7 Tipps für absolute Vanlife-Beginner:innen


Pauline PickerText / Fotos

Vanlife scheint aktuell wie der heilige Gral, um dem Alltag zu entfliehen: gefühlt ist jede:r zweite mit irgendeiner Art von Vehikel mit Schlafmöglichkeit unterwegs und sucht die Erfüllung, während man frisch gebrühten Kaffee aus der vintage Emaille-Tasse genießt und das handgeknüpfte Makramee sanft in der Meeresbrise schaukelt. Aber wie genau geht das eigentlich, dieses hochgepriesene Vanlife? Und könnt ihr das auch? Damit ihr nicht völlig ahnungslos in die Auszeit on the road startet, gibt es hier 7 Tipps für absolute Vanlife-Beginner:innen.

1Besorgt euch Karten in verschiedenen Maßstäben

Ja, ihr habt richtig gelesen ─ Karten, so richtige, aus Papier! Warum?! Weil Maps und Navi super sind, um von A nach B zu kommen und durch die Stadt zu navigieren… aber nicht zum Entdecken. Auch wenn Google Maps dank der „Gelände-Ansicht“ die Umgebung schon ganz gut abbildet, hilft euch eine richtige Straßenkarte einfach viel besser, um einen guten Überblick zu erhalten. Ihr findet Bergpässe mit jeweiliger Höhe, Aussichtspunkte, Monumente und viele andere spannende Infos. Außerdem sind in einigen Karten „landschaftlich schöne Straßen“ markiert ─ für mich ein absolut wichtiger Parameter für die nächste Etappe! Ich habe immer eine richtige Straßenkarte im Maßstab von mind. 1:110 000 und eine Übersichtskarte im Maßstab 1:400 000 dabei (als ADAC Plus Mitglied könnt ihr euch diese Karten immer kostenlos zuschicken lassen!). Die Papierkarte vom ADAC nutze ich auch, um meine Route im Nachhinein einzuzeichnen und meine liebsten Orte und Stellplätze zu markieren. Es macht übrigens richtig Spaß, das Navi mal nicht einzuschalten und nur nach Karte und Schildern zu fahren, da man die Umgebung ganz anders wahrnimmt ─ Extra-Runden im Kreisverkehr inklusive, huiiii!

2Sonnenstand beachten

Ist ja logisch! Oder? Schließlich geht die Sonne überall auf der Welt im Osten auf und im Westen unter. Aber spätestens wenn ihr das erste Mal eine Route entlang der Ostküste wählt und euch ärgert, dass ihr nie den Sonnenuntergang im Meer seht, werdet ihr an meine Worte denken. Been there, done that. Vor allem in den Wintermonaten kann es übrigens auch smart sein, die Etappe gen Westen bereits am Vormittag zu fahren. Sonst scheint euch die tief stehende Sonne am Nachmittag beim Fahren direkt ins Gesicht und taucht alles wunderschön in warm-goldenes Licht ─ hinter euch.

Sonne durch die Front- oder Heckscheibe?

3Seid nicht auf Campingplätze angewiesen

Freistehen ist ja eh viel romantischer, stimmts? Das mag sein, aber manchmal wünscht man sich trotzdem eine warme Dusche, muss vielleicht endlich mal wieder richtig Klamotten waschen und ggf. die Toilette entleeren. Das Problem: In der Off-Season haben die meisten Campgrounds geschlossen, in der High-Season sind sie zum Bersten gefüllt und ihr müsst oft lange im Voraus reservieren (was beim Vanlife grundsätzlich schwierig ist). Daher mein Tipp: Füllt euer Wasser immer auf, wenn ihr die Möglichkeit habt. Entleert eure Toilette lieber öfter, als dass sie überläuft (ja, auch das ist mir schon passiert). Und duscht immer, wenn ihr die Gelegenheit habt! Streberkind Pauli hat übrigens auch immer einen 10 Liter Reserve-Kanister Diesel dabei (aufgrund wankelmütiger Tankanzeige) und natürlich immer eine Not-Knäckebrot-und-Keks-Ration.

4Macht Pläne und verwerft sie!

Die Erfahrung hat gezeigt ─ Pläne machen ist toll, sie über den Haufen zu werfen noch toller! Ich persönlich mag es, mir für die nächsten 3-4 Tage Etappenziele zu stecken, die ich dann gerne anhand sehenswerter Städte oder landschaftlich schöner Routen lege. Oft genug passiert es aber, dass ich während der Fahrt denke „Oh, da drüben sieht‘s aber toll aus!“. Und das Schöne beim Vanlife? Dann fahr ich halt nach da drüben! Die unsinnigsten Umwege führten mich schon oft durch die großartigsten Landschaften und Orte. Ich folge außerdem der Devise: Fahre immer vom schlechten Wetter weg. Denn bei Dauerregen und Orkan macht roadtripping doch einfach nur halb so viel Spaß. Wenn ihr also nicht so richtig wisst, wohin ihr fahren sollt ─ lasst doch einfach mal den Wetterbericht entscheiden!

5Clever kacken

Über Hygiene und Toilettengang beim Vanlife existieren ganze EnzyKLOpädien (haha.), denn es ist sozusagen die hart diskutierte Geheimwissenschaft der Camper. Und ja ─ darüber muss man mal sprechen und sich ein paar Gedanken machen, denn niemand mag Tretminen und vom Winde verwehtes Klopapier in den Büschen. Ich bin mit meinem kleinen Pittipotti sehr glücklich, das mir Freunde überlassen haben (wahre Freunde schenken sich eben auch mal gebrauchte Plastik-Klos!). Wenn es die Stellplatzsituation zulässt, verrichte ich mein Geschäft aber dennoch lieber draußen. Da der Erfolg der Klappspaten-Methode sehr abhängig vom Untergrund ist, bin ich mittlerweile auf die Doggie-Bag-Variante umgestiegen. Die Tütchen gibt’s überall, meist sogar gratis an den Spendern mit Mülleimer für Hundebesitzer:innen. Einfach Klopapier drauf, Tütchen über die Hand stülpen, einsammeln und entsorgen ─ so wie beim Hund eben auch. Eklig? Nicht so eklig, wie beim Häufchen-hüpfen daneben zu treten!

6Weniger ist mehr!

Und überhaupt ─ wo ist eigentlich immer die zweite Socke?!

Auch wenn es auf den zahlreichen tollen Vanlife-Accounts anders wirkt ─ nein, ihr braucht keine 10 Outfits und dazu jeweils passende Kissenbezüge und Tagesdecken. Auch wenn beim fein-säuberlichen Einräumen des Vans alles gut in die Schränkchen zu passen scheint ─ so ordentlich liegt es da genau einmal drin, nämlich vor Beginn der Reise. Unterwegs werft ihr wahrscheinlich alles wechselweise aufs Bett oder den Beifahrersitz und überhaupt ─ wo ist eigentlich immer die zweite Socke?! Ganz ehrlich: ihr werdet vermutlich so ziemlich immer das Gleiche anhaben und dabei maximal zwischen einem Stadt- und einem Stromer-Outfit wählen und witterungsbedingte Lagen addieren. Wenn ich für Stadtbummel mal eine Jeans und halbwegs saubere Schuhe anziehe, fühle ich mich schon äußerst adrett gekleidet. Ansonsten laufe ich nämlich meistens herum wie ein Lump und bin Queen der most random Outfits: Typ „Socken in Flip-Flops plus Holzfällerhemd und Haremshose“. Manchmal wird eben einfach das übergeworfen, was gerade so herum liegt ─ Hauptsache praktisch!

7Lernt ein paar Wörter auf Landessprache

Okay, das scheint für manche Vanlife-Beginner:innen vielleicht überflüssig, schließlich gibt es ja Englisch. Theoretisch stimmt das ─ praktisch nicht. Und dabei ist es egal, ob ihr im kroatischen Hinterland oder der französischen Cote d’azur unterwegs seid ─ überraschend oft kommt man mit Englisch einfach nicht weiter. Vom Informationsaustausch aber einmal abgesehen, trägt die Geste des „Ich weiß in welchem Land ich bin und kann zumindest Hallo, Danke, Bitte, Entschuldigung und Prost auf Landessprache sagen“ ungemein zum Wohlwollen der Einheimischen bei! Nicht immer sind Camper gern gesehen, da sie sich in der Regel selbst versorgen und nicht viel Geld ausgeben, dafür aber ihren Müll abladen und Parkplätze belagern. Mit einigen holprigen Floskeln kann man da schnell etwas Sympathie wecken und plötzlich helfen euch zahnlose Opis beim Einparken und der Barbesitzer lässt euch eine Nacht auf seinem Parkplatz direkt am Strand stehen.

Extra Tipp für Vanlife-Beginner:innen: Get going!

Wenn ich euch nur einen Impuls mitgeben könnte, wäre es: „Zerdenkt es nicht und fahrt einfach los!“
Ich kenne viele Menschen, die monatelang am perfekten instagramtauglichen Van gebastelt und geschraubt haben, dabei eine Menge Geld investiert haben ─ und dann nie wirklich aufgebrochen sind. Manchmal verrennen wir uns im Streben nach Perfektion, verheddern uns in Vorbereitungen und Checklisten oder prokrastinieren den Aufbruch aus Angst, dass der Traum vielleicht gar nicht unser eigener ist. Daher lege ich euch ans Herz: Einfach erstmal machen. Matratze rein, Gaskocher dazu, Tank füllen, los fahren. Wenn ihr erst einmal aufgebrochen seid, findet ihr viel schneller heraus, was ihr unterwegs wirklich braucht ─ und was nicht. Startet mit einem Probetrip und lernt euch, euer Auto und euer Zusammenleben kennen und optimiert dann Stück für Stück!  

Ihr wisst noch nicht, welches Equipment ihr auf vier Rädern unbedingt braucht? Die VanSisters verraten euch die smartesten Vanlife-Gadgets!

Ihr habt weitere heiße Tipps für Vanlife-Beginner:innen? Dann schreibt sie in die Kommentare!

Über die Autor:in

Pauline Picker

Ob als Guide für Huskytouren bei -30°C im norwegischen Tiefschnee oder als Yogalehrerin im schwül-heißen Sri Lanka – Female Explorer Lektorin Pauli findet immer eine spannende Herausforderung auf ihren Reisen. Nach umfassender Solo-Backpacking-Expertise erobert sie sich jetzt mit ihrem T5 Transporter Pancake das Vanlife-Paradies.

Wilder
Warenkorb
Shopping cart0
Es sind keine Produkte in deinem Warenkorb!
0
nach oben