Waldbaden erleben – City Detox in der Dübener Heide


Leonore HerzogText / Fotos

Waldbaden ist in aller Munde. Bis vor Kurzem wusste ich jedoch nicht, was es mit dem Trend eigentlich genau auf sich hat. Warum das Erlebnis eine tolle Möglichkeit ist, um am Wochenende mal so richtig abzuschalten und sich mit der Natur zu verbinden, sowie Ausgleich und Zufriedenheit zu finden, möchte ich mit euch in diesem Artikel teilen. Ein paar Stunden reichen schon, um dann gestärkt in den Alltag zurückkehren zu können. Was genau die Vorteile des Waldbadens sind und welche Techniken zum Einsatz kommen, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Gemeinsam mit meiner kleinen Familie und einigen Freunden habe ich mich an einem Kurs bei Waldbader.de angemeldet. Drei Stunden waren wir unterwegs im Stadtwald Bad Schmiedeberg und haben viel über die Beziehung Mensch-Wald und die vielen gesundheitsfördernden Effekte gelernt.

Waldbaden – was ist das?

In Japan schon längst fest etabliert, findet es auch bei uns mehr und mehr Anklang. Doch was genau steckt hinter dem internationalen Gesundheitstrend? Manch einer mag denken, er müsse die Badesachen einpacken, wenn er zum Waldbaden eingeladen wird. Oder andere tun es als esoterisches Baumumarmen ab. Aber weit gefehlt. Nach meiner ersten Tour, würde ich Waldbaden wie folgt definieren:

Beim Waldbaden erlebt man den Wald bewusst und mit allen Sinnen. Man bewegt sich in einer gemütlichen Langsamkeit durch die Natur und schenkt sich mit Achtsamkeit fördernden Übungen Wohltat, Gelassenheit und Ausklang. Man gibt sich selbst Raum, verbindet sich mit der Natur und erfreut sich am Hier und Jetzt.

Woher kommt das Waldbaden?

Das Waldbaden kommt ursprünglich aus Japan und ist dort schon seit 1980 fester Bestandteil der Gesundheitsprävention – Shinrin Yoku oder besser gesagt – „Baden in der Waldluft“ ist dort Medizin und anerkannte Methode zur Stressbewältigung. Auch bei uns gibt es mehr und mehr Kuren und Wellnessangebote, die das Konzept des Waldbadens aufnehmen. Neue Geschäftsfelder tun sich auf: Waldtherapie Ausbildungen und Fortbildungen zum Waldgesundheitstrainer nähren den Trend. Außerdem werden die ersten Kur- und Heilwälder in Deutschland ernannt. Da besteht Grund zur Annahme, dass sich Waldbaden auch in unser Gesundheitssystem fest verankern wird.

Vorteile des Waldbadens

Der Wald heilt. Es ist nachgewiesen, dass Waldbaden ganz konkrete gesundheitsfördernde Wirkungen auf uns hat. Dazu zählen unter anderem Stressbewältigung, Stärkung des Immunsystems, Entspannung der Atemwege und die Steigerung der Konzentrationsfähigkeit. Außerdem tut der weiche Waldboden den Gelenken gut und das Grün des Waldes hat eine beruhigende Wirkung auf uns.

Blutdruck, Kortisolspiegel und Puls sinken. Mit dem Waldbaden kann man also seinem stressigen Alltag etwas entgegen setzen und Erholung finden. Es geht nicht um „höher, weiter, besser“, sondern um das Fühlen der Existenz im Kontext des Natürlichen. Wir entspannen und geben unseren Sinnen „gutes Futter“.

Drei Tage Waldbaden im Monat stärkt das Immunsystem und hält dann 30 Tage an

Dr. Qing Li, Präsident der japanischen Gesellschaft für Waldmedizin

Welche Techniken kommen beim Waldbaden zum Einsatz?

Es gibt kein bestimmtes Konzept oder einen Ablauf für das Waldbaden. Es existieren verschiedene Techniken, die angewendet werden können aber nicht müssen. Diese kann man auch nach eigenen Wünschen kombinieren. Man geht stets langsam durch den Wald und baut seine Übungen in seinen Waldspaziergang ein. Sicher nicht alle, aber ein paar dieser Entspannungsübungen, die ich kennen lernen durften, nenne ich hier kurz:

Loslassen

Beim Waldbaden geht es um innere Einkehr und Achtsamkeit. Um sich dafür öffnen zu können ist es wichtig loszulassen. Bevor wir uns also ans Waldbaden wagen, legen wir unsere Sorgen symbolisch ab. Wir machen uns frei vom Alltäglichen, von unseren Smartphones, von unserer Last.

Atmen

Waldbaden fördert das Sein im Hier und Jetzt. Damit unsere Gedanken nicht abschweifen, machen wir Atemübungen. Tief und langsam atmen. Den Puls ruhiger werden lassen. Herunterfahren.

Sonnenlichtbaden

Waldbaden ist Entspannung und Energietanken. Wir schließen also die Augen, richten unseren Kopf gen Sonne und nehmen ein Bad im Sonnenlicht. Wir spüren die Kraft der Sonne auf unseren Lidern. Die Augen entspannen sich. Wir führen leichte, kreisende Bewegungen des Kopfes aus, entspannen den Nacken. Zum Schluss reiben wir unsere Handflächen aneinander warm, legen sie auf unsere Lider und geben unseren Augen neue Energie.

Langsamkeit zelebrieren

Waldbaden ist keine Wandertour und auch kein Erlebnispfad. Wir bewegen uns langsam fort. Es ist nicht anstrengend. Wir legen immer wieder kleine Erholungsphasen ein und geben so dem Körper die Möglichkeit auszuspannen und sich zu regenerieren.

Sinne schärfen

Beim Waldbaden ist der Wald der Ort den wir erleben. Dafür aktivieren wir unsere Sinne, ob beim Riechen am moosigen Waldboden, beim fühlen des Waldbodens unter unseren Füßen beim bewusst langsamen Barfußlaufen oder beim Hineinhorchen in den Wald.

Meditieren

Durch Waldbaden finden wir Ruhe und neue Kraft. Mit Meditation wird das besonders unterstützt. Wir wählen daher einen Baum, jeder einen für sich allein und nehmen unter ihm Platz. Er bietet uns Schutz, stärkt uns den Rücken und hilft uns unsere Stille zu finden. Wir können meditieren und uns fallen lassen.

Kreativ sein

Waldbaden regt auch unseren Geist an schöpferisch tätig zu werden. Wir können dem stattgeben in dem wir eine „Waldlandschaft“ gestalten mit den Dingen, die wir auf dem Waldboden finden. Ganz frei und intuitiv ohne Regeln.

Was wir uns vom Waldbaden mitgenommen haben

Wir haben eine Reihe an Sinnestechniken und Inspiration für „langsame“ Aktivitäten im Wald mitbekommen, aus denen wir schöpfen und die wir selbst bei unseren Ausflügen in die Natur vertiefen können. Es gibt keinen bestimmten Ablauf, sondern wir können selbst bestimmen, was uns in dem Moment gut tut und wir gerade brauchen. Ist es das eine Mal ein meditativer Spaziergang, kann es das andere Mal eine kleine Entdeckertour sein. Waldbaden kann also nach den eigenen individuellen Bedürfnissen gestaltet werden. Genau das finde ich klasse. Besonders berauscht war ich vom bewussten barfuß Gehen. Ein echtes Abenteuer-Erlebnis für die Sinne! Das solltet ihr wirklich einmal selbst ausprobieren!

Und wie fühlt man sich nach dem Waldbaden?

Nach der Waldbaden Tour fühlen wir uns erholt. Genau richtig, um das Wochenende zu beginnen. Unsere Körper sind aktiviert und wir haben Energie getankt. Edi ist natürlich nach 3 Stunden an der frischen Luft bereit für ein Schläfchen. Das beginnt sie auch gleich in der Babytrage auf Chris Rücken. Wir sind erfrischt, nicht nur körperlich, sondern auch geistig konnten wir uns rebooten. Das wird definitiv nicht das letzte Mal Waldbaden für uns sein. So ein Bisschen Langsamkeit, verträgt unser sonst so rasanter Alltag ganz gut, denke ich!

In fast jeder Region gibt es mittlerer Weile Kurse im Waldbaden. Probiert es aus und berichtet uns von euren Erfahrungen. Wie habt ihr Waldbaden erlebt? Schreibt es uns in die Kommentare.

Angeleitet zu unserer Waldbaden-Tour hat uns Nico Fliegner, alias der Waldbader. Er ist zertifizierter Kursleiter und hat das Waldbaden zu seinem „nebenberuflichen Hobby“ erklärt. Hauptberuflich geht er der Tätigkeit des Redakteurs bei der Leipziger Volkszeitung nach. In Kooperation mit dem Dübener Heide e.V. bietet er seit 2019 regelmäßig Waldbaden-Termine im Naturpark Dübener Heide an. Das geschützte Landschaftsgebiet ist als größter Mischwald Mitteldeutschlands der ideale Platz für unser Waldbaden Experiment. Es ist reich an mächtigen, alten Baumbeständen, See- und Teichkulturen, sowie einer Vielfalt an Wildtieren.

Über die Autor:in

Leonore Herzog

Leo ist freiberufliche Fotografin und Content Creatorin. Logisch, dass sie da auch die Bildredaktion für den The Female Explorer inne hat. Auch auf Reisen legt sie die Kamera nicht aus der Hand, wenn sie mit Mann, Kind und Hund die Welt entdeckt – am liebsten im Camper.

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