24h-Draußen-Challenge – Wie Zeit in der Natur meine Stimmung pusht
Ich bin gern draußen und würde mich selbst als outdoor-begeistert bezeichnen: Beim Campen unterm Sternenhimmel, auf Kajak- und SUP-Touren sowie mehrtägigen Wandertouren in den Alpen habe ich die schönsten Stunden meines Lebens im Freien verbracht. Leider musste ich feststellen, dass ich zwischen Haushalt, 40-h-Woche, familiären Verpflichtungen und ehrenamtlichem Engagement wenig Zeit draußen verbringe und teilweise nur einen kleinen Spaziergang schaffe. Als alles begann, sich schwer anzufühlen, startete ich eine Challenge: 24 h pro Woche den gesamten April Zeit in der Natur zu verbringen – egal wie, Hauptsache draußen. Schmuddelwetter inklusive. Wie und ob ich mein Ziel während meiner 24h-Draußen-Challenge erreicht habe, erfahrt ihr hier.
Und dann war dieser Punkt erreicht
Der Frühling kam und alles begann sich irgendwie schwer anzufühlen. Ich merkte, dass meine Stimmung dauergedämpft war. Dass es schwieriger war, durch den Tag zu kommen. Dass ich langsam unter Stress und Traurigkeit begraben werde. Als ich mit dem Gedanken spielte, einen Termin mit meiner Therapeutin zu vereinbaren, beschloss ich noch einen letzten Versuch zu starten, mich selbst aus meinem mentalen Loch zu befreien – indem ich mehr Zeit draußen verbringe. Ich fragte mich, warum ich es nicht schaffe, meinen Full-Time-Job und allem was sonst noch so an Alltagsstress anfällt mit meiner Liebe zur Natur zu verbinden? Setze ich falsche Prioritäten? Bin ich vielleicht nicht ganz so outdoor-begeistert, wie ich dachte? Oder sehe ich Zeit draußen als Privileg, dass ich mir zu selten gönne?
24h-Draußen-Challenge – Übermotiviert setzte ich mir das Ziel, 24 h pro Woche Zeit draußen zu verbringen. Eine Herausforderung, aber ich merke, dass ich die Veränderung dringend brauche. Also mache ich bei 27 °C große Pläne, wie ich die 24 h erreiche. Male mir aus, jede Woche auf Abenteuer zu gehen, träume von Weitwanderungen und Hüttenübernachtungen…
…bis mich an Tag 1 die Realität einholt – Woche 1
Tag 1 – und ich weiß schon morgens, dass ich an dem Tag vermutlich nicht viel draußen sein werde. Mein Terminkalender ist voll und aus den 27 °C und Sonnenschein sind 10 ° C und Dauerregen geworden – der April zeigt mir, was er kann. Zwischen Arbeit und Terminen gehe ich eine Runde im Park spazieren. Da es nur leicht regnet, lasse ich meinen Regenschirm im Auto. Schwerer Fehler! 25 min später sitze ich durchnässt wieder in meinem Auto. „Man ist nur so gut wie seine Ausrüstung „notiere ich mir imaginär.
An diesem Tag kommen 28 min auf mein „Draußen-Zeitkonto“ und die restliche Woche wird es nicht einfacher. Ich muss oft lange arbeiten, habe unregelmäßige Dienstzeiten im Krankenhaus. Erst am Freitag profitiere ich davon, Nachtdienst zu haben.
Erschöpfung und Frustration
Das Wetter könnte nicht schlimmer sein, als ich zusammen mit meiner Mama den Wanderweg vorbei an unserem Haus betrete, den ich nach 6 Monaten Umzug noch nicht einmal gewandert bin. Wir kämpfen uns durch Wind und Graupelschauer – an den höher gelegenen Stellen liegt sogar noch Schnee. Am Ende wandern dennoch 4 h auf mein „Draußen-Zeitkonto“. Die restliche Woche ist es meist so kalt, dass ich in erster Linie spazieren gehe, jogge oder wandere, sodass ich gegen Ende der Woche körperlich total erschöpft bin. Meine Fitnessuhr zeigt, dass ich insgesamt 95 km zu Fuß zurückgelegt habe. Doch ich bin enttäuscht und frustriert, als ich beim Zusammenrechnen feststelle, dass ich insgesamt nur auf 20,5 h gekommen bin. Optimistisch denke ich an die nächste Woche.
Learnings und noch eine Enttäuschung – Woche 2
Tag 8 – Ich habe frei und beschließe etwas zu machen, was ich tatsächlich noch nie gemacht habe: Allein auf einen Berg zu wandern. Nach zehn Minuten auf dem Trail packe ich meine Kopfhörer aus und höre einen Podcast. Ich vermisse die Gespräche beim Wandern. Nach dem halben Weg drehe ich um – zu viel Schnee liegt noch am Berg – und setze mich auf eine Bank. Ich habe etwas über mich gelernt: Manche Sachen machen mir mit anderen zusammen einfach mehr Spaß.
Trotz des grauenhaften Wetters gehe ich am nächsten Tag eine Runde auf dem normalerweise gut besuchten Damberg. Den Parkplatz sehe ich zum ersten Mal leer und begegne den gesamten Weg niemandem, außer einem Reh. Und auch wenn im Laufe der Woche das Wetter immer schöner wird, war neben Gartenarbeit, joggen und eine Bergwanderung nicht mehr möglich. Ich rechne zusammen und komme in Woche 2 meiner 24h-Draußen-Challenge auf 19 h und 14 min. Ich bin enttäuscht von mir. Dass ich sogar meine erste Woche noch untertroffen habe, nagt an mir.
Endlich ein Fortschritt – Woche 3
Tag 15 – Ich starte voll motiviert in die Woche und arbeite ein paar Stunden in unserem Garten, wo ich den Tag darauf nach einem Nachdienst und ein paar Stunden Schlaf die Natur endlich mal auf gemütliche Art genieße: Ich setze mich raus und lese. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen. Mitte der Woche ist es so schön, dass wir nach einer Wanderung die Badesaison eröffnen. Das Wasser ist eiskalt, aber nach den ersten zwei Wochen der Challenge bin ich abgehärtet.
this is wild!
Die restliche Woche mache so gut wie alles draußen: gehe wandern, joggen, trinke Kaffee mit Freund:innen im Garten, gehe alle Wege zu Fuß, lese draußen. Die Stunden vergehen wie von selbst und zum Ende der Woche schaffe ich zum ersten Mal, die 24-h-Marke zu überschreiten und verbuche 26 h und 21 min auf meinem „Draußen-Zeit-Konto“.
Challenge sei dank: Polarlichter – Woche 4
Tag 22 – Das Aprilwetter ist deutlich wechselhafter und auch die Arbeit macht es mir nicht ganz so leicht wie in der letzten Woche. Am Freitag wird mir klar, dass es wieder knapp werden könnte. Noch dazu fahre ich mit meinem Mann auf ein Kurswochenende in die Berge, von denen wir am 1. Tag leider kaum etwas sehen. Als das offizielle Programm um 22 Uhr vorbei ist, werde ich immer hibbeliger. Nach den letzten Wochen, an denen ich fast jeden Tag mind. 10 km gelaufen bin, halte ich einen ganzen Tag stillsitzen kaum aus. Und so gehen wir spät am Abend noch spazieren. Auf dem Rückweg fällt mir ein rotes Leuchten am Horizont auf: Nordlichter. An diesem Abend sind tatsächlich Polarlichter über Österreich zu sehen und wir sind dabei – nur zufällig, weil ich diese Challenge mache.
Am nächsten Tag verbringen wir den gesamten Nachmittag am Leopoldsteiner See und ich bin für jede Minute draußen dankbar, denn ich will unbedingt in meiner letzten Woche auf 24 h kommen. Am Sonntag lege ich nochmal einen Endspurt hin: Grillen im Garten, Lesen auf meiner Terrasse und eine Wanderung auf den Damberg.
Zum Sonnenuntergang habe ich 23,5 h zusammen. Mein Ehrgeiz ist zu groß, um jetzt reinzugehen. Die Sonne ist bereits untergegangen und ich setze mich mit einer Tasse Tee für die letzte halbe Stunde auf meine Terrasse. Geschafft.
24h-Draußen-Challenge: Zeit draußen ist Balsam für die Seele
Doch hat das Ganze jetzt eigentlich irgendwas gebracht? Wenn ich während meiner Challenge Leuten erklären musste, warum ich auch bei 5 °C und Regen wandern gehe, wurde ich oft belächelt. Wenn ich mir den Content mancher Outdoor Influencer anschaue, kommen mir meine 24 h voller Spaziergänge, Gartenarbeit und Mikroabenteuer mickrig vor.
»Aber ich habe genau das geschafft, was ich schaffen wollte: Ich habe mich selbst aus meiner Routine herausgeholt. Meine Stimmung ist nach den 4 Wochen Challenge so gut, wie schon lange nicht mehr.«
Die Gespräche mit geliebten Menschen während gemeinsamer Unternehmungen, Bewegung an der frischen Luft und auch Zeit für mich allein zum Nachdenken, abseits von Social Media und Haushaltspflichten, waren Balsam für die Seele. Das merke ich auch körperlich: Bei steilen Wegen, bei denen ich mich vor Wochen noch keuchend hinaufschleppen musste, kann ich mich jetzt trotz strafferem Tempo noch gut nebenbei unterhalten.
Vom draußen Sein habe ich noch nicht genug!
Meine Überlegung zu Beginn der Challenge „Viel hilft viel“ kann ich bestätigen – zumindest was Zeit im Freien angeht, auch wenn es wahrscheinlich bei den meisten Menschen gar nicht so viel Zeit braucht, wie bei mir. Ich behalte mir auf jeden Fall bei, in Zukunft Bewegung an der frischen Luft in meinen Alltag zu integrieren, denn nach den letzten Wochen, brauche ich schon zumindest eine Stunde am Tag draußen, um mich wohlzufühlen.
Ich bin dankbar für meine Erlebnisse und freue mich auf den bevorstehenden Sommer samt Campingtrips, SUP-Touren und einer Weitwanderung. Denn vom draußen Sein habe ich noch nicht genug!
Sich selbst neuen Herausforderungen und Challenges zu stellen, braucht Mut und Abenteuerlust. Auch Female Explorer Sarah hat sich dieses Jahr mit der 12 Nights Outside Challenge wilde Mikroabenteuer für das ganze Jahr gesichert. Lest selbst, welche Ausrüstung sie dabei testet und was es beim Schlafen unter freiem Himmel zu beachten gilt.
Habt ihr auch eine Draußen-Challenge für dieses Jahr? Schreibt es uns in die Kommentare!