Eisbaden für mentale und körperliche Gesundheit
Wann hattet ihr das letzte Mal Gänsehaut am ganzen Körper, absolute Stille im Kopf und eine angenehme Wärme im Herzen? Was wie Phrasen aus einem Groschenroman klingt, ist meine ganz persönliche, eisige Liebesgeschichte. Lisa nimmt euch mit in die Welt des Eisbadens und berichtet, warum Eisbaden ein wahres Must-Do für eure Beauty- & Health-Routine ist!
Das kalte Wagnis
Es ist Mitte März. Draußen sind 12 °C, die Sonne scheint, der Himmel ist wolkenlos. Wir sitzen dick eingepackt an einem Fluss im Bregenzerwald und genießen das schöne Wetter, die Ruhe und das Knistern des Lagerfeuers. Mein Blick fällt auf den träge plätschernden Bach. Das Wasser ist glasklar und man kann förmlich sehen, wie kalt es ist. Ein kurzer, fragender Blick zu meiner Begleitung, darauf ein bestätigendes, entschlossenes Nicken. Also los, Klamotten aus und ohne viel Nachdenken rein ins schultertiefe (eis)kalte Nass.
Atmen, Annehmen, Loslassen – Eisbaden
Im ersten Moment bleibt mir kurz die Luft weg. Es ist kalt, verdammt kalt. Gänsehaut zeigt sich am ganzen Körper. Ich konzentriere mich auf die Atmung, atme tief ein und aus, schließe die Augen. Die Gedanken sind frei – in meinem Kopf ist es ganz leise, ich spüre die Sonne in meinem Gesicht, höre das Wasser rauschen und auf einmal steigt eine angenehme Wärme in mir hoch, die ich so noch nicht kenne.
Dieser Zustand lässt sich am ehesten mit einem „Runners High“ vergleichen, dem Moment, wenn beim Joggen jegliche Anstrengung verschwindet und man im Flow das Gefühl hat, für immer weiterlaufen zu können. In diesem Moment habe auch ich das Gefühl, ewig im Wasser bleiben zu wollen. Nach ca. 3 Minuten reicht es aber erst einmal und wir kuscheln uns warm angezogen ans Feuer. Ich spüre ein Glücksgefühl in mir hochsteigen, Klarheit im Kopf und eine fantastische Ruhe in meinem gesamten System.
Über Wasser bleiben
Im März 2020 begann meine erste und schwerste Lebenskrise. Nach der gesetzlichen Schließung meines Gesundheitsstudios wegen der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit machten sich Hilflosigkeit und Existenzangst in mir breit. Diese Ungewissheit, wann, wie und ob es weiter geht, zog mir buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. Ich lag tagelang im dunklen Zimmer, habe abwechselnd geheult und geschlafen. Für mehr reichte die Energie einfach nicht. Dann erinnerte ich mich an die Kälteanwendungen, die meine Oma mit mir praktizierte, als ich noch ein Kind war. Ich entdeckte das Eisbaden wieder und mit der Routine kamen auch die Lebensgeister zurück.
Goldene Regel:
Bleib maximal solange im Wasser,
wie das Wasser Grad hat! (5 °C = 5 min)
Ja, tatsächlich habe ich immer ein Thermometer und eine Uhr dabei.
Im kalten Wasser waren die negativen Emotionen wie eingefroren, weggespült, belanglos. Endlich hatte ich wieder einen freien Kopf und die Fähigkeit, selbstständig zu denken. Mir persönlich brachte das Eisbad wieder mehr Klarheit ins Leben und eine kleine Dosis „Verrücktheit“, die mir den Stress des Alltags regelrecht einfriert. Mittlerweile kann ich gar nicht anders, als in jedes Gewässer zu hüpfen und mir diese ganzheitliche Erfrischung zu gönnen.
Eiskalter Healthbooster
Beim Eisbaden produziert der Körper einen regelrechten Powercocktail aus Adrenalin, Noradrenalin, Chortisol und Endorphinen und löst damit ein starkes Glücksgefühl aus ─ besser als die feinste Schokolade. Durch die Kälteeinwirkung werden außerdem die Gefäße trainiert, das Immunsystem gestärkt und auch die Schleimhäute besser durchblutet. Durch die intensive Durchblutung nach dem Eisbad verbessert sich das Hautbild, Entzündungen und Schmerzen werden gelindert und die Muskulatur nach sportlicher Belastung schneller regeneriert. Auch unser Hormonhaushalt profitiert von der Kälte und Erfahrungen zeigen, dass die Begleitsymptome von PMS, Endometriose und PCO durch das Eisbaden gelindert werden können.
Eisbaden
ein wahres Must-Do für eure
Beauty- & Health-Routine
- Weniger müde, mehr Energie!
Der Stoffwechsel wird angekurbelt - Heisshunger adé!
Der Hormonstoffwechsel wird verbessert. - Endlich erholsamer Schönheitsschlaf!
Die Schlafqualität verbessert sich. - Hello gute Laune-Hormon!
Serotonin wird ausgeschüttet. - Bye Bye Cellulite!
Das Bindegewebe wird gestrafft.
- Die Verjüngungskur für deine Zellen!
Die Selbstheilungskräfte werden aktiviert. - Entspannter durchs Leben gehen!
Das Nervensystem wird gestärkt. - Frisch und rosig ganz ohne Make-Up!
Es beschert einen rosa Teint. - Es ist die beste Schule fürs Annehmen und loslassen!
Kälte als Medizin
Ich habe, wie mittlerweile acht Prozent der Bevölkerung in Europa, eine Autoimmunerkrankung (Fehlsteuerung des Immunsystems). Zu den Symptomen zählen entzündliche Prozesse, Hormonfehlregulationen, Lebensmittelintoleranzen, Panikattacken und krankhaftes Übergewicht. Durch die regelmäßigen Kälteanwendungen bin ich mittlerweile ohne Medikamente quasi symptomfrei und auch meine Blutwerte sind super gut geworden.
Aus dem Kopf kommen
Als ganzheitliche Gesundheitsmanagerin und Coachin nutze ich die Kälte nicht nur privat, sondern setze sie gerne auch in meinen Coachings ein. Die positiven Effekte auf Körper, Geist und Seele machen das Eisbaden zu einem wunderbaren Werkzeug. Der schönste Moment für mich ist, wenn mein Coachee mit einem breiten Grinsen aus dem Wasser kommt, voller Stolz, so etwas „verrücktes“ gemacht zu haben. Wir sind gerne mal in unserem Alltag „verhaftet“ und merken gar nicht, wie unflexibel wir geworden sind. Ein Eisbad wirkt erfrischend, dehnt die Komfortzone und schafft Bewusstsein für das Wesentliche. Außerdem stärkt es das Selbstbewusstsein, sowohl Körper als auch Geist in eine Ausnahmesituation hinein und wieder hinaus befördert zu haben.
Meine Tipps für ein ganzheitliches Kälte-Erlebnis
1 Die richtige Location wählen
Für mich geht nichts über ein Naturgewässer – sei es Fluss, See oder Meer. Natürlich könnt ihr auch kaltes Wasser und Eiswürfel in eure Badewanne füllen oder ein cooles Badefass aus Holz in den Garten stellen. Wichtig ist, dass ihr euch wohl fühlt, damit ihr loslassen und voll auf euch selbst konzentrieren könnt!
2 Überwindung
Denkt nicht zu lange nach, stellt euch kurz mit den Füßen ins Wasser, atmet ein paar Mal tief ein und aus. Dann startet und geht zielgerichtet mit sicheren Schritten ins Wasser. Vielleicht hilft euch die Vorstellung „Ich gehe über einen Zebrastreifen auf die andere Seite“, wenn ihr in ein Naturgewässer geht.
3 Regelmäßigkeit als Schlüssel zum Erfolg
Um wirklich nachhaltig vom Eisbad profitieren zu können, empfiehlt es sich, mindestens 1x pro Woche bis jeden Tag ins kalte Nass einzutauchen. Achtet dabei immer auf euer persönliches Wohlbefinden!
4 Übertreibt es nicht!
Das „viel hilft viel“-Prinzip kommt hier nicht zur Anwendung und kann im schlechtesten Fall zu einer Erschöpfung eures gesamten Systems führen. Treten nach dem Eisbad Symptome wie Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe, dauerndes Frieren, Blasenentzündungen oder Erkältungssymptome auf, solltet ihr pausieren und eurem Körper Ruhe gönnen.
So könnt ihr sicher Eisbaden
- Gewöhnt euch Zuhause erst an kalte Duschen, bevor ihr draußen ins kalte Wasser geht!
- Geht nie allein Eisbaden, denn Sicherheit geht vor!
- Badeschuhe/Neoprenschuhe helfen beim Ein- und Ausstieg!
- Tragt eine Mütze oder ein Stirnband, um euren Kopf warmzuhalten!
- Wärmt euch vor dem Eisbaden gut auf (das bedeutet, den Körper vorher durchbewegt zu haben) Geht jedoch NICHT nach einem intensiven HIIT oder Sprint ins Wasser!)
- Lauft langsam ins kalte Wasser ─ nicht springen!
- Hände und Kopf bleiben über dem Wasser! Da Hände und Füße am weitesten von der Körpermitte entfernt sind, werden diese am schnellsten kalt ─ die Gefahr von Erfrierungen ist dort also am größten.
- Beginnt mit wenigen Sekunden und steigert euch langsam!
- Trocknet euch anschließend gründlich ab und zieht euch richtig warm an!
- Sprecht mit eurem/eurer Arzt/Ärztin, wenn ihr euch unsicher seid, ob ihr Eisbaden gut vertragt ! Mögliche Kontraindikationen: Herzprobleme, Bluthochdruck, Raynaud-Syndrom, Schwangerschaft.
Lisa Gasser begleitet euch als ganzheitliche Gesundheitsmanagerin auf euren individuellen Weg zu mehr Wohlbefinden. Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz unterstützt sie dort, wo ihr gerade steht – mit Methoden aus Bewegung, Ernährung, Regeneration und mentalem Training. Erfahrt mehr auf ihrer Webseite. Aktiv frieren könnt ihr auch in einem Erziglu – im Artikel Erzgebirge im Winter – unsere 8 Highlights findet ihr mehr zum Thema Kältekammer und weitere Outdoor-Tipps aus der Region.
Wann und wo habt ihr in der Natur das letzte Mal so richtig euren inneren Schweinehund überwunden? Wie fühlt sich das an? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!