Verunreinigungen aufgenommen hat.
- Geruch und Geschmack: Wenn das Wasser ungewöhnlich riecht oder schmeckt, besser meiden – es könnte chemisch verunreinigt sein.
Trinkwasser filtern
Beim Trekking und in abgelegenen Gebieten kann es wichtig sein, Trinkwasser sicher aufzubereiten. Wasserfilter sind dafür eine zuverlässige Lösung, um Krankheitserreger wie Bakterien, Protozoen und manchmal sogar Viren aus Flüssen, Seen und Bächen zu entfernen. Es gibt verschiedene Arten von Wasserfiltern, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Ihr solltet darauf achten, dass der Filter zu euren Bedürfnissen und der Art des Wassers passt, das ihr filtern möchtet. Besonders in Gebieten mit chemischen Verunreinigungen braucht ihr möglicherweise zusätzliche Filterstufen oder Tabletten.
Arten von Wasserfiltern
- Pumpfilter: Handbetrieb, filtert Bakterien und Protozoen. Gut für größere Mengen Wasser, aber oft schwerer.
- Schwerkraftfilter: Funktioniert ohne Pumpen, ideal für Gruppen und feste Lagerplätze, da größere Mengen gefiltert werden können.
- Strohhalmfilter: Leicht und kompakt, ideal für Einzelpersonen und kürzere Touren, nur für direkte Wasseraufnahme.
- UV-Filter: Desinfiziert Wasser durch UV-Licht, tötet auch Viren ab, benötigt jedoch Batterien und klares Wasser.
- Keramik- und Kohlefilter: Keramik filtert Bakterien, Kohle filtert Chemikalien und verbessert den Geschmack.
Worauf ihr achten müsst
- Filtergröße (Porengröße): Mindestens 0,1 Mikrometer, um Bakterien und Protozoen effektiv zu filtern.
- Gewicht und Packmaß: Abhängig von der Länge und Art eurer Tour.
- Durchflussrate: Wie schnell der Filter Wasser aufbereitet.
- Haltbarkeit: Einige Filter haben begrenzte Lebensdauer, abhängig von der Wasserqualität.
- Zusätzliche Ausrüstung: Manchmal sind zusätzliche Tabletten oder Filterstufen nötig, um Viren oder Chemikalien zu entfernen.
Outdoor-Guide Ausbildung – Wie geht es weiter?
Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende und wir werden uns noch einmal im November treffen. Diesmal mit einem unglaublich wichtigem Thema: Outdoor-Erste-Hilfe! Unsere Ausbildungsinhalte entwickeln sich also langsam vom Wissen für uns selbst und persönlichem Wachstum hin zu den Essentials für Gruppenleitung und Sicherheit. Ich freue mich schon unglaublich darauf, das nächste Modul mit unserer Gruppe zu erleben. Auch, weil wir natürlich wieder draußen schlafen werden – und das im November!
Voller Dankbarkeit für diese Ausbildung, den Prozess, den diese in mir und auch den anderen Teilnehmer:innen ausgelöst hat, empfehle ich jegliche Touren und Ausbildungen, die Jens und Bettina bei der Waldläufer Wildnisschule anbieten. Nicht nur, sondern vor allem für die persönliche Weiterbildung.
Habt ihr Fragen über Outdoor-Basics, Wildniswissen und Trekkingtouren? Lasst es mich wissen und hinterlasst ein Kommentar!