Outdoor-Guide Ausbildung Teil 1/5: Einstieg in die Wildnis


Sarah MuehlText / Fotos

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Damit erfülle ich mir einen wilden Traum: die Outdoor-Guide Ausbildung bei der Waldläufer Wildnisschule! In 5 Modulen werden Pauli aus dem Female Explorer Team und ich nicht nur unsere Outdoor-Skills vertiefen, sondern auch einiges über das organisieren und durchführen von Trekkingtouren und Wanderabenteuern in der deutschen Natur lernen! Was alles dazu gehört, was unser erstes Modul beinhaltete und warum diese Ausbildung für uns so wichtig ist (und vielleicht auch für euch?), könnt ihr in diesem Artikel lesen.

Pauli und Sarah – Begleite uns auf dem Weg Outdoor-Guides zu werden.

Outdoor-Guide Ausbildung (OLGA I) bei der Waldläufer Wildnisschule

Die Outdoor-Guide Ausbildung (kurz OLGA) wurde von Jens, dem Gründer der Waldläufer Wildnisschule, gestaltet und gemeinsam mit seiner Partnerin Bettina führen sie diese schon im dritten Jahr aus. Die Ausbildung besteht aus fünf Modulen, die sich über das Jahr verteilen und jeweils spezifische Fähigkeiten und Kenntnisse vermitteln. Das ist wichtig, damit die angehenden Outdoor-Guides lernen zu jeder Jahreszeit draußen zu sein.

Wer diesen Kurs abgeschlossen hat, kann selbstständig Touren und Wanderungen in deutschen Naturgebieten für Gruppen anbieten. Aber auch, wenn man kein Business aus den Inhalten machen möchte, eignet sich der Kurs, um die eigenen Kenntnisse zu erweitern, sich auf eine lange (Solo-)Tour vorzubereiten oder mutiger und mit mehr Erfahrung outdoors unterwegs zu sein.

Das lernst du in der
Outdoor-Guide Ausbildung
(OLGA I)

  • Orientierung & Navigation
    mit Kopf, Karte, Kompass und Koordinaten
  • Camp- & Trekking-Ausrüstung
    persönliche Ausrüstung und Gruppenausrüstung im Camp und auf Tour
  • Wetter- & Wolkenkunde
    u.a. Wolkenarten, Wetterentwicklung, Apps
  • Gefahren in der Natur
    von A wie Arcus-Böenwalze bis Z wie Zecke
  • Tourenplanung & -vorbereitung
    u.a. Routenwahl, Gehzeitberechnung
  • Feuerkunde
    u.a. Brennholz, Zunder, Aufbau
  • Rechtliche Grundlagen
    u.a. Waldbetretungsrecht, Übernachtungen, Waldbrandgefahrenindex

Für Pauli und mich ist es vor allem eine Ergänzung zu unseren beruflichen und privaten Aktivitäten. Wenn ich in Zukunft für The Female Explorer unterwegs bin, möchte ich sicher im Umgang mit Gruppen in der Natur sein. Ich möchte ein solides Grundwissen haben, um Touren zu organisieren, Wissen zu vermitteln und in herausfordernden Situationen richtig reagieren zu können. Und natürlich erweitere ich auch so meine Erfahrungen und mein Wissen rund um Ausrüstung und Produkte.

Teil 1 von 5: In der Natur Wildes lernen!

Das erste Modul Outdoor Basics 1 fand in einem idyllischen Waldgebiet in Süddeutschland statt, welches die Wildnisschule mit einer Sondergenehmigung nutzen kann und erstreckte sich über vier intensive Tage. Wir schliefen auf moosigem Boden, unter hohen Fichten und lauschten wilden Vögeln und dem Regen auf unseren Zeltplanen. Hier lernten wir auch die anderen Teilnehmer:innen kennen, mit denen wir in den nächsten Monaten unsere wilde Gruppe von angehenden Tourenleiter:innen bilden würden.

Der „Seminarraum“ für Outdoor-Guides: ein Waldgebiet in Süddeutschland.

Denn natürlich findet so eine Ausbildung nicht in Seminarräumen statt, sondern dort, wo es was zu erleben gibt: in der Natur. Unter einer großen Gruppenplane (diese zu spannen ist eine Kunst für sich und die Einführung Teil der Ausbildung) loderte dazu ein Lagerfeuer, um welches wir uns immer wieder einfanden, um Neues und Wildes zu lernen, Fähigkeiten auszuprobieren, zu kochen und uns kennenzulernen.

InhalteOutdoor Basics 1

Orientierung und Navigation

Ein wesentlicher Bestandteil des ersten Moduls war die Orientierung und Navigation mit Karte und Kompass. Wir eigneten uns an, unseren Standpunkt ohne moderne Hilfsmittel wie GPS und Handy zu bestimmen, indem wir lernten die Karte in unserem Kopf anzulegen. Höhenlinien, Kreuzungen und Kurven aus einer Karte in die eigene Umgebung zu übersetzen, war gar nicht so leicht, wie gedacht, erwies sich aber als wichtiges Werkzeug, sollte die Technik uns einmal im Stich lassen.

Nachdem wir unseren Standort ermittelt hatten, ging es darum, unser Ziel zu bestimmen und den Weg dorthin zu planen, Hindernisse zu umgehen und dabei sicher querfeldein durch den Wald zu navigieren, z.B. via Marschkompasszahl. Auch hier wurde mir bewusst, wie wenig ich bisher wusste und wie zeitintensiv diese Art des Navigierens werden kann. Pauli und ich planten bereits die nächste Tour mal nur mit Karte und Kompass zu gehen – ob wir es schaffen würden?


Himmelsrichtungen und Wetterkunde

Ein weiteres faszinierendes Thema war die Wetterkunde und die Bestimmung von Himmelsrichtungen, geht diese doch weiter über die vier Optionen Nord, Ost, Süd und West hinaus. Wir sprachen über die Unterschiede des Sonnenstandes im Sommer und Winter und lernten, verschiedene Wolkenfamilien und -gattungen zu identifizieren und ihre Bedeutung für die Wettervorhersage zu verstehen. Eine tolle Übung bestand darin, anhand von Fotos die Himmels- und Windrichtungen und die Tageszeit zu bestimmen.


»Denn bei Outdoor-Touren gilt:
Wetter ist Wildnis!«

Jens

(Brenn-)holz- und Feuerkunde

Die Kunst des Feuermachens ist ebenfalls ein zentrales Thema, denn es beginnt schon bei der Wahl des Holzes und wo wir es finden. Wusstest ihr zum Beispiel, wie ihr an einem regnerischen Tag Totholz erkennt und warum es besser ist stehendes zu nehmen, anstelle von liegendem? Spoiler: Es ist nicht nur trockener, sondern Totholz bietet vielen Tieren einen wichtigen Lebensraum. Think before you burn ist hier die Devise.

Wir lernten außerdem, dass Nadelhölzer schneller entzündbar sind, aber nur kurz brennen und „spucken“, während Laubhölzer länger brennen, aber schwerer entzünden. Und wir konnten am eigenen Leib erfahren, wie anstrengend die Verarbeitung von Holz mit Axt und Beil ist – zum Glück waren wir als Gruppe unterwegs!

Die Aufgabe: Entfache ein Feuer mit nur einem Streichholz!

Eine witzige Übung war es, sich in ein Szenario zu denken und mit nur einem einzigen Streichholz ein Feuer zu entfachen, um dabei zu verstehen, dass ein kleines Zundernest wie ein Baby ist, das Liebe, „Futter“ – also kleines Brennmaterial – und Aufmerksamkeit benötigt.


Vogelkunde und Wildtierbegegnungen

Während wir so am Lagerfeuer saßen oder durch den Wald streiften, blieben wir immer kurz stehen und lauschten, wie uns Bettina lehrte, Vögelgesänge zu erkennen. In einer weiteren Ausbildung der Waldläufer Wildnisschule Mensch in Auswilderung liegt der Fokus besonders auf diesen Fähigkeiten, Vögel, Kräuter, Flora und Fauna kennen und erkennen zu lernen. Aber auch in Outdoor-Guide Ausbildung hielten wir immer wieder inne und lauschten den wilden Klängen des Waldes.


Soft Skills und Tourenplanung

Neben dem „technischen Wissen“, den Hard Skills, diskutierten wir auch die Ansprüche an Outdoor-Guides. Denn Empathie, Resilienz und Konfliktfähigkeit sind entscheidende Fähigkeiten, die wir fast schon voraussetzen. Und zum Beispiel auch, dass ein Guide souverän in brenzlichen Situationen reagiert, Konflikte in der Gruppe versteht zu lösen und auch eine ordentliche Portion rechtliches Hintergrundwissen dabei hat.

Als wir uns die Liste mit den Anforderungen, die wir selbst als Gruppe gesammelt hatten, so anschauten, wurde uns bewusst, warum ein großer Anteil der Ausbildung eben auf diesen persönlichen Fähigkeiten liegt. Und ich freue mich schon auf das letzte Modul, Outdoor-Leadership, mit welchem wir die Outdoor-Guide Ausbildung beenden würden.


Herausforderungen auf Touren

Ein weiteres und nicht weniger wichtiges Thema waren die möglichen Herausforderungen und Situationen, die auf Touren mit Gruppen auftreten können. Beispielsweise brechen Zeltstangen, gehen Heringe verloren oder es geschieht der Klassiker: die Sohle eines Wanderschuhs fällt ab!

Das kann nämlich auch bei neuen Schuhen passieren, z.B. weil der:die Teilnehmer:in die Schuhe am Abend zu nah am Lagerfeuer stehen ließ und der Kleber somit nicht mehr hielt oder die Schuhe einen Produktionsfehler haben. Dann ist es nützlich zu wissen, wie man die Sohle sicher kleben kann oder, dass für die Herstellung eines wilden Sekundenklebers etwas Asche und Baumharz nötig ist.

Abfallende Sohlen und verlorene Zelt-Heringe – so einiges kann passieren auf einer Trekkingtour.

Das macht diese Ausbildung besonders

Die Abende am Lagerfeuer, das Kochen in einem großen Topf und die intensive Auseinandersetzung mit der Natur waren unvergessliche Erlebnisse. Diese Erfahrungen haben nicht nur mein technisches Wissen erweitert, sondern auch meine Wertschätzung für die Natur und all ihre Lebewesen vertieft. Ich weiß jetzt, wie wenig ich weiß, aber ich habe einen Plan und eine Gruppe von Gleichgesinnten, mit denen ich die nächsten Monate so viel Erleben und Lernen werde, dass ich bei dem Gedanken daran sofort Glitzeraugen bekomme!

Ich war mit der Vorstellung in die Ausbildung gegangen, dass wir viel probieren werden, aber auch viele Arbeitsblätter und Materialien durchpauken müssen. Aber die Art und Weise, wir Jens und Bettina ihr unglaublich umfassendes und großes Wissen vermitteln, ist einzigartig. Mit so viel Ruhe und Wertschätzung, aber auch Witz und Toleranz, dass es mich nur mehr motiviert, eine Outdoor-Guide in diesem Stil zu werden. Denn ich konnte auch das Glitzern in ihren Augen sehen und die Freude, ihr Wissen weiterzugeben, spüren.

Großer Dank an Jens und Bettina von der Waldläufer Wildnisschule

InhalteModul 2-5

Die Ausbildung geht mit vier weiteren Modulen weiter, die über das Jahr bis Februar 2025 verteilt sind. Dazu gehören Outdoor Basics 2, eine Trekkingtour, ein Outdoor-Erste-Hilfe-Seminar und ein Leadership-Kurs. Da sie extra zu verschiedenen Jahreszeiten stattfinden, bieten sie so eine umfassende Vorbereitung auf alle Wetter- und Umweltbedingungen.


Die Outdoor-Guide Ausbildung ist mehr als nur eine Schulung – sie ist ein Abenteuer, das euch sowohl beruflich als auch persönlich wachsen lässt. Wenn ihr bereit seid, euch den Herausforderungen der Wildnis zu stellen und euer Wissen zu vertiefen, dann ist diese Ausbildung genau das Richtige für euch!

Auf Instagram bei @thefemaleexplorer und @waldlaeufer_wildnisschule findet ihr noch mehr Eindrücke zur Ausbildung.

Über die Autor:in

Sarah Muehl

Die Wildnis hat Sarah aka Woodstock 2022 auf dem PCT lieben gelernt. Seitdem versucht sie mit allen Mitteln ihre ausgeprägte Wanderlust zu stillen. Bei The Female Explorer ist sie als Creative Director für wilde Ideen und ihre Umsetzung verantwortlich und scheut sich dabei auch nicht vor Bühnen, Kameras und Mikrofonen.

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